Der Zauber eines fruehen Morgens
gesprochen hatte. »Du kannst gesund werden, du musst gesund werden! Tu es für mich, lass mich nicht allein!«
Auf einmal stand Mog neben ihr. So klein sie auch war, erfüllte sie das ganze Zimmer mit ihrer Entschlossenheit. »Komm schon, Jimmy!«, sagte sie. »Jage Belle nicht solche Angst ein! Wir beide brauchen dich. Wir lieben dich.«
Er schlug die Augen auf. »Ich liebe euch«, brachte er mühsam heraus. »Passt aufeinander auf, ich kann nicht länger bleiben.«
Belle warf Mog einen entsetzten Blick zu und las im Gesicht der Älteren, dass Jimmy im Sterben lag.
»Du warst immer wie ein Sohn für mich«, sagte Mog. »Ich bin so stolz auf dich!«
Er versuchte zu lächeln, doch seine Lippen bewegten sich kaum. »Und du warst wie eine Mutter für mich«, flüsterte er. »Lass nicht zu, dass Belle um mich trauert! Bleib bei ihr!«
»Ich bin hier, Jimmy«, rief Belle. »Du musst kämpfen. Bitte!«
Seine Augen wanderten zu ihr, und seine Hand bewegte sich leicht, als wollte er sie heben und ihr Gesicht berühren. »Belle, meine schöne Belle«, murmelte er. »Es tut mir alles so leid, aber es ist am besten so.«
Belle nahm seine Hand und küsste seine Finger. »Es gibt nichts, was dir leidtun muss, und es ist nicht am besten so!«, entgegnete sie mit gebrochener Stimme. Tränen liefen über ihre Wangen.
Sie spürte, wie seine Hand in ihrer erschlaffte, und tastete nach seinem Puls. Sie fühlte nichts.
»Oh nein!«, schluchzte sie.
Es war Mog, die Jimmys Hand nahm und niederlegte. Sie schloss ihm die Augen und küsste ihn auf die Wange. »Lebe wohl, mein Sohn!«, sagte sie leise. »Garth und deine Mutter warten auf dich.«
»Nein, Jimmy!«, rief Belle verzweifelt. Sie ließ sich auf die Knie sinken und legte den Kopf an seine Brust. »Ich wollte dir noch so viel sagen!«
Die beiden Frauen blieben noch eine Weile am Bett und weinten, dann stand Mog auf, zog Belle hoch und wiegte sie an ihrer Schulter, wie sie es früher gemacht hatte, als Belle ein kleines Mädchen gewesen war.
»In der Nacht sieht alles schlimmer aus«, sagte Mog begütigend. »Aber er hatte recht, es war am besten so. Er hat furchtbar darunter gelitten, so hilflos zu sein, und er wusste, dass sich sein Zustand nie verbessern würde. Komm jetzt zu mir ins Bett! Wir können nichts tun, ehe es hell wird.«
KAPITEL 27
Belle saß mit Mog in der Küche. Sie hörte, dass jemand an die Seitentür klopfte, ignorierte es aber. Seit Jimmys Beerdigung war eine Woche vergangen, und seither klopften immer wieder Leute an. Manchmal war es jemand, der sein Beileid aussprechen und Hilfe anbieten wollte, doch die meisten wollten nur wissen, wann das Gasthaus wieder aufsperrte. Nicht einmal der Zettel an der Eingangstür Wegen Trauerfalls geschlossen hielt sie davon ab.
Belle und Mog fiel es schwer, einen Tag nach dem anderen zu überstehen. Auf einmal hatten sie viel Zeit und wenig zu tun, weil es niemanden gab, für den sie sorgen mussten. Sie fühlten sich leer und unglücklich und wussten nicht recht, wie es weitergehen sollte. Das ständige Klopfen machte alles noch schlimmer, weil es sie daran erinnerte, dass Entscheidungen getroffen werden mussten.
Das Klopfen wurde lauter. »Könnte Dr. Towle sein«, meinte Mog.
Belle stand müde auf. Mog hatte recht, bei der Beerdigung hatte Dr. Towle versprochen, in einer Woche vorbeizuschauen, um nach ihnen zu sehen.
Aber es war nicht der Arzt, es war Noah. Er nahm seinen Hut ab und lächelte Belle unsicher an.
»Meine Güte!«, rief sie. »Noah! Das ist aber eine Überraschung!«
Es war mindestens drei Jahre her, seit sie ihn zum letzten Mal gesehen hatte, doch obwohl sein erstklassig geschneiderter blassgrauer Anzug, die Weste, die Nadelstreifenhose und die handgefertigten Schuhe von seinem beruflichen Erfolg zeugten, lag auf seinem rosigen, immer noch jungenhaften Gesicht ein Ausdruck von so viel Mitgefühl und Verständnis, dass Belle sich sofort in die Zeit in Pariszurückversetzt fühlte, als er so viel getan hatte, um ihr zu helfen. Ihn nur zu sehen weckte ihre Lebensgeister.
»Ich komme doch nicht ungelegen? Ich war in Frankreich und habe deinen Brief erst gestern erhalten«, erklärte er. »Ich kann dir gar nicht sagen, wie leid es mir tut, dass ich nicht hier war, um für Mog und dich da zu sein, als ihr Hilfe am meisten gebraucht habt. Lisette und ich mussten beide weinen, als wir deinen Brief lasen, und wir waren sehr traurig, weil wir keine Gelegenheit hatten, Garth und Jimmy die letzte
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