Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Zauber einer Winternacht

Der Zauber einer Winternacht

Titel: Der Zauber einer Winternacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: CATHLEEN GALITZ
Vom Netzwerk:
wenig Farbe entgegenzusetzen. Nichts an diesem Luxusapartment erinnerte an ihr einstiges gemütliches Zuhause mit blühenden Blumen auf den Fensterbänken, mit den echten Gemälden an den Wänden, antiken Möbeln, dem hellen kleinen Zimmer mit der Teddybären-Tapete …
    Hör auf damit!
    Zornig drängte sie die Erinnerungen zurück, die ungebeten auf sie einstürmten. Sie konnte es sich nicht leisten, sich von dem Anliegen ablenken zu lassen, das sie hierhergeführt hatte. Es fiel ihr auch so schon schwer genug, Haltung zu bewahren.
    „Möchtest du eine Tasse Kaffee?“, fragte Bryce.
    „Gern.“ Gillian lächelte schwach. Damit würde sie wenigstens ihre Hände beschäftigen, wenn sie einen Becher hielt.
    Bryce half ihr aus dem schweren Wintermantel. Diese selbstverständliche Höflichkeitsgeste erschien Gillian vertraut und unwirklich zugleich. Draußen war es bitterkalt, und es schneite seit Stunden. Aber ihr war unangenehm heiß. Selbst in diesem so fremdartig und kalt eingerichteten Wohnzimmer reichte sein schwacher Duft aus, um ihr wieder bewusst zu machen, warum und wie sehr sie diesen Mann einst geliebt hatte.
    Er verließ das Zimmer, und Gillian nutzte die Gelegenheit, um sich das wunderschöne Adventsgesteck näher anzusehen. Eine Grußkarte steckte darin. Bryce würde jeden Augenblick zurück sein, aber ihre Neugier war stärker als die Angst vor einer peinlichen Überraschung. Gillian nahm die Karte und las:
    Ja, ja! Tausendmal ja!
    In Liebe,
    Vi
    Wer zum Teufel war Vi?
    Ganz kurz machte sich ein gehässiger Gedanke in Gillian breit: Das war gar kein Name, sondern das römische Zahlzeichen für sechs, und Bryce nummerierte seine Frauen mittlerweile durch. Aber natürlich war ihr klar, dass die wenigen Worte in erkennbar weiblicher Handschrift etwas anderes signalisierten – vielleicht die Annahme einer Wochenend-Einladung. Oder ging es um wesentlich mehr?
    Der Gedanke, Bryce könnte einer Frau einen Heiratsantrag gemacht haben, traf sie wie eine eiskalte Dusche. Verflixt, schon wieder ging ihre Fantasie ihr durch! Sie durfte sich nicht so gehen lassen. Bei dieser Unterredung stand viel zu viel auf dem Spiel. Hastig steckte sie die Karte zurück. Gerade rechtzeitig, bevor Bryce mit dem Kaffee ins Zimmer trat. Gillians Hände zitterten, als sie ihre Tasse entgegennahm.
    „Instant“, sagte er entschuldigend. „Kein Vergleich zu deinem Kaffee.“
    „Danke.“ Sie setzte sich auf die Couch – und war erleichtert, dass Bryce den Sessel nahm, statt neben ihr Platz zu nehmen. So konnte sie wenigstens halbwegs entspannt mit ihm reden, ohne ständig vor zufälligen Berührungen Angst haben zu müssen.
    Im Grunde hatte sie wenig Bedenken, dass sie sich in die Haare kriegen könnten. Aber ihre unerwartet heftigen emotionalen Reaktionen auf diesen Mann erschreckten sie. Dass Vis kurzer Gruß es fertigbrachte, sie in rasende Eifersucht zu versetzen, war mehr als nur leicht beunruhigend.
    Sie nippte an dem Kaffee und dachte, dass Bryce recht hatte. Die Brühe schmeckte grauenvoll. Urplötzlich überfiel Traurigkeit Gillian bei dem Gedanken, dass er Morgen für Morgen in dieser unpersönlichkalten Wohnung mit so einem scheußlichen Gebräu vorliebnahm. Er hatte es immer so genossen, den Tag mit einem frisch gemahlenen und aufgebrühten Kaffee zu beginnen.
    Im Bett. Mit ihr.
    Hart stellte sie ihre Tasse auf den Tisch. Bryce rieb sich das unrasierte Kinn. Prompt fiel Gillian wieder ein, wie sich die rauen Bartstoppeln angefühlt hatten.
    Er schaute sie erwartungsvoll an. Small Talk lag ihm nicht, schon gar nicht, wenn etwas Wichtiges zu besprechen war, das wusste sie.
    „Na schön“, sagte sie. „Wollen wir auf das unverbindliche Geplauder verzichten und gleich zum Thema kommen?“
    „Das wäre wirklich sehr nett.“ Sein Sarkasmus war unüberhörbar.
    Da Gillian ohnehin nicht wusste, wie sie ihm ihr Anliegen diplomatisch erklären sollte, fiel sie kurzerhand mit der Tür ins Haus: „Stella und Rose wollen Dad entmündigen lassen.“
    Bryce sah Gillian vollkommen entgeistert an. Er presste die Lippen zusammen, und ein stahlharter Glanz trat in seine Augen. „Und was hab ich damit zu tun?“
    Diese Frage hatte sie zwar nicht unbedingt erwartet, aber sie war natürlich berechtigt. Gillian konnte es ihm nicht verübeln, dass er nicht wieder in die quälenden Angelegenheiten ihrer Familie hineingezogen werden wollte.
    „An sich ist das wirklich nicht dein Problem“, gab sie zu, „aber ich bin auch nicht

Weitere Kostenlose Bücher