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Der Zauber eines fruehen Morgens

Der Zauber eines fruehen Morgens

Titel: Der Zauber eines fruehen Morgens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lesley Pearse
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Bissen!«, sagte er und hielt ihr auf der Gabel ein kleines Stück Fischpastete hin.
    Sie seufzte, öffnete gehorsam den Mund und ließ sich von ihmfüttern. Mog bereitete die beste Fischpastete der Welt zu, und normalerweise hätte Belle sie gierig verschlungen, doch sie hatte keinen Appetit und schon nach ein, zwei Bissen aufgegeben. Aber schon morgen musste Jimmy nach Frankreich zurückfahren, und sie wusste, dass er sich weniger Sorgen machen würde, wenn er das Gefühl hatte, dass sie wieder ordentlich aß.
    Ihn hier zu Hause zu haben hatte ihr sehr geholfen. Zu Schwester Smethwicks großem Ärger hatte er den Großteil der letzten beiden Tage bei Belle auf dem Bett verbracht, mit ihr geredet und ihr aus der Zeitung vorgelesen. Sie würde ihn so sehr vermissen!
    Am Vorabend hatte Dr. Towle Mrs. Smethwick mitgeteilt, dass ihre Dienste nicht länger benötigt würden. Belle und Mog waren beide erleichtert, die despotische Krankenschwester endlich los zu sein.
    »Siehst du, du warst einfach nur faul«, sagte Jimmy triumphierend und schob Belle noch einen Bissen in den Mund. »Wenn du nicht brav isst, bitte ich Mog, die alte Smethwick zurückzuholen.«
    »Jetzt habe ich aber wirklich genug.« Belle schob den Teller weg. »Ich verbrauche nicht genug Energie, um Hunger zu haben. Mein Appetit kommt bestimmt wieder, wenn ich aufstehen darf.«
    »Aber das wird frühestens in einer Woche passieren«, erklärte Jimmy fest und schob den Teller zu ihr zurück. »Und dann nur ein, zwei Stunden für den Anfang.«
    »Du wirst es nicht wissen«, neckte sie ihn.
    »Ich wette, ich weiß es doch. Ich fühle mich mit dir verbunden, auch wenn wir nicht zusammen sind. An dem Tag, als du überfallen worden bist, hatte ich ganz seltsame dunkle Vorahnungen.«
    »Dann muss ich mich wohl gut vorsehen«, erwiderte sie verschmitzt. »Und jetzt gib mir meinen Skizzenblock, damit ich diesen Kerl zeichnen kann!«
    Jimmy lehnte sich an die Kissen, während Belle eine Zeichnung anfertigte. Es versetzte ihn immer wieder in Erstaunen, dass jemand bloß mit einem Bleistift ein erkennbares Bild wiedergeben konnte. Er selbst malte wie ein Kind – Hunde, die wie Würstchenauf Stöcken aussahen, und Blumen, die samt und sonders Gänseblümchen wurden.
    Es bedrückte ihn, dass Belle so blass und elend aussah. Ihr Haar brauchte eine Wäsche; er hatte es noch nie so glanzlos und strähnig gesehen. Er wusste, wie viel Mühe sie sich gab, um ihn davon zu überzeugen, dass sie sich auf dem Weg der Besserung befand, und körperlich war sie das auch. Aber sosehr sie auch versuchte, zu lachen und mit ihm zu scherzen, spürte er dennoch, wie verzweifelt sie über den Verlust ihres Babys war. Jimmy wünschte inständig, ihren Schmerz irgendwie lindern zu können.
    Als er nach Hause gekommen war und ihr erzählt hatte, dass Miranda am nächsten Tag vorbeischauen würde, hatte Belle sich sehr gefreut. »Ich bin froh, dass du sie kennengelernt hast«, sagte sie. »Im ersten Moment wirkt sie steif und zugeknöpft, doch das liegt nur an ihrer Erziehung. Wenn man sie erst einmal besser kennt, ist sie kein bisschen anders als wir.«
    Als er jetzt Belle beim Zeichnen zuschaute und über ihre eher ungewöhnliche Freundschaft mit einer jungen Frau wie Miranda nachdachte, fragte er sich, ob Belles Vater vielleicht ein Gentleman gewesen war. Schon mit fünfzehn hatte sie das Auftreten und die Umgangsformen besessen, die die Oberschicht auszeichneten. Man brauchte sich doch nur Vollblüter anzuschauen, um zu wissen, dass Abstammung zählte. Mog hatte Belle großgezogen und ihr gute Manieren beigebracht, doch Belles schwarzes lockiges Haar und ihre schönen blauen Augen mussten ein Erbe ihres Vaters sein. Vermutlich hatte sie von ihm auch ihre Haltung und ihren Charme.
    Falls Annie überhaupt wusste, wer der Vater war – und in ihrem Gewerbe schien das wenig wahrscheinlich –, würde sie es Belle wohl nie erzählen. Mog wusste es nicht. Als sie Annie einmal nach dem Vater gefragt hatte, hatte sie als Antwort bekommen, dass sie sich um ihre eigenen Angelegenheiten kümmern solle.
    Annie war in einem Dorf aufgewachsen, ihr Vater war Zimmermann gewesen. Sie mochte sich zwar gute Umgangsformen angeeignet haben, sich elegant kleiden und wie eine Dame wirken, dochniemand würde auf die Idee kommen, dass sie der Oberschicht entstammte.
    »So, besser kann ich es nicht«, verkündete Belle und riss Jimmy abrupt aus seinen Überlegungen.
    Er nahm ihr den Skizzenblock ab und

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