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Der Zauber des Faun (Gay Romantic Fantasy) (German Edition)

Der Zauber des Faun (Gay Romantic Fantasy) (German Edition)

Titel: Der Zauber des Faun (Gay Romantic Fantasy) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carol Grayson
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viele Ausdrücke in der Sprache des Landes, in dem er jetzt lebte. Nebenbei erfreute er sich noch der Bewunderung des kleinen Spaniers, wenn er vom Hofe des Königs von Frankreich erzählte. Er hätte glücklich sein können. So wie es jetzt war. Wenn nicht diese Träume gewesen wären. Träume, in denen immer wieder diese Musik schwelte. In denen er sich in den dichten grünen Wäldern verlief und nicht mehr zurückfand. Träume, die ihm Angst machten, ihn aber zugleich mit einer merkwürdigen Erregung erfüllten. Eines Tages berichtete er seinem jungen Freund davon.  
    Angelo kniff die Augen zusammen. "Musik dir machen Angst?"  
    "Nein, nicht direkt. Da ist etwas anderes. Die Wälder werden in meinen Träumen zu reinsten Irrgärten. Ich kenne sie nicht mehr wieder. Sie scheinen sich immer weiter auszudehnen und die Bäume sind so riesig, dass man den Himmel nicht mehr sehen kann."  
    "Seltsam. Ich nie träume von Musik. Vielleicht du besser gehen von hier fort?" Ein leises Bedauern klang in der jugendlichen Stimme mit. Nicolas sah Angelo an, der neben ihm am Teich saß. Seine selbstgebastelte Angel hatte er in die weiche Erde gerammt und wartete, bis der Köder - ein fetter Regenwurm - seine Arbeit tat.  
    Er ist noch so verdammt jung , fuhr es Nicolas durch den Kopf, als er spürte, wie sich eine frühlingshafte Regung in seinen Lenden ausbreitete. Die gebräunte Haut, der zarte Flaum um die weich gezeichneten Lippen. Die ungezähmten Locken, die sich um das lachende Gesicht mit den dunklen Augen ringelten und der geschmeidige Körper eines jungen Luchses. Für einige Sekunde sahen sie sich tief in die Augen. Das Himmelsblau von Nicolas Pupillen traf auf das erdige Braun von Angelos. Die Zeit schien für diesen Augenblick stillzustehen. Ich sollte ihn jetzt einfach küssen, war Nicolas nächster Gedankte.  
    "Warum du hast keine Frau?", fragte Angelo mit rauer Stimme plötzlich. Nicolas zuckte zusammen. Verlegen räusperte er sich. "Das… äh... das ist nicht so mein Ding", murmelte er nur und erhob sich. Wieso verspürte er so etwas wie Enttäuschung? Angelo würde in spätestens vier Monaten weiterziehen. Es wäre nur eine Affäre. Höchstens. Wenn überhaupt. Da war wieder der Gedanke an Verlust und Abschied, der wie eine dunkle Wolke den schönen Tag überdeckte.  
    Angelo erhob sich ebenfalls. Ein Lächeln umspielte seinen Mund. "Ich komme morgen wieder. Vielleicht mache ich dann eine Reuse", meinte er fröhlich, packte seine Angel ein, die diesmal ohne Fang geblieben war und zog, leise ein Lied summend, von dannen.  
    Mein Gott, ich wünschte, ich könnte auch noch mal so unbeschwert sein. War das eine herrliche Zeit, dachte Nicolas, als er dem Jungen nachsah. Sie winkten einander zu wie immer. Das Gold seines Ohrrings blitzte in der Sonne kurz auf. Dann verschluckte das Grün des Waldes die zierliche Gestalt des Spaniers. Nicolas stand immer noch da und schaute ihm nach.  
    * * *
    Die Träume blieben. Die Geheimnisse blieben. Angelo blieb. An einem der herrlichen Frühsommertage streiften Nicolas und der junge Spanier durch den Wald. Nicolas zeigte ihm die Spuren der Tiere. Jetzt war die Zeit der Jungtiere und es gab viel zu entdecken. Auf einer Lichtung mitten zwischen dunklen Tannen blieben sie beide wie vom Donner gerührt stehen. Denn sie erblickten etwas Erstaunliches: eine weiße Ricke stand dort ganz allein im hohen, saftigen Gras, das von bunten Blumen durchzogen war wie ein kunstvoll gewirkter Teppich. Waldhummeln, Libellen  und Schmetterlinge summen und schwirrten um sie herum. Über allem lag der goldene Schein eines jungen Morgens. Wie gebannt blickten Nicolas und Angelo auf diese Szenerie, die einem Märchenbuch entsprungen war. Es lag etwas Unberührtes, Heiliges über diesem Bild, das sie ehrfürchtig erstarren ließ. Für eine Sekunde sah das grazile Tier mit den großen, sanften Augen in ihre Richtung.  
    "Wunderschön", flüsterte Angelo und griff nach Nicolas Hand, drückte sie fest und verwirrte damit den ehemaligen Hauptmann umso mehr. Doch es schien, dass mit diesem einzigen Wort der Zauber gebrochen war. Die Ricke sprengte zurück in das dichte Unterholz, und der goldene Schimmer über der Lichtung erlosch. Die beiden Männer atmeten tief durch und traten auf die Lichtung hinaus.  
    "Was war das?", fragte Angelo.  
    "Eine Laune der Natur", meinte Nicolas nur. "Weiße Tiere sind äußerst selten. Die meisten von ihnen sterben früh."
    "Aber dieses Reh war irgendwie ...

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