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Der Zauber eines fruehen Morgens

Der Zauber eines fruehen Morgens

Titel: Der Zauber eines fruehen Morgens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lesley Pearse
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Vera. »David hat eine Liebste gefunden, eine Krankenschwester namens Charlotte West.«
    »Die aus Station W mit dem Muttermal auf der Wange?«
    »Genau die. Nicht gerade eine Schönheit, aber echt lustig. David ist total hin und weg von ihr. Sally war ziemlich gemein undmeinte, sie seien ein ideales Pärchen, weil sie beide eine Macke haben.«
    Belle grinste. »Wenn jemand eine Macke hat, dann sie. Ich freue mich für David, er ist ein netter Kerl, und ein bisschen Leidenschaft wird ihm guttun.«
    »Ich hoffe, ich kriege auch noch ein wenig Romantik ab«, bemerkte Vera verschmitzt. »Ich möchte so wild und unbekümmert sein wie Miranda und du.«
    »Vielleicht ergibt sich ja auf der Überfahrt nach Neuseeland etwas«, erwiderte Belle und lachte.
    Am nächsten Tag nahmen sie den Zug nach Charing Cross. Es war ein kalter, sonniger Tag. Belle und Mog hatten beide ihre Trauerkleidung abgelegt und sich dezent, aber elegant gekleidet. Belle wählte ein hellgraues Kostüm mit Schößchenjacke, das sie seit der Zeit, bevor sie nach Frankreich gegangen war, nicht mehr getragen hatte, und dazu einen grauen Hut mit blassrosa Rosen. Mog entschied sich für eine dunkelviolette Wolljacke über einem malvenfarbenen Kleid, ihren geliebten Fuchspelz und einen mit violetten Federn verzierten Hut.
    Belle hatte Vera einen Mantel aus smaragdgrünem Brokat geschenkt, der zu frivol war für eine Witwe, wie sie fand, aber perfekt für ihre Freundin. Dazu bekam Vera einen Hut, ein duftiges Gebilde aus blassgrünem Samt und Tüll, das bei der Schließung des Hutsalons übrig geblieben war.
    Vera war hingerissen, wie gut ihr die Sachen standen. Alle ihre Kleidungsstücke – und viele waren es nicht – waren schlicht und zweckmäßig. »Ich kann sie einfach nicht mehr sehen«, stöhnte sie. Als sie noch in Frankreich gewesen waren, hatte sie Belle erzählt, dass die Frauen in Russell nicht besonders modebewusst waren, vor allem deshalb, weil es keine größeren Städte in der Nähe gab. Aber ihr Aufenthalt in Frankreich und Belles und Mirandas Einfluss hatten Veras Interesse an Mode geweckt. Sie hatte vor, sich ein neuesKleid und ein Paar elegante Schuhe zu kaufen, um auf der langen Heimreise eventuell die Aufmerksamkeit eines Offiziers auf sich zu lenken.
    Es war lange her, seit Mog und Belle in Londons West End gewesen waren. Die Gebäude waren zwar dieselben geblieben, alles andere jedoch schien sich verändert zu haben. Auf der Strand und rund um den Trafalgar Square drängten sich Automobile statt der unzähligen Pferdefuhrwerke, Kutschen und Karren, an die sie sich erinnerten. Vier Jahre Krieg schienen an allem und jedem gezehrt zu haben. Das zeigte sich in den Mienen der Menschen und den Schaufensterauslagen. Viele Männer trugen Uniform, sie waren entweder auf Heimaturlaub oder auf dem Weg zurück nach Frankreich, und an jeder Ecke sah man andere, die auf Krücken gingen oder erblindet waren und von Streichhölzern über Schnürsenkel bis hin zu Zeitungen alles Mögliche verkauften.
    Vor dem Bahnhof Charing Cross standen Rettungswagen, um Verwundete von einem Lazarettzug abzuholen. Belle und Vera, die einen Moment stehen blieben und zuschauten, wie Frauen Tragen mit Patienten in die Wagen hievten, wurden eindringlich an ihre gemeinsame Zeit in Frankreich erinnert. Im Bahnhofsgebäude hatten sie bereits einen Teestand gesehen, hinter dem zwei gut gekleidete Damen standen. Belle hatte sofort an Miranda denken müssen, und ihre Kehle war wie zugeschnürt gewesen.
    »Wir müssen weg von hier«, sagte Mog energisch, die wohl spürte, woran Belle gerade dachte. »Vera soll doch ein paar schöne Erinnerungen an London mit nach Hause nehmen.«
    Vera war vor Begeisterung ganz aus dem Häuschen, als sie die Mall hinunterschlenderten und sie den Buckingham Palace vor sich liegen sah. »Unglaublich, dass ich ihn wirklich mit eigenen Augen sehe«, rief sie. »In der Schule hing ein Bild vom Buckingham Palace, und ich habe mir immer ausgemalt, wie er von innen ausschaut.«
    Belle musste unwillkürlich an den Tag denken, als Jimmy sie hierher mitgenommen hatte. Sie war damals fünfzehn gewesen, und es war noch keine neun Jahre her, aber weil sich in der Zeit soviel ereignet hatte, schien eine kleine Ewigkeit vergangen zu sein. Die Erinnerung an Jimmy und diesen schönen Wintertag hatte sie damals in der Zeit nach ihrer Entführung aufrechterhalten.
    Als Mog und sie Vera den St. James’s Park, Clarence House und andere Sehenswürdigkeiten zeigten

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