Der Zauber des Faun (Gay Romantic Fantasy) (German Edition)
Ich bin nur sein Jäger", erwiderte Nicolas hilflos. Sie aber ließ dies nicht gelten. "Ihr beide nehmt mehr, als euch zusteht! Wenn mein Vater nicht aufhört, Wunden in die Wälder zu schlagen, so wird sich dies bitter rächen und er wird mich für immer verlieren." Noch immer erklang dabei die Musik aus den Tiefen des Waldes, doch er konnte ihre Stimme klar und deutlich verstehen.
Nicolas wollte noch etwas antworten, doch sie gebot ihm mit erhobener Hand Einhalt. "Jeder Baum, der fällt, verändert unsere Welt", flüsterte sie noch. Dann löste sie sich in den aufsteigenden silbrigen Nebelschwaden auf und Nicolas erwachte schweißgebadet.
* * *
Als die Sonne aufgegangen war und Nicolas sein Pferd striegelte, hörte er einen Reiter sich nähern. Prinz Radu ritt auf einem Rappen mit prächtigem Zaumzeug vom Waldesrand heran. Nicolas verneigte sich. "Was führt Euch zu meiner bescheidenen Hütte, edler Herr?"
Radu stieg vom Pferd und sah sich desinteressiert um, anstatt zu antworten. "Es geht Euch gut, Hauptman?", fragte er ohne wirkliches Interesse. Dabei zog er sich die Reithandschuhe aus.
"Wie Ihr seht, habe ich alles, was ich brauche, Herr, und dafür bin ich Euch dankbar", meinte Nicolas. Was hatte dieser unerwartete Besuch zu bedeuten?
"Ich sehe es", meinte Radu nur und setzte sich auf eine Bank vor dem Jagdhaus. Nicolas brachte dem Pferd des Prinzen einen Eimer Wasser.
"Seid Ihr zufrieden mit meinen Diensten?", erkundigte sich Nicolas wie beiläufig. Er fühlte sich nicht wohl in der Gegenwart des Prinzen, erst recht nicht nach diesem seltsamen Traum von Caralina.
"Die Jagdsaison beginnt erst im Herbst. Mein Vater und ich werden Euch dann begleiten", meinte Radu nur, ohne ihn anzusehen. Im Herbst werde ich nicht mehr da sein, dachte Nicolas, sagte jedoch nichts. Warum rückte der Prinz nicht endlich mit der Sprache heraus? Er war doch wohl nicht zufällig hier gelandet. Radu schaute sich noch immer die Gegend an, als er fragte. "Und es ist Euch wirklich nicht zu einsam hier? So ein junger Mann mitten in der Wildnis?"
Was soll denn diese blöde Frage?
"Nein, Prinz Radu, ich fühle mich sehr wohl hier", antwortete Nicolas vorsichtig. Der Prinz nickte zustimmend und erhob sich wieder. Er blickte Nicolas nun direkt an. Das waren die Augen seiner Schwester, die er heute Nacht im Traum gesehen hatte, durchfuhr es Nicolas. Augen so schwarzbraun wie die Tümpel eines Moores. Er räusperte sich verlegen, als der Fürstensohn ihn so unverblümt anstarrte. Er erinnerte sich aber auch an die Mahnung, die das Mädchen ihm heute im Traum mitgegeben hatte. Sollte er den Bruder darauf ansprechen? Er entschied sich dafür, es nicht zu tun. Noch nicht.
Prinz Radu betrachtete den großen, schlanken Mann vor sich, ließ seine Blicke über den durchtrainierten Körper gleiten, über das helle Haar, das in wirren Strähnen um das scharf gezeichnete Gesicht fiel, bis sie an den strahlend blauen Augen hängen blieben.
"Sehnt Ihr Euch nicht manchmal nach der Umarmung eines Weibes?", fragte er Nicolas geradeheraus. Der blonde Franzose schluckte. Etwas Ähnliches wurde er vor gar nicht allzu langer Zeit schon einmal gefragt. Er schüttelte nur stumm den Kopf und wandte sich ab, um sich wieder den Pferden zuzuwenden, die friedlich nebeneinander standen. Dabei sah er zum Waldrand hinüber. Täuschte er sich, oder sah er da kurz Angelos schwarzen Lockenkopf zwischen dem satten Grün des Unterholzes auftauchen? Aber es konnte auch ein flüchtiger Schatten gewesen sein.
"Einen prachtvollen Hengst habt Ihr da, Prinz Radu", wollte er das Gespräch von sich ablenken, doch der junge Fürst ließ nicht locker.
"In der Tat", lächelte er mit einem spitzfindigen Unterton in der Stimme. "Aber er ist nicht leicht zu reiten."
Nicolas tätschelte den Hals des Pferdes. Radu trat zu ihm und tat das gleiche. Dabei berührten sich ihre Hände. Radus Daumen streichelte sanft über Nicolas Handrücken. "Aber ich bin es gewohnt, widerspenstige Hengste zu zähmen", ergänzte er leise. Der junge Rumäne warf ihm einen vielsagenden Blick zu, bevor er sich in den Sattel schwang und die Zügel aufnahm.
"Falls Ihr Euch doch jemals einsam fühlen solltet, lasst nach mir schicken", lächelte er und gab dem Rappen die Sporen. Der Hengst schnaubte empört und trabte davon.
"Puh", sagte Nicolas laut zu sich selbst. Was war das denn gewesen? Erst war er monatelang allein durch die Lande gezogen, und
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