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Der Zauber eines fruehen Morgens

Der Zauber eines fruehen Morgens

Titel: Der Zauber eines fruehen Morgens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lesley Pearse
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denke, er würde sich im Grabe umdrehen, falls es schiefgeht. Warum nicht verkaufen, Mog? Du könntest dir ein anderes kleines Geschäft aufbauen, das euch beiden Spaß macht. Vielleicht könnte Belle wieder Hüte anfertigen. Eine Teestube? Ein kleines Hotel?«
    »Eine Teestube würde mir gefallen«, gestand Mog. »Eines von diesen hübschen Lokalen mit Garten, wo man im Sommer draußen den Tee servieren kann.«
    Belle lächelte. Das hatte Mog früher schon einmal erwähnt, und sie verfügte mit Sicherheit über alle Fähigkeiten, um Erfolg zu haben. Außerdem tat es gut, sie ein bisschen lebhafter zu sehen. »Würdest du die Freundinnen, die du hier gefunden hast, nicht vermissen?«, wollte Belle wissen.
    »Welche Freundinnen?«, gab Mog mit einem Anflug von Bitterkeit zurück. »Die Frauen, die mir nach dem Zeitungsartikel über dich die kalte Schulter gezeigt haben? Sie waren später nur entgegenkommend, weil ich für ihre diversen Aktivitäten von Nutzen war.«
    »Das war eine schlimme Zeit«, stimmte Noah zu. »Und es ist ein weiterer guter Grund, hier alle Zelte abzubrechen. Es sei denn, ihr fühlt euch verpflichtet, in der Nähe von Garths und Jimmys Gräbern zu bleiben.«
    »Garth hat immer gesagt, so etwas sei sentimentaler Unsinn«, meinte Mog traurig. »Und wenn Jimmy in Frankreich beerdigt worden wäre, könnte Belle sein Grab nicht mal besuchen.«
    »Dann hält euch hier nichts mehr. Ich glaube, für die Gastronomie muss man geboren sein, um Erfolg zu haben, ganz zu schweigen davon, was für ein harter Knochen Garth war. Ich schätze, ihr zwei werdet in einer fraulicheren Branche wesentlich glücklicher sein.«
    »Ich habe wirklich keine Lust, den Rest meines Lebens täglich das Außenklo zu putzen.« Mog verzog das Gesicht. Einen Moment lang klang sie fast wie die alte Mog.
    Noah grinste. »Also, soll ich wegen des Verkaufs schon mal Kontakt zu Immobilienmaklern aufnehmen? Ihr könnt das natürlich auch selbst versuchen, aber wahrscheinlich glauben diese Makler, zwei Frauen leichter über den Tisch ziehen zu können.«
    Belle sah Mog fragend an. Die Ältere zögerte nur einen winzigen Moment. »Ja, Noah, es wäre sehr nett, wenn du das in die Hand nehmen würdest. Je eher die Schenke verkauft wird, desto besser.«
    Belle stand auf und umarmte Mog. »Das ist sehr tapfer und vernünftig von dir«, sagte sie. »Wir können uns eine kleine Wohnungmieten, bis wir entschieden haben, wohin wir ziehen und was wir machen wollen.«
    »Besser früher als später, damit hat Mog recht«, sagte Noah. »Je länger eine Kneipe leer steht, desto weniger attraktiv ist sie für einen potenziellen Käufer. Blackheath ist eine nette Gegend mit guten Zugverbindungen. Ich gehe jede Wette ein, dass es eine sehr beliebte Wohngegend wird, wenn der Krieg vorbei ist.«
    »Wann wird das sein?«, fragte Belle. Noah wusste sicher, wie die Dinge tatsächlich standen, und sie konnte sich nicht vorstellen, dass er ihr eine der idealisierten Versionen geben würde, die in den Zeitungen gedruckt wurden.
    »Noch vor Weihnachten, würde ich meinen«, antwortete er. »Es hat sich totgelaufen, viele Millionen Menschen sind gestorben, und die Deutschen sind genauso demoralisiert wie wir. Die dritte Schlacht bei Ypern, bei der Jimmy verwundet wurde, nennt man jetzt ›Passchendaele‹, nach einem unbedeutenden Dorf, das völlig ausgelöscht wurde und noch immer nicht erobert worden ist. Ich würde mir wünschen, dass die ganze Sache als das ›Grauen von Passchendaele‹ bekannt wird, und wenn es nach mir ginge, würde ich General Haig öffentlich dafür auspeitschen lassen, dass er junge Männer aus Großbritannien und dem Commonwealth in die Schlacht geschickt hat, damit sie in Stücke gerissen werden oder im Schlamm ertrinken. Es war und ist immer noch ein sinnloses, barbarisches Opfer.«
    »Du warst dort?«, fragte Belle. Die Inbrunst seiner Worte wies darauf hin.
    »Ja, ich stand zwischen ausgebrannten Panzern, toten Männern, Pferden und Maultieren auf der Straße nach Menin und beobachtete das unablässige, grauenhafte Trommelfeuer. Wo die Granaten einschlugen, schleuderten sie den Schlamm wie Geysire hundert Meter in die Luft und mit ihm die Leichenteile. Ich sah Tausende Männer unter der Last ihrer Ausrüstung halb zusammenbrechen und wie Ameisen kriechen. Sie versuchten trotz des schweren Beschusses, durch den Schlamm zu laufen, und hielten tapfer ihreGewehre aus dem Wasser, auch wenn sie schon am Ende waren. Manchmal waren vier

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