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Der Zauber eines fruehen Morgens

Der Zauber eines fruehen Morgens

Titel: Der Zauber eines fruehen Morgens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lesley Pearse
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was ich machen soll, wenn ich Jimmy auch noch verliere. Er wird bald an die Front kommen, und auch wenn er inzwischen vielleicht das Schießen gelernt hat, wage ich zu bezweifeln, dass man einem Soldaten beibringen kann, feindlichen Kugeln auszuweichen.«
    »Auf mich hat er einen sehr vernünftigen und intelligenten Eindruck gemacht«, erwiderte Miranda. »Und er hat sehr viel, für dases sich zurückzukehren lohnt. Ein Onkel von mir ist Brigadegeneral, und er hat einmal zu mir gesagt, dass Soldaten, die nichts zu verlieren haben, eine Belastung sein können. Sie sind oft sehr tapfer, aber auch tollkühn. Diejenigen, die etwas zu verlieren haben wie Ihr Jimmy, gehen keine Risiken ein, die sie selbst oder ihre Kameraden in Gefahr bringen könnten, und sie sind eindeutig am besten zu befehligen.«
    »Wie tröstlich!« Belle lächelte schwach. »Ziehen Sie mich bitte aus diesem Sumpf des Selbstmitleids heraus, ja? Erzählen Sie mir, was Sie gemacht haben!«
    Miranda warf mit einer Geste, die zu besagen schien, dass sie eine ganze Menge zu berichten hatte, ihren eleganten Seidenschal zurück. »Na ja, so seltsam es klingen mag, ich habe in Sussex in einem kleinen Krankenhaus ausgeholfen«, sagte sie. »Die meisten Patienten waren verwundete Offiziere, und weil ich Auto fahren kann, musste ich diejenigen, die transportfähig waren, in ein Sanatorium oder zu ihren Familien fahren. Doch irgendwann war damit Schluss, weil sich irgendwer darüber beschwert hat, dass eine Frau Männerarbeit verrichtet.«
    »Das ist ja lachhaft!«, rief Belle. »Die meisten Männer, die Auto fahren können, sind doch bestimmt bei der Armee, oder?«
    »Anscheinend nicht«, antwortete Miranda düster. »Ich habe das natürlich ehrenamtlich gemacht, und ehrlich gesagt, ich fand es blödsinnig, dass meine Hilfe abgelehnt wurde. Man hat mir vorgeschlagen, beim VAD, dem Voluntary Aid Detachment, einzutreten und Kranke und Verwundete zu pflegen, wenn ich mich irgendwie nützlich machen will. Doch ich lehne mich gegen den Gedanken auf, dass Frauen nur dazu gut sein sollen, Leute zu waschen und zu verbinden. Wie Sie sich sicher denken können, ist meine liebe Mama der Meinung, dass eine wohlerzogene junge Dame nicht einmal das tun sollte.«
    Miranda erzählte Belle, wie sie bei einer ihrer Fahrten in die Klemme geraten war. Sie war im Dunkeln auf einer Landstraße falsch abgebogen und mitten in einem Wald im Schlamm stecken geblieben, und das mit einem Patienten, der nicht gehen konnte.
    »Es war beängstigend«, gestand sie. »Ich musste ihn im Wagen lassen und den nächsten Bauernhof suchen, um Hilfe zu holen. Es goss in Strömen, und meine Schuhe und mein Mantel waren im Handumdrehen ruiniert. Als ich endlich einen Bauern aufgetrieben hatte, der bereit war, meinen Wagen mit seinem Pferdegespann aus dem Schlamm zu ziehen, begrüßte mich dieser elende Patient mit einem Mordsdonnerwetter, weil ich mich nicht vergewissert hatte, ob er Streichhölzer hatte, um sich seine Zigaretten anzuzünden, bevor ich mich auf den Weg gemacht hatte. Ich bitte Sie! Da saß er schön warm und trocken und beschwerte sich, dass er nicht hatte rauchen können, während ich ungefähr acht Kilometer zu Fuß gegangen war und wie eine ertrunkene Ratte aussah!«
    Belle bog sich vor Lachen. Miranda wirkte auf den ersten Blick ein bisschen kaltschnäuzig, und wahrscheinlich hatte der Patient befürchtet, dass sie schnurstracks ins erste Hotel gehen, sich ein Bett für die Nacht sichern und ihn darüber vergessen würde. »Und was kommt als Nächstes?«, fragte sie. »Tee an Soldaten verteilen, die auf Truppentransportzüge warten?«
    »Man hat mich tatsächlich gebeten, an einem Teestand zu arbeiten«, erwiderte Miranda. »Doch das wäre die Hölle. Ich würde den ganzen Tag in der Gesellschaft von Frauen wie meiner Mutter sein. Weiß nicht, ob ich das lange durchhalten könnte.«
    »Sie könnten mir in meinem Laden helfen, wenn es mir wieder besser geht«, schlug Belle impulsiv vor. »Jimmy meint, ich könnte ihn ruhig eröffnen, solange noch jemand anders bei mir ist. Der Vorschlag, dass Sie mir vielleicht helfen könnten, stammt übrigens von ihm. Ich würde Sie dafür natürlich bezahlen, und Sie wären einfach ideal. Schauen Sie sich nur an – der wandelnde Inbegriff von Mode!«
    Miranda trug ein silbergraues Kostüm mit einem langen, schmalen Rock, und um den Kragen der eng anliegenden Jacke hatte sie einen seidenen Fransenschal in Schattierungen von Blau und Silbermit

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