Der Zauber des Faun (Gay Romantic Fantasy) (German Edition)
Wegkreuzung zu treffen.
Entschlossen betrat er die Dorfstraße, die seltsam schweigend vor ihm lag. Ein paar Kinder spielten mit jungen Hunden. Eine alte Frau schritt mit einer Kippe Holzscheite ihres Weges. Eine andere ging mit ihrer Wäsche zum Brunnen. Nicolas schritt ohne zu Zögern auf die Schmiede zu - aus der heute Morgen nicht der stetige Rhythmus von Amboss und Hammer klang - und öffnete den angrenzenden Stall, in dem die vierbeinigen Kunden des Hufpflegers warteten. Er erkannte im Halbdunkeln mehrere Pferde mit dem fürstlichen Brandzeichen auf der Kruppe in den Ständern, auch Radus Rappe war darunter. Mit kundigen Händen zäumte und sattelte Nicolas das große Tier und führte es hinaus.
Dort wartete bereits der Schmied, ein grobschlächtiger Mann in einfacher Kleidung mit ungepflegten Haaren und zerzaustem Bart und versperrte ihm den Weg. Eine Weste aus festem Rindsleder bedeckte den rußgeschwärzten Oberkörper nur knapp und betonte die muskulösen Oberarme. In den kräftigen Händen vor der Brust trug er den Hammer, der nun wie eine Drohung wirkte. Sein wesentlich kleinerer Gehilfe stand in Lederschürze und mit nacktem Oberkörper daneben, eine Eisenkette in der Hand. Der Geruch von Schweiß und Asche drang in Nicolas´ Nase. Mit einem Degen würde er den beiden Grobianen nicht beikommen können, das sah er auf den ersten Blick. Die Männer starrten sich an.
"Pferdediebe werden bei uns gehängt", verkündete der massige Schmied mit tiefer Stimme. Dichte Brauen zogen sich wie Gewitterwolken über den grauen Augen zusammen.
Nicolas blieb möglichst gelassen. Er antwortete mit ruhiger und fester Stimme: "Bei uns auch, Meister Schmied, doch ich mache mich keines Diebstahls schuldig. Ich bin der Jäger des Fürsten, wie Ihr wisst, und im Auftrage seines Sohnes Radu hole ich dieses Tier, das IHR gestohlen habt. Oder wollt Ihr diese Tatsache bestreiten? Vielleicht habt Ihr mit der üblen Brandschatzung gestern Euren Wald gerettet, doch an Euer aller Hände klebt Blut, das Blut Eures Fürsten!"
Schmied und Gehilfe sahen sich zweifelnd an, dann wieder zu Nicolas. "Der Prinz lebt?", fragten sie fast gleichzeitig ziemlich verunsichert.
Nicolas hätte fast laut losgelacht. Stattdessen nickte er ernst. "Ja, er lebt, und er fordert sein Eigentum zurück, damit er anderweitig ein neues Leben beginnen kann, nachdem IHR ihm alles genommen habt."
"Wo ist er denn?" wollte der Gehilfe lauernd wissen.
"Er wartet dort am Ende der Straße. Wir sind gerade aus seiner zerstörten Burg gekommen. Soll ich ihn holen, damit er euch persönlich zur Rechenschaft ziehen kann?"
Der Schmied schnaubte verächtlich und wog bedächtig den Hammer in seiner Hand. "Er verlangt nur dieses eine Pferd?" vergewisserte er sich.
"Ja, nur dieses eine!"
"Gut, dann zieht von dannen. Wir möchten niemanden aus dem Hause Codrea jemals wiedersehen. Sagt ihm das."
Nicolas stieg in den Sattel. "Das werde ich, verlasst euch darauf. Ebenso wenig wie Prinz Radu Umgang mit Mördern und Dieben pflegt."
Mit diesen Worten schlug er dem Tier die Fersen in die Flanken, das einen Satz nach vorne machte, sodass die beiden Männer beiseite sprangen. Dann galoppierte er zornig davon. Der Rapphengst gehorchte ihm nur widerwillig und versuchte, mit Auskeilen den ungewohnten Reiter loszuwerden, doch der Hauptmann kannte sich mit Pferden aus und lenkte den Hengst zurück zu seinem Herrn, wo er schnaubend und stampfend zum Stehen kam. Radu saß auf einem Baumstumpf, während der Maulesel friedlich graste. Als er den Reiter heranstürmen sah, erhob er sich freudig. Nicolas sprang aus dem Sattel, und der Prinz ergriff die Zügel seines Rosses.
"Dass du Magico überhaupt hierher gebracht hast, sagt mir, dass du ein guter Reiter bist. Er duldet sonst niemanden lange auf seinem Rücken", grinste Radu und klopfte dem Hengst beruhigend den Hals. "Hab ich gemerkt", gab sein Gefährte kurz angebunden zur Antwort. Nicolas war immer noch wütend wegen der Dorfbewohner, ließ sich aber Radu gegenüber nichts anmerken. Wieder warf er einen Blick auf das Himmelszelt. Die Sonne näherte sich ihrem Zenit.
"Wir müssen los!", drängte Nicolas.
"Wohin denn?", fragte Radu erstaunt.
"Frag nicht, wir haben eine Verabredung", lächelte Nicolas geheimnisvoll und deutete dem Prinzen an, aufzusteigen. Der schwang sich auf den Rücken des unruhigen Tieres und zog diesmal Nicolas hinter sich hoch. "Den Maulesel lassen wir hier. Den wird bestimmt bald
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