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Der Zauber eines fruehen Morgens

Der Zauber eines fruehen Morgens

Titel: Der Zauber eines fruehen Morgens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lesley Pearse
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Sie finden ein wenig Trost, wenn Sie die witzigen Dinge, die sie gesagt hat, lesen. Bestimmt erfahren Sie ein bisschen mehr darüber, was für ein Mensch sie war. Versuchen Sie, sich an Ihre letzte gemeinsame Nacht zu erinnern, nicht an das fürchterliche Ende ihres Lebens! Sie wird von oben auf Sie hinunterschauen und sich wünschen, dass Sie eines Tages mit einer anderen glücklich werden.«
    Die Erinnerung an diesen traurigen Abend mit Will war immer noch in Belle lebendig, und sie hoffte, dass er heute gekommen war, um ihr zu erzählen, dass er von Mirandas Eltern gehört hatte. Weitere emotionale Szenen würde sie jedenfalls nicht mehr verkraften.
    »Wenn du noch mehr Herrenbesuch bekommst, kriegst du Ärger«, giftete Sally sie an. »Aber wahrscheinlich hast du dich bei Captain Taylor erfolgreich eingeschmeichelt.«
    Sally war oft gehässig zu Belle. Ihr Verhalten weckte unangenehme Erinnerungen an einige der Mädchen in Marthas Bordell in New Orleans. Allerdings war es Belle ein Rätsel, worauf Sally neidisch sein sollte; erstens gab es hier kein Konkurrenzdenken, zweitens konnte Sally viel besser Auto fahren als sie und war noch dazu eine gute Mechanikerin.
    »Na ja, den Vorwurf, sich bei anderen einzuschmeicheln, kann dir jedenfalls niemand machen«, gab Belle zurück. »Du bist eher wie eine Kobra, die ihr Gift verspritzt, um ihre Opfer zu lähmen.«
    Sally rauschte wortlos davon. Vera, die den Wortwechsel mitbekommen hatte, grinste Belle an und hob anerkennend einen Daumen.
    Vera war Belle ein großer Trost gewesen. Sie war in Mirandas ehemaliges Bett umgezogen, vielleicht, weil ihr klar war, dass Belle ihre Freundin abends am meisten vermisste. Die anderen Mädchen erwähnten Miranda überhaupt nicht, es war, als wäre sie nie hier gewesen, doch Vera ermunterte Belle, über sie zu sprechen, und das hatte ihr in den letzten Wochen sehr geholfen.
    Da Belle nicht wollte, dass Will sah, womit sie sich gerade beschäftigt hatte, lief sie rasch in die Baracke, um ihre blutbespritzte Schürze abzunehmen, sich Gesicht und Hände zu waschen und die Haare zu bürsten, bevor sie zu ihm ging.
    Die Tür zur Hütte der Fahrer stand offen, und sie eilte mit einem Lächeln hinein, um Will zu begrüßen, doch als sie sah, wer auf sie wartete, erstarrte sie.
    Es war Etienne.
    Wann immer sie ihn vor sich sah, dann so, wie er in Paris auf dem Gare du Nord ausgesehen hatte, mit Hut, dunklem Anzug und gestreifter Weste, die Augen wie blaues Glas. Jetzt wirkte er sehr schneidig in der blaugrauen Uniform der Franzosen, den blitzblank polierten Stiefeln und den Rangabzeichen eines Sergeants. Aber seine blauen Augen waren dieselben und ließen ihr Herz sofort schneller schlagen.
    Als sie nach Frankreich gekommen war, hatte sie, halb und halb in der Hoffnung, Etienne zu sehen, die französischen Soldaten immer aufmerksam gemustert und auch die Namen der französischen Verwundeten, die ins Lazarett gebracht wurden, überprüft. Aber auf keinen Fall hatte sie damit gerechnet, dass er aus heiterem Himmel hier auftauchen würde, um sie zu besuchen.
    »Etienne!«, rief sie. »Wie ist das möglich?« Sie brach ab, zu fassungslos, um ein vernünftiges Wort herauszubringen.
    »Ich habe auf der amerikanischen Basis zufällig Will Fergus getroffen, als ich dort Vorräte abholte. Er hat mir erzählt, was seinem Mädchen zugestoßen ist. Ich hatte das Gefühl, dass ich herkommen muss, um dich zu sehen. Mir war klar, dass es dich genauso getroffen haben muss wie ihn.«
    Belle fühlte sich so wackelig auf den Beinen, dass sie sich hinsetzen musste. »Aber woher weißt du, dass ich sie kannte?«
    Etienne runzelte die Stirn und setzte sich ebenfalls. »Hat Miranda dir nicht erzählt, dass wir uns kennengelernt haben, als sie mit Fergus im Faisan Doré war?«
    »Nein«, antwortete Belle. »Doch sie ist in jener Nacht erst sehrspät heimgekommen, und am nächsten Tag ist der Unfall passiert.« Sie sah ihn verwirrt an. »Aber wie in aller Welt hat sie dich mit mir in Verbindung gebracht?«
    Etienne zuckte mit den Schultern. »Ich war mit zwei Männern aus meiner Kompanie dort. Will hat sich mit uns unterhalten, und ich habe für die anderen beiden übersetzt. Irgendwann stellten wir uns mit unseren Namen vor. Ich vermute, sie hat mich aufgrund irgendwelcher Dinge, die du ihr erzählt hast, erkannt, weil sie mich fragte, ob ich aus Marseille komme. Als ich Ja sagte, wollte sie wissen, ob ich jemanden namens Belle kenne. Ich war in dem Moment genauso

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