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Der Zauber einer Winternacht

Der Zauber einer Winternacht

Titel: Der Zauber einer Winternacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: CATHLEEN GALITZ
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antreten würden, wenn sie nicht ein anderer bezahlte. Es überraschte sie nicht sonderlich, dass die beiden einen Urlaub in irgendeiner exotischen Ecke der Welt dem Weihnachtsstress daheim vorzogen.
    Einen Baum schmücken, Geschenke einpacken und Zeit für einen Sohn erübrigen, der sie ihrer Meinung nach sowieso sträflich vernachlässigte? Nein, das war nicht ihr Ding. Außerdem war Gillian ja nicht mehr da, um sich für sie abzurackern, während Bryce sich in der Firma von ihnen erholte. Ihre Schwestern mochten eine schwere Prüfung für ihn gewesen sein. Seine Eltern hatten dasselbe für Gillian dargestellt.
    Nicht ohne Grund war sie immer davon überzeugt gewesen, dass Bryce ihrem Vater näherstand als seinem. Sedrick McFadden war unglaublich egoistisch und geizig. Seine Frau Donna stand ihm dabei in nichts nach.
    Gillian vermutete, dass Bryce deshalb so großzügig war, weil er Angst hatte, er könne eines Tages genauso ein Geizkragen werden wie seine Eltern. Schon als Kind hatte er morgens und abends Zeitungen ausgetragen, weil von ihm erwartet wurde, dass er sich sein Taschengeld selbst verdiente.
    In seiner Jugend hatten die Eltern ihn überwiegend sich selbst überlassen. Erst nach seiner Heirat mit Gillian nahmen Sedrick und Donna sich mehr Zeit für ihren Sohn und kamen häufig zu Besuch. Natürlich immer dann, wenn es ihnen selbst am besten passte, egal wie viel Bryce zu tun hatte oder wie erschöpft ihre schwangere Schwiegertochter war.
    Sie betrachteten ihre Besuche als großzügiges Geschenk an ihre Kinder und hielten es für selbstverständlich, dass sie zum Dank von vorn bis hinten bedient wurden. Die guten Tage genossen sie gern mit Bryce, die schlechten deutlich weniger gern. So hatten sie auch Gillian deutlich zu verstehen gegeben, dass sie ein großes Opfer brachten, indem sie persönlich zu Bonnies Beerdigung erschienen, statt nur eine Beileidskarte zu schicken.
    Mit einiger Mühe rief Gillian sich in die Gegenwart zurück. „Ich rufe dich an, wenn ich die Einzelheiten unserer Reise geklärt habe. Ich weiß es wirklich zu schätzen, dass du das für mich tust – für Daddy, meine ich natürlich.“
    Sie spürte, dass sie schon wieder rot wurde, und wünschte sich nur noch eins: die Wohnung so schnell wie möglich zu verlassen. Als das Telefon klingelte, nutzte sie die Gelegenheit und verabschiedete sich hastig. Erst draußen im Flur beruhigte sich ihr Puls allmählich wieder.
    Mit zittrigen Händen drückte Gillian den Knopf für den Fahrstuhl. Immer noch hatte sie das lachende Gesicht des kleinen Robbie vor Augen, und es gelang ihr einfach nicht, das Bild aus ihrem Kopf zu verbannen. Wieder einmal überfiel sie das beklemmende Gefühl, als Frau versagt zu haben. Bitterkeit erfüllte sie. War es etwa gerecht, dass die eine Frau sich an einem glücklichen gesunden Kind erfreuen durfte, während der anderen dieses Glück versagt blieb?
    Es war schon seltsam: Was ihr am stärksten wehtat, war gar nicht der Umstand, dass Bryce sein Leben neu geordnet hatte.
    Mit einer anderen Frau.
    Und mit einem kleinen blonden Engel, der fast genauso aussah wie Bryce auf alten Kinderfotos.
    Es war vielmehr die Tatsache, dass allen Befreiungsversuchen zum Trotz ihre Vergangenheit immer noch wie ein Bleiklotz an ihr hing und sie hilflos mitansehen musste, wie die Welt sich ohne sie weiterdrehte.

4. KAPITEL
    Nur drei Tage später stand Gillian wartend in der Abfertigungshalle des Flughafens. Sie fragte sich insgeheim, ob Bryce überhaupt auftauchen würde. Wie vermutet, war es relativ leicht gewesen, Flugtickets zu bekommen – natürlich zu einem stark überhöhten Festtagspreis. Das Packen hatte sich als deutlich schwieriger erwiesen, denn auf den Motorschlitten, die sie auf dem letzten Stück ihrer Reise benutzen würden, war nur Platz für das Allernotwendigste.
    Ein bisschen fühlte Gillian sich wie das Michelin-Männchen – so dick eingemummelt in mehrere Lagen Winterkleidung, dass sie sich kaum bewegen konnte. Sie öffnete den Reißverschluss ihres Mantels. Darunter trug sie einen weiten flauschigen Pullover und dicke Jeans, die sie über ein Paar lange rosa Unterhosen gezogen hatte.
    Ihr Handy klingelte. Sie nahm das Gespräch an, in der Befürchtung, Bryce wolle in letzter Minute absagen. Doch zu ihrer Erleichterung erkannte sie trotz des Umgebungslärms sofort die Stimme ihrer Schwester Stella.
    „Nein, er ist noch nicht da“, erklärte sie.
    Sosehr sie sich auch im Moment über Bryce ärgerte, sie

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