Der Zauber eines fruehen Morgens
Mrs. Forbes-Alton sie noch des Diebstahls.
Ein silbernes Armband und den flauschigen rosa Schal hingegen, den Miranda sich immer um die Schultern gelegt hatte, wenn sie im Bett saß, behielt Belle als Andenken für sich. Der Schal duftete immer noch nach Mirandas Lavendelwasser.
»Warum gibst du Will nicht auch ihr Tagebuch?«, schlug Vera vor, als sie in Mirandas Spind das kleine, in blaues Leder gebundene Buch entdeckte. »Ich wette, sie hat alles Mögliche über ihn geschrieben. Und sie hätte bestimmt nicht gewollt, dass ihre Mutter es liest.«
Belle war einverstanden. Dann legten sie alle Kleidungsstücke zusammen und verstauten sie im Koffer. Kurz darauf brachte Belle ihn in Captain Taylors Büro.
Als sie später im Bett lag und in Mirandas Tagebuch blätterte, gab es für sie zum ersten Mal seit dem Unfall einen Grund zum Lächeln. Der Inhalt war genauso witzig und sprunghaft, wie Mirandaselbst gewesen war. An einem Tag hatte sie penibel eine ganze Seite geschrieben, an anderen nur einen einzigen Satz hingekritzelt. Bei einem Eintrag musste Belle laut lachen. Er war vom neunzehnten Februar.
Schwester Fogget mag eine hervorragende Krankenschwester und ein leuchtendes Vorbild für einen ignoranten Idioten wie mich sein, aber am liebsten würde ich sie an eins der Bettgestelle, die sie mich putzen lässt, binden und ihr mit einem nassen Handtuch den Hintern versohlen.
Am Tag ihrer Abreise aus England hatte sie geschrieben:
Arme Belle! Als sie sich von Mog verabschiedete, kämpfte sie mit den Tränen. Aber ich werde sie umkrempeln, damit sie genauso unbekümmert wird wie ich.
Ein paar Tage später hatte Miranda notiert:
Belle ist wie geschaffen für diese Arbeit; sie hat ein Lächeln, das Blinde sehen und Lahme laufen machen könnte. Sie hat sogar aus mir einen halbwegs anständigen Menschen gemacht.
Auch Will kam vor. An dem Tag, als sie ihn zum ersten Mal gesehen hatte, hatte sie geschrieben:
Habe in Calais Will Fergus kennengelernt, einen Yankee. Es ging ganz schnell: Ein Blick, und ich wusste, dass er der eine ist, auf den ich gewartet habe. Küsse, die mich vor Verlangen schwach machen. Hoffentlich hatte ich auf ihn die gleiche Wirkung!
Belle klappte das Buch zu. Sie hatte den Rest kurz überflogen und festgestellt, dass alle späteren Eintragungen Will betrafen, und sie fand, dass er der Einzige war, der das lesen sollte. Sie hoffte, das Tagebuch würde ihn zum Lächeln bringen und ihm bewusst machen, wie sich durch die Begegnung mit ihm alles in Mirandas Leben zum Besseren gewendet hatte. Und mehr als alles andere würde ihn der Gedanke trösten, dass er bis zum Moment ihres Todes in ihrem Herzen gewesen war.
KAPITEL 17
Sally kam zu Belle, als sie gerade am Ende des Tages ihren Rettungswagen reinigte. »Captain Taylor lässt dir ausrichten, dass jemand im Aufenthaltsraum der Fahrer auf dich wartet«, sagte sie knapp.
Vermutlich Will, dachte Belle. Zwei Wochen waren seit dem Abend vergangen, an dem sie für Miranda Blumen auf den Bahnübergang gelegt hatten. Es war ein sehr schmerzhafter Augenblick gewesen, weil der zerquetschte Rettungswagen immer noch neben den Schienen gelegen hatte. Die Führerkabine sah aus, als hätte man sie mit einem riesigen Dosenöffner öffnen müssen, um Miranda daraus zu befreien, und obwohl der Regen alles Blut weggewaschen hatte, war das Entsetzen, das Belle beim Anblick des Unfalls empfunden hatte, sofort wieder gegenwärtig gewesen. Für Will musste es erschütternd gewesen sein, mit eigenen Augen zu sehen, welch schreckliches Ende Miranda gefunden hatte. Er brach zusammen und schluchzte so herzzerreißend, dass Belle wünschte, sie hätte nie zugestimmt, ihm den Ort des Unfalls zu zeigen.
»Ich hatte so viele Pläne für uns«, brachte er heraus. »Ich wollte mit ihr in New York ins Waldorf gehen und im Central Park picknicken. Meine Familie hätte sie geliebt, und selbst wenn ich ihr nicht den Standard hätte bieten können, den sie gewohnt war, hätten wir ein schönes Leben miteinander gehabt.«
Belle konnte ihn nur in den Armen halten und ihm all das Gute erzählen, das Miranda über ihn gesagt hatte. Und dass sie ihr ganzes Leben auf eine Liebe wie diese gewartet hatte und es nicht hatte erwarten können, ihn zu heiraten.
Sie saßen auf einem alten Baumstamm und weinten, und dann gab Belle ihm das Tagebuch und das Foto.
»Die Eintragungen, nachdem sie Ihnen begegnet ist, habe ich nicht gelesen. Das ist nur für Ihre Augen bestimmt. Aber ich hoffe,
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