Der Zauber eines fruehen Morgens
Mutter nur so etwas behaupten?«
»Ich muss zugeben, ich war auch etwas schockiert über diese Hasstiraden«, gestand er. »Ich habe sie darauf hingewiesen, dass sich ihre Tochter hier sehr wohlgefühlt hat, dass sie von allen sehr geschätzt wurde und ich den Eindruck hatte, dass Sie einen guten Einfluss auf sie ausüben. Aber es war sinnlos. Tut mir leid, Reilly.«
»Haben Sie ihr erzählt, dass Miranda Sergeant Fergus heiraten wollte?«
»Nein. Ich hielt es unter den Umständen für unangebracht.«
»Ich bin als Freiwillige hier. Könnten Sie mich daran hindern, wenn ich morgen auf Urlaub nach Hause fahren will?«
Er sah sie einen Moment lang an, als wollte er die Situation abwägen. »Nein, hindern kann ich Sie daran nicht. Doch ich würde Ihnen dringend raten, sich das noch einmal gut zu überlegen. Wir brauchen Sie hier, und Mrs. Forbes-Alton hat gute Beziehungen zu den höchsten Stellen und wird vermutlich nicht davor zurückscheuen, sie spielen zu lassen, wenn man ihr die Stirn bietet. Denken Sie in aller Ruhe darüber nach! Ich bin sicher, Ihre Freundin würde nicht wollen, dass Sie Ihre Zukunft aufs Spiel setzen, nur um bei ihrer Beerdigung anwesend zu sein.«
Belle setzte gerade zu einer zornigen Erwiderung an, als ein amerikanischer Militärwagen vorbeifuhr. Sie sah, wie ein vertrautes Gesicht erst zu ihr, dann zum Captain blickte, ehe der Wagen stehen blieb und dann zurücksetzte.
»Das ist Sergeant Fergus«, keuchte Belle. »Ich hoffe inständig, dass er schon Bescheid weiß. Ich will nicht diejenige sein, die ihm die schreckliche Nachricht überbringen muss.«
Aber als Will aus dem Wagen stieg, sah Belle ihm sofort an, dass er es bereits wusste. Er schien ein paar Zentimeter geschrumpft zu sein, und das Strahlende an seiner Erscheinung, das ihr schon am Tag ihrer ersten Begegnung aufgefallen war, war verschwunden.
Er salutierte vor dem Captain und schaute Belle dann mit einem so kummervollen Ausdruck in den Augen an, dass ihr ein Kloß in die Kehle stieg.
»Will, das ist Captain Taylor, der die Ambulanzeinheit leitet«, stellte sie vor. »Captain Taylor, das ist Will Fergus, Mirandas Verlobter.«
Der Captain sprach Will sein Beileid aus und erklärte, dass Mirandas Leichnam am nächsten Morgen nach England überführt werden würde. Offenbar war ihm klar, dass der Mann mit Belle sprechen wollte, denn er fügte hinzu: »Falls Sie noch Fragen haben, Mr. Fergus, finden Sie mich in meinem Büro.«
»Oh Will, es tut mir so leid!«, rief Belle, sowie der Captain sich zurückgezogen hatte. »Was hat man Ihnen erzählt?«
»Nur das Notwendigste. Ein Zug ist in ihren Wagen gefahren. War sie sofort tot, Belle? Ich kann den Gedanken nicht ertragen, dass sie gelitten hat.«
Er setzte sich neben sie auf die Stufen, und Belle berichtete, wie es zu dem Unfall gekommen war. Sie versicherte ihm, dass der Tod sofort eingetreten war. »Als ich zu ihr rannte, war sie schon tot, Will. Sie hatte nicht die geringste Chance.«
»Am Sonnabend hat sie erwähnt, dass ihr der Arm vom Schalten wehtut. Wenn sie bloß nicht wieder mit diesem Wagen gefahren wäre!«
Dann erzählte er ihr, dass sie über ihre Heirat geredet hatten. »Obwohl ich meine Familie gern dabeigehabt hätte, hatten wir beschlossen, uns hier in Frankreich trauen zu lassen, weil es dann für Miranda wesentlich einfacher gewesen wäre, mich nach Amerika zu begleiten. Ein anderer Grund für diese Entscheidung war, dass Miranda Sie dabeihaben wollte«, sagte er. »Sie hat noch darüber gewitzelt, dass Sie etwas ganz Hässliches anziehen müssten, um sie nicht in den Schatten zu stellen.«
Belle traten Tränen in die Augen. Ja, das war typisch Miranda!
»Als ich die Staaten verließ, habe ich nicht einen Moment lang erwartet, hier in Frankreich die große Liebe zu finden«, sagte er.»Ich und die anderen haben uns eingebildet, dass die französischen Mädchen schon auf uns warten würden; wir haben auf der Überfahrt kaum über etwas anderes geredet. Wenn mir jemand erzählt hätte, dass ich mich unsterblich in ein englisches Mädchen der Oberschicht verlieben würde, hätte ich ihn ausgelacht. Doch ich war so stolz auf Miranda! Ich habe schon nach Hause geschrieben und meiner Familie alles über sie erzählt. Ich hatte schon meine ganze Zukunft geplant, und meine einzige Angst war, dass ich hier sterben könnte. Ich hätte mir nie träumen lassen, dass es stattdessen Miranda trifft.«
»Mrs. Forbes-Alton hat mir ausdrücklich verboten, zur
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