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Der Zauber eines fruehen Morgens

Der Zauber eines fruehen Morgens

Titel: Der Zauber eines fruehen Morgens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lesley Pearse
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Heimfahrt bemerkte Mog:
    »Er hat Angst, dass die Leute ihn anstarren und mit Fragen über den Krieg löchern. Wie können wir ihm klarmachen, dass es in London nur so von Verwundeten wimmelt? Die meisten Menschen haben Verwandte oder enge Freunde verloren, und niemand wird ihm irgendwelche Fragen stellen.«
    Obwohl Belle seit ihrer Rückkehr aus Frankreich nicht viel ausgegangen war, wusste sie, dass Mog recht hatte. Fast jeder Mann unter fünfzig, den sie sah, trug entweder Uniform oder war kriegsversehrt. Gleich am ersten Tag hatte sie der traurige Anblick einesMannes, der beide Beine verloren hatte und vor dem Bahnhof bettelte, tief erschüttert, und Mog hatte ihr erzählt, dass man so etwas in Lewisham noch viel öfter zu sehen bekam.
    »Na ja, ewig kann der Junge nicht in Haddon Hall bleiben«, brummte Garth.
    Als Weihnachten näher rückte, nahm Belle all ihren Mut zusammen und suchte Jimmys Arzt in dessen Praxis in Sevenoaks auf, bevor sie nach Haddon Hall ging.
    Dr. Cooks Praxis befand sich im Vorderzimmer seines Hauses, einer Villa in der Nähe des Bahnhofs. Belle hatte ihn schon zweimal in Haddon Hall gesehen, aber noch nie mit ihm gesprochen. Er war um die sechzig, stämmig und weißhaarig, und fuhr immer in seinem Ponywagen nach Haddon Hall.
    Sowie sie ihm an seinem Schreibtisch gegenübersaß, fielen Belle seine freundlichen hellblauen Augen und seine klare, rosige Haut auf, und sie hatte das Gefühl, ihm vertrauen zu können.
    »Wird es nicht Zeit, dass mein Mann nach Hause kommt?«, fragte sie. »Ich weiß, dass er dagegen ist, aber er hat jetzt eine Armprothese und kommt ganz gut mit seinen Krücken zurecht. Ich finde, er sollte nun zu Hause bei mir sein.«
    »Sie wollen ihn daheim haben?« Er klang überrascht.
    »Ja, natürlich, und sein Onkel und seine Frau, bei denen wir wohnen, wollen es auch. Hat er Ihnen das nicht gesagt?«
    »Nicht direkt. Ich hatte den Eindruck, dass es seiner Meinung nach problematisch ist, sich in das Leben in einem gut besuchten Gasthaus einzufügen. Da wir sein Bett in Haddon Hall brauchen, hatte ich ohnehin vor, mit Ihnen zu sprechen.«
    Belle runzelte die Stirn. »Sein Onkel führt das Gasthaus, und seine Frau kümmert sich um den Haushalt. Ich habe dort eigentlich nichts zu tun und kann Jimmy betreuen. Die einzige Schwierigkeit sind die Treppen, doch in Haddon Hall kommt er auch die Treppen hinauf und hinunter, sei es auch auf seinem Allerwertesten.«
    Dr. Cook lächelte. »Ja, das habe ich selbst gesehen, und tatsächlich ist er ziemlich fix. Sagen Sie, Mrs. Reilly, warum, glauben Sie, widerstrebt es ihm, nach Hause zurückzukehren?«
    »Sein Onkel und seine Frau glauben, er befürchtet, die Leute könnten ihn anstarren, aber ich bin anderer Meinung. Ich nehme an, er hat Angst vor …« Sie stockte, weil sie nicht wusste, wie sie sich ausdrücken sollte.
    »Vor ehelichen Pflichten?«, ergänzte der Arzt.
    Belle wurde rot. »Ja. Er hat in Frankreich etwas in der Art angedeutet. Damals ging es ihm noch sehr schlecht, und ich war überrascht, dass er überhaupt daran dachte! Seither habe ich ein paar Mal versucht, mit ihm darüber zu sprechen, aber er stellt sich einfach taub.«
    »Diese Art Problem ergibt sich häufig bei Amputierten. Sie haben das Gefühl, kein vollwertiger Mann mehr zu sein, und stoßen lieber die Frau, die sie lieben, von sich, als das Risiko einzugehen, sich lächerlich zu machen oder zu versagen.«
    »Er muss doch wissen, dass ich mich nie über ihn lustig machen würde! Ich habe einen Großteil des Krieges damit verbracht, mich um Verwundete zu kümmern.«
    »Männer, die das durchgemacht haben, was er hinter sich hat, hören nicht immer auf die Stimme der Vernunft. Es ist alles hier drinnen«, erklärte er und tippte an seinen Kopf. »Die Gräuel, die diese Männer erlebt haben, die Angst während der Angriffe, der Kanonendonner, sogar Schuldgefühle, weil sie überlebt haben und viele ihrer Kameraden nicht. Fügen Sie dem einen stark beschädigten Körper hinzu, und Sie haben einen Mann, der sich wertlos fühlt.«
    »Wie kann ich ihm denn sein Selbstwertgefühl wenigstens teilweise zurückzugeben?«
    »Ich werde ihm mitteilen, dass wir sein Bett brauchen und dass er gesund genug ist, um heimzukehren. Das könnte ihn ängstigen. Geben Sie einfach nicht zu viel darauf! Keine Willkommensfeier, keine Leute, die auf einen Sprung vorbeikommen, um ihn zu sehen. Versuchen Sie, alles so normal und ruhig wie möglich ablaufen zu lassen! Vielleicht bittet

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