Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Zauber eines fruehen Morgens

Der Zauber eines fruehen Morgens

Titel: Der Zauber eines fruehen Morgens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lesley Pearse
Vom Netzwerk:
durcheinander, weil wir riesige Bombentrichter umgehen mussten. An diesem Tag habe ich bestimmt hundert Männer gesehen, die getötet oder verwundet wurden, Engländer wie Franzosen. Aber als dieser Mann ganz in meiner Nähe getroffen wurde und sein Helm herunterfiel, erkannte ich, dass es Jimmy war, und half ihm.«
    »Warum?«, fragte sie. »Jimmy hat uns erzählt, dass es untersagt war, Verwundeten zu helfen.«
    »Wegen Belle natürlich«, erwiderte er schulterzuckend. »Wenn Sanitäter mit Tragen in der Nähe gewesen wären, hätte ich sie gerufen. Aber bei so schwerem Beschuss war es ihnen unmöglich, zu uns zu gelangen, und ich konnte ihn nicht in diesem überfluteten Granattrichter ertrinken lassen.«
    Danach wurde Mog richtig warm mit Etienne. Sie stellte den Lammeintopf auf den Tisch, den sie zum Abendessen zubereitet hatte, und erzählte Etienne, wie sie mit Jimmys Behinderung und schließlich mit seinem und Garths Tod fertigwerden mussten.
    Die Art, wie Mog Etienne behandelte, beruhigte Belle: Mog fand offenbar nichts verdächtig daran, dass er, ein alter Freund, hier bei ihnen auftauchte. Mog vertraute voll und ganz auf Noahs Urteilsvermögen, und da er das alles in die Wege geleitet hatte, war Etienne ihr willkommen.
    Später redeten sie über das Haus und die Pläne, die sie und Belle hatten. Die einzige Frage, die Mog ihm noch stellte, war, warum er ausgerechnet nach Neuseeland gekommen war.
    »Aus demselben Grund wie Sie«, antwortete Etienne mit seinem typisch französischen Schulterzucken. »Mein Hof hat unter meiner Abwesenheit gelitten, und auch in Frankreich herrschen Trauer und Zorn. Wir haben noch höhere Verluste zu verzeichnen als die Briten. Ich hatte ohnehin schon daran gedacht, irgendwo neu anzufangen. Als sich dann Noah bei mir meldete und mir erzählte, was Ihnen zugestoßen war und dass Sie hierher ausgewandert sind, schien mir Neuseeland eine gute Wahl zu sein. Das Klima auf der Nordinsel ist so ähnlich wie in Frankreich; ich könnte hier einen Bauernhof führen oder fischen. Und wo sollte ich sonst hingehen, wenn nicht an einen Ort, an dem eine alte Freundin lebt?«
    Kurz darauf verabschiedete sich Etienne, und als Belle ihn zur Tür brachte, zog er sie mit sich nach draußen und küsste sie. Es war genauso wie damals, als er sie im Lazarett geküsst hatte – als loderte in ihrem Inneren eine Flamme auf. In diesem Momentwusste Belle, dass es schwerer als alles andere sein würde, ihre Gefühle für ihn zu verbergen. Sie beide würden es nicht schaffen, die zartfühlende, keusche Werbung durchzuhalten, die bei einer frisch verwitweten Frau erwartet wurde. Sie wollte ihn jetzt, wollte nackt in seinen Armen liegen und vor Lust vergehen.
    »Morgen lassen wir uns etwas einfallen, wie wir uns allein sehen können«, murmelte er an ihrem Nacken. »Ich liebe dich, Belle, und zusammen werden wir alle Hindernisse überwinden.«
    Sie ging hinein und lehnte sich an die geschlossene Tür, um sich zu sammeln, bevor sie sich Mogs unvermeidlichen Fragen stellen musste.
    Es gab keine echten Hindernisse. Sie waren beide frei und ungebunden, auch wenn diese prüden Ideale von Witwenschaft existierten, auf die andere so viel Wert legten. Belle war es im Grunde egal, ob die Leute in ihr ein leichtfertiges Ding sahen, das sich, obwohl erst seit Kurzem verwitwet, mit einem Franzosen einließ. Aber sie wollte nicht, dass ihr Verhalten auf Mog zurückfiel und ihr schadete.
    »Er ist nicht so, wie ich ihn mir vorgestellt hatte«, sagte Mog, als sie zu Bett gingen.
    »Wie hattest du ihn dir denn vorgestellt?«
    »Unterschicht«, antwortete Mog. »Mit dem Aussehen eines Schurken!«
    Belle gluckste. »Ein bisschen verwegen sieht er ja wirklich aus. Ich hatte eine Todesangst vor ihm, als ich ihn in Brest zum ersten Mal sah.«
    »Ich hätte ihn nicht gern zum Feind«, gab Mog zu. »Doch er hat auch eine sanfte, sehr gewinnende Seite.«
    Belle freute sich, dass Mog dieser Meinung war, und legte sich zu ihr ins Bett.
    Sie löschten das Licht, und Mog schwieg. Sie schien angestrengt nachzudenken.
    »Hast du in Paris eine Affäre mit ihm gehabt?«
    Die Frage war in dem dunklen Raum fast greifbar.
    Mog meinte die Zeit, nachdem Etienne sie vor Pascal gerettet hatte, nicht voriges Jahr in Frankreich, erkannte Belle. »Nein, natürlich nicht«, sagte sie ehrlich.
    »Aber du warst in ihn verliebt?«
    Die Versuchung, es zu bestreiten, war groß, vor allem im Dunkeln, wo ihr Gesicht sie nicht verraten konnte. Doch Mog hatte

Weitere Kostenlose Bücher