Der Zauber einer Winternacht
mir davon zu erzählen?“, fragte er mit versteinertem Gesicht.
Gillian nickte. „Nach dem dritten Monat. Oder nach deiner Hochzeit mit Vi. Je nachdem, was früher eingetreten wäre.“
Er lachte trocken und völlig humorlos.
Gillian berührte sein Gesicht mit zitternden Fingern und versuchte zu erklären: „Ich wollte dich nicht mit meiner Schwangerschaft erpressen. Ich hätte den Gedanken nicht ertragen, dass du dich wieder mit mir einlässt, obwohl du in Wirklichkeit lieber mit einer anderen zusammen wärst. Ich wollte nicht, dass du dich verpflichtet fühlst, deine Beziehung zu Vi und dem kleinen Jungen aufzugeben, der dich schon als seinen Vater betrachtet.“
„Ich werde sein Freund bleiben“, sagte Bryce mit Nachdruck. „Ich werde immer sein Freund sein.“
Wenn er befürchtet hatte, sie würde ihm das auszureden versuchen, hatte er sich getäuscht. Gillian hatte keineswegs die Absicht, ihm wieder zu nehmen, was er in Robbie gefunden hatte. Der Junge tat ihr leid – und seine Mutter ebenfalls.
Während sie jetzt darüber nachdachte, schaute Bryce ihr so tief in die Augen, dass sie meinte, ihre Seelen müssten sich berühren.
„Da das nun geklärt ist, musst du noch etwas wissen: In meinem ganzen Leben habe ich nur eine Frau jemals geliebt, und ich möchte sie nie wieder verlieren. Ich kann mir nichts Aufregenderes vorstellen, als mit dir und dem Baby noch einmal ganz von vorn anzufangen.“
Er unterstrich diese Aussage, indem er Gillian an sich zog und den Seufzer auf ihren Lippen unter einem leidenschaftlichen Kuss erstickte. Sie hegte nur einen Wunsch: dass dieser Kuss nie enden würde.
„Möchtest du, dass ich vor dir niederknie?“, fragte Bryce.
Lachend und unendlich erleichtert schüttelte sie den Kopf.
Sie war unendlich glücklich und konnte leicht auf solche Formalitäten verzichten. Desgleichen auf feierliche Liebesschwüre. Das Leben hatte sie gelehrt, dass nicht selbstverständlich ein schöner Tag auf den nächsten folgte. Und trotz dieses Wissens wollte sie sich nie wieder von Angst oder Schuldgefühlen lähmen lassen.
Nicht jeder hatte das Glück, eine zweite Chance zu erhalten – eine Chance, das Leben so vollkommen zu gestalten, wie es auf einem verrückten, unvollkommenen Planeten nur möglich war.
„Das ist nicht nötig“, erwiderte sie lächelnd. „Ich werde dich heiraten. Nächstes Jahr, nächste Woche, morgen oder auch sofort, wenn du willst.“
„Es kann mir gar nicht schnell genug gehen.“
Lächelnd beugte er sich über sie, um sie noch einmal zu küssen – und zuckte überrascht zurück, als von nebenan jemand laut verkündete: „Hier brennt irgendwas!“
„Deine Ohren wahrscheinlich!“, rief Gillian zurück.
Bryce lachte. „Ich kann es kaum erwarten, das Gesicht deines Dads zu sehen, wenn er erfährt, dass er Großvater wird!“
Er stand auf und reichte der Frau, die er nie aus seinem Herzen hatte verbannen können, feierlich die Hand. Die Vergangenheit hatte so vielen bitteres Leid zugefügt. Doch die Zeit würde nicht nur aus ihrem Leben die Leere vertreiben, Bryce blickte hoffnungsvoll in die Zukunft.
Liebevoll legte Gillian ihre Hand in seine, und sie gingen gemeinsam hinaus in die Küche, um ihrem Vater die frohe Botschaft zu überbringen.
„Hoffentlich hat er genügend Anstand, wenigstens so zu tun, als wäre es eine Überraschung“, sagte Gillian und schenkte ihrem Mann ein Lächeln, das ein sinnliches Versprechen enthielt, auf Nächte voller Leidenschaft und auf ein glückliches Leben, das sie teilen würden.
– ENDE –
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