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Der Zauber eines fruehen Morgens

Der Zauber eines fruehen Morgens

Titel: Der Zauber eines fruehen Morgens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lesley Pearse
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Bewusstsein zu verlieren, und in diesem Dämmerzustand sagte er Dinge, die keinen Sinn ergaben. Aber ab und zu brachte er Sätze über die Lippen, die sie verstehen konnte.
    »Ich habe dein Bild so oft angeschaut, dass es irgendwann kaputtgegangen ist«, war einer davon. Belle wusste, dass er ein Foto meinte, das an ihrem Hochzeitstag aufgenommen worden war. Sie hatte bemerkt, dass es fehlte, nachdem er nach Frankreich gegangen war.
    »Die anderen haben mir ständig gesagt, keine Frau könne einen Rothaarigen lieben«, lautete ein anderer Satz.
    Aber meistens nannte er die Namen von Freunden, die er bei der Armee gefunden hatte, und obwohl sie nicht wusste, von wem er sprach, war sie froh, dass er an gute Zeiten dachte.
    Dr. Towle kam wie versprochen am Abend vorbei, lobte Belle für die Verwendung der Pipette und wirkte erfreut, als sie berichtete, dass Jimmy sich nicht mehr hatte übergeben müssen. »Es gibt bei dem Verlauf dieser Krankheit kein eindeutiges Muster«, erklärte er. »Ein paar meiner Patienten schienen dem Tod schon ganz nah zu sein, haben sich aber wieder erholt. Andere, die nicht ernstlich krank wirkten, starben. Ich finde es verwirrend, und ich wünschte so sehr, ich könnte mehr tun.«
    »Es ist ein Trost, dass Sie gekommen sind«, sagte Belle. »Wenn er so ruhig ist wie jetzt, habe ich wieder Hoffnung.«
    »Kommen Sie noch eine Nacht mit ihm zurecht? Sie sehen völlig erledigt aus, Mrs. Reilly. Ich könnte versuchen, eine Krankenschwester aufzutreiben, die Ihnen hilft.«
    »Ich glaube, es ist besser für Jimmy, wenn nur ich ihn pflege«, antwortete Belle, die sich an den Drachen von Krankenschwester erinnerte, die Dr. Towle nach ihrer Fehlgeburt zu ihnen geschickt hatte.
    »Nun, versuchen Sie ein bisschen zu schlafen, solange er ruhig ist!«, riet der Arzt. »Ich muss wieder los; ich habe Dutzende Patienten, die mich brauchen. Aber ich komme morgen früh wieder und hoffe, dass sich sein Zustand bis dahin gebessert hat.«
    Kurz darauf stahl sich Belle nach unten, um etwas Suppe, Brot und Käse zu essen, doch sowie sie fertig war, eilte sie zu Jimmy zurück. Es gelang ihr, im Sessel eine gute Stunde zu schlafen, aber als sie aufwachte, delirierte Jimmy wieder.
    Ein weiteres Mal wusch sie ihn mit dem Schwamm ab, träufelte Wasser und Brandy in seinen Mund, wechselte die Bettwäsche, die nass von Schweiß und Urin war, und versuchte, ihn zu beruhigen, als er anfing, wirres Zeug zu reden.
    »Ich konnte unsere Einheit nicht finden«, stammelte er und packte sie so fest an der Hand, dass es wehtat. »Ich konnte nichts sehen. Immer wieder bin ich im Schlamm ausgerutscht und über tote Männer gestolpert.«
    Offenbar erinnerte er sich an jene letzte Offensive. Er murmelte Wörter, die ihr kaum etwas sagten: Feuerwalze, Leuchtkugeln und Kanonenfutter. Er schien zu glauben, mit einem anderen Soldaten zu reden.
    »Ein Mann wurde von einem Schrapnell in der Mitte auseinandergerissen«, murmelte er. »Seine untere Hälfte lief noch einen Moment weiter.«
    »Psst«, flüsterte sie und kühlte seine Stirn. »Jetzt bist du in Sicherheit, und du wirst so etwas nie wieder sehen.«
    Gegen zwei Uhr morgens kam er kurz zu sich. Er wandte ihr sein Gesicht zu und versuchte zu lächeln. »Du bist es, Belle! Ich dachte, ich träume. Ich habe den Jungs gesagt, dass mir nichts passieren darf, weil ich zu dir zurückkommen muss. Und ich bin zurückgekommen.«
    »Ja, das bist du, und jetzt musst du etwas davon trinken, damit es dir besser geht«, sagte sie und hielt ihm ein Glas Wasser an die Lippen. Er hob sogar von selbst den Kopf und trank ein, zwei Schlucke, bevor er sich aufs Kissen zurückfallen ließ.
    Dann schloss er die Augen, und Belle, die glaubte, dass er über den Berg war und schlief, setzte sich wieder in ihren Sessel. Ungefähr eine Stunde später wachte sie von einem seltsamen Rasseln auf. Es kam aus Jimmys Kehle. Als sie die Lampe näher an ihn heranhielt, sah sie, dass sich sein Gesicht dunkel verfärbt hatte, genau wie bei Garth.
    »Oh nein, bitte nicht!«, schrie sie. Sie fühlte seinen Puls und stellte fest, dass er sehr schwach war. Jimmys Stirn war glühend heiß. Hektisch begann sie, ihn mit dem Schwamm abzuwischen, und flehte ihn an, jetzt nicht aufzugeben. Aber er reagierte nicht. Seine Lider hoben sich ab und zu flatternd, doch er versuchte nicht einmal zu sprechen.
    »Jimmy, reiß dich zusammen!«, befahl sie ihm mit der festen Stimme, mit der sie früher zu den Soldaten im Rettungswagen

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