Der Zauber des Faun (Gay Romantic Fantasy) (German Edition)
davon zu nehmen. Das könnte tödlich sein. Bedenke, er muss es hinunterschlucken, damit es seine volle Wirkung entfaltet."
Mit einem mulmigen Gefühl griff Nicolas nach der kleinen Flasche, von der ein pulsierendes, inneres Leuchten ausging, das einer Warnung glich. Er schluckte. "Danke", sagte er und zu Angelo gewandt: "Ich werde mich beeilen." Dann machte er sich auf den Weg zu den Gemächern des Prinzen. Sein Gefährte blieb voller Sorge allein bei Aurel zurück.
* * *
Nachdem er unbehelligt bis in die oberen Stockwerke der Burg vorgedrungen war, verhielt sich Nicolas de Vervier wie ein ganz normaler Besucher. Das war am unauffälligsten. Schließlich stand er in Diensten des Fürsten und viele andere Bedienstete kannten ihn hier. Die Sonne war bereits aufgegangen, und es herrschte die übliche Geschäftigkeit, um den hohen Herrschaften den Tag so angenehm wie möglich zu gestalten. Er fragte eine Magd nach dem Gemach des Prinzen und diese wies ihm den Weg.
Vor dem Zimmer des Prinzen, dessen Türen das fürstliche Siegel aufwiesen, standen zwei Wachen. Nun galt es, sich rasch etwas einfallen zu lassen, um die aus dem Weg zu räumen. Nicolas beschloss, diese direkt anzusprechen. "Euer Hauptmann gab mir eine Nachricht für Euch auf den Weg. Ihr sollt rasch zum Südtor kommen, dort wurde ein wilder Bär gesichtet. Ich bin der Jäger des Fürsten und will ihm und seinem Sohn Bericht erstatten."
Sein Herz klopfte bei diesen Worten bis zum Hals. Eine fadenscheinige Ausrede, doch anscheinend tat sie ihren Zweck. Die beiden Wachleute nickten eifrig und verließen ihren Posten. Nicolas warf einen schnellen Blick nach links und rechts den Gang hinunter. Als niemand zu sehen war, schlüpfte er durch die Türe ins Zimmer, wo ihn ein dämmriges Licht empfing, das durch eine Ritze zwischen den schweren Brokatvorhängen blinzelte
Der Geruch von Leder und einem rauchigen Parfüm - das ganz offensichtlich aus dem ihm verhassten England stammte - vermischte sich mit dem Duft des frisch bezogenen Leinens auf dem Himmelbett. Ein weißes Nachtgewand lag achtlos weggeworfen vor dem Bett auf dem Boden. Radu selbst schlief mit nacktem Oberkörper und einem weißen Unterkleid auf dem zerwühlten Kissen. Seine Haare wirkten am Stirnansatz feucht und strähnig
Er scheint eine unruhige Nacht gehabt zu haben , fuhr es Nicolas durch den Kopf. Doch was machte er sich einen Kopf um das Wohlbefinden des Prinzen, während zwei Gefangene im Verlies mit flatternden Herzen um seine Rückkehr bangten? Wo war dieser Schlüssel?
Er wandte seinen Blick von dem Schlafenden ab und ließ ihn durch den Raum schweifen. Langsam gewöhnte er sich an das graugoldene Dämmerlicht. Schwere, alte Möbel und Truhen, Wandteppiche mit Jagdszenen, wie man sie überall bei Hofe fand, Waffen an den Wänden, kleine Reiterstatuen aus Silber und bemalte Vasen aus edlem, französischem Porzellan. Eine goldene Schale auf einer Anrichte am Fenster zog seine Augen an und er durchquerte den Raum vorsichtig auf Zehenspitzen. Einmal zuckte er zusammen, als Radu sich in seinem Bett herumdrehte. Als es wieder still war, ging Nicolas weiter. Innerlich betete er darum, dass jetzt keiner der Diener klopfen möge, um den Prinzen zu wecken.
Es schien, als hätte sein Instinkt ihn richtig gelenkt. Tatsächlich lagen die bronzenen Schlüssel zum Verlies des Fauns in dieser Schale. Hastig griff der Jäger hinein und steckte den Schlüssel in seinen Hosenbund. Dann wandte er sich um, um den Raum unbemerkt wieder zu verlassen. In diesem Augenblick schlug Prinz Radu die Augen auf.
"Nicolas", seufzte er in sehnsüchtigem Erwachen und streckte die Hand nach ihm aus. Es blieb dem jungen Franzosen nichts weiter übrig, als gute Miene zum bösen Spiel zu machen. Er trat zu dem Fürstensohn ans Bett und begrüßte ihn ehrfurchtsvoll. "Endlich bist zu gekommen!" Mit diesen Worten richtete sich Radu in seinen Kissen auf. Mit der rechten Hand klopfte er auf das Laken. "Setz dich doch. Es braucht dir nicht peinlich zu sein."
Fieberhaft überlegte Nicolas, wie er aus dieser Bredouille wieder herauskam. Die kleine Phiole trug er in seinem offenen Hemd, doch wie sollte er sie unbemerkt herausnehmen? Der Prinz würde bestimmt nicht freiwillig ein Schlafmittel einnehmen. Nicolas musste sich für kurze Zeit auf das Spiel der Verführung einlassen und zu einem Trick greifen. Also tat er so, als würde er zögern.
"Wartet, mein Prinz", meinte er
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