Der Zauber des Faun (Gay Romantic Fantasy) (German Edition)
die beiden Männer stemmten sich gegen die Steine, die eine schmale Öffnung freigaben. Nacheinander zwängten sie sich in den dunklen Raum, der nur von ihrer Fackel erhellt wurde. Schnell erkannten sie, dass sie sich in einer der Zellen befinden mussten. Deren eisenbeschlagene Türe war nicht verschlossen. Hier unten gab es keine menschlichen Gefangenen mehr.
Hat er die letzten umgebracht oder freigelassen? Doch jetzt war keine Zeit, um über die Taten des alten Fürsten nachzudenken. Sie traten hinaus auf den Gang. Es dauerte einige Minuten, bis der ehemalige Hauptmann sich wieder erinnern konnte, wo genau sie sich befanden.
"Da lang", meinte er schließlich und deutete nach rechts. Ihre Schritte machten ein leise kratzendes Geräusch auf dem Steinboden, so sehr sie sich auch bemühten, vorsichtig aufzutreten. Nicolas war sich zwar sicher, dass sich hier unten niemand hin verirrte, trotzdem fühlte er sich beobachtet. Der Instinkt des Soldaten sagte ihm, dass sie in diesem Gewölbe leicht in eine Falle geraten konnten. Vielleicht hatte Prinz Radu ihm ja genau aus diesem Grund den gefangenen Faun gezeigt?
Sein Misstrauen schwand erst, als sie tatsächlich vor dem Verlies des Mischwesens standen und dieses wieder mit traurigem Blick durch die Gitter starrte. "Ich wusste, dass du kommen würdest", sagte Aurel mit seiner tiefen, angenehmen Stimme. Angelo gaffte ihn mit offenem Mund an. Die grünen Augen musterten Nicolas´ Begleiter, als wollte er in dessen Seele schauen. Angelo wirkte erschüttert. Sein Volk war reich an allerlei Legenden und Mystik, doch ein Zauberwesen so nah vor sich zu sehen, war doch etwas Unglaubliches.
"Und einen treuen Freund hast du mitgebracht", bemerkte Aurel jetzt mit einem kleinen Lächeln. Es schien, als habe er sich mit einem Blick von Angelos Rechtschaffenheit überzeugt. Nicolas nickte nur. Dann wandte er sich um, blickte sich suchend in dem Vorraum der Zelle und auf dem Gang davor um. Der Haken, an dem der Bronzeschlüssel gehangen hatte, war leer. Wo war nur dieser verdammte Schlüssel? Er begann, nervös zu werden, als Angelo sich schließlich aus seiner Starre löste und ihm bei der Suche half. Minuten vergingen.
"Verdammt, der Prinz muss ihn mitgenommen haben", fluchte Nicolas leise, als ihre Bemühungen ergebnislos verliefen. Hilflos schauten sie den hochgewachsenen Faun an, der den größeren Nicolas um einen guten Kopf überragte.
"Jetzt sind wir so weit gekommen und nun....", verstummte Nicolas wütend, weil ihm ein Kloß im Hals saß.
"Wir hätten es besser planen sollen", murmelte Angelo fast entschuldigend und senkte den Kopf. Die dunklen Locken fielen dabei über seine Stirn wie ein Vorhang. Er wirkte in diesem Moment wie ein hilfloser kleiner Junge, und Nicolas legte ihm seinen Arm um die Schultern. "Es ist nicht deine Schuld", flüsterte er tröstend.
"Trotzdem müssen wir uns unbedingt etwas einfallen lassen", überlegte er laut weiter. "Offenbar hat der Prinz den Schlüssel zum Verlies mitgenommen. Es ist noch früh am Morgen. Wenn wir Glück haben, schläft er lange. Ich werde versuchen, mich in sein Zimmer zu schleichen und den Schlüssel suchen."
"Das ist viel zu gefährlich, amigo mio!", protestierte Angelo heftig. Seine Augen blickten ängstlich zu seinem Freund hoch. "Er wird dich einsperren lassen wie diesen Faun, wenn er dich erwischt."
Nicolas musste lächeln. "Nein, das wird er nicht", sagte er kopfschüttelnd, fügte aber keine Erklärung für seine Behauptung hinzu. So ganz sicher war er sich selbst nicht. Stattdessen blickte er wieder zu dem gefangenen Mischwesen, das ihn mit durchdringend grünen Augen anschaute, als wüsste es genau, was in ihm vorging.
Überhaupt schien Aurel vieles zu wissen und ebenso vieles unausgesprochen zu lassen. Doch da Nicolas bereit war, sich für ihn zu opfern, wollte er nicht länger schweigen.
"Nimm das! Es wird dir helfen, denn dein Degen wird nutzlos sein", forderte er Nicolas auf. Aurel streckte dabei seine behaarte rechte Hand durch die Gitterstäbe. Eine kleine, grünlich schimmernde Phiole lag darin. Der bauchige grüne Glasflakon war kunstvoll mit goldenen Ranken verziert, und die nach oben hin schmal zulaufende Öffnung wurde von einem Deckel in Form einer runden Beere verschlossen.
"Dies ist ein Trank aus magischen Kräutern. Einige wenige Tropfen davon werden den Prinzen in einen tiefen Schlaf versetzen. Mische sie in seinen Wein, doch hüte dich, zuviel
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