Der Zauber eines fruehen Morgens
blickte sich um. Mog hatte an dem Tag nach dem Überfall aufgeräumt, aber der zersplitterte Drehspiegel und der zerbrochene Stuhl im Hinterzimmer führten ihm eindringlich vor Augen, wie schlimm es gewesen war. An der Wand war eine Blutspur zu sehen, und allein dieser Anblick erfüllte Jimmy mit rasender Wut.
Doch als er durch den Laden schlenderte und die hübschen Hüte berührte, die Belle so geschickt anfertigte, wusste er, dass er es nicht übers Herz bringen würde, darauf zu bestehen, dass sie ihr Geschäft ganz und gar aufgab. Ohne diese Ablenkung und mit einem Ehemann, der weit weg in Frankreich war, würde sie das Gefühl haben, dass ihr nichts geblieben war.
Jemand hämmerte an die Tür und riss ihn aus seinen Gedanken. Mog hatte einen Zettel mit der Aufschrift Bis auf Weiteres geschlos s en aufgehängt, doch wie Jimmy feststellen musste, bedeutete ihm die junge Frau, die draußen stand, trotzdem, ihr zu öffnen.
Leicht verärgert schloss Jimmy die Tür auf. Die Frau war jung und sehr elegant und trug einen schicken grünen Hut mit Feder, der sicher von Belle stammte. »Tut mir leid, aber der Laden ist geschlossen«, sagte er und zeigte auf den Zettel.
»Ich weiß. Ich kann lesen«, entgegnete die junge Frau spitz. »Doch ich war eine Weile weg. Ich wollte Belle besuchen, wir sind nämlich befreundet, verstehen Sie? Mein Name ist Miranda Forbes-Alton. Ist Belle etwas passiert? Und wer sind Sie?«
Jimmy erinnerte sich, dass der Name Miranda irgendwann zu Hause gefallen war. Mog hatte behauptet, sie habe eine eingebildete Mutter, und nach der hochnäsigen Art der Tochter zu schließen, war sie aus demselben Holz geschnitzt.
»Ich bin ihr Ehemann«, erklärte er. »Belle wurde überfallen und ausgeraubt und hat infolgedessen das Kind verloren, das sie erwartet hat.«
Zu seiner Bestürzung füllten sich die Augen der Frau mit Tränen. »O, mein Gott, nein!«, rief sie und betupfte ihre Augenwinkel mit einem spitzengesäumten Taschentuch. »Arme, arme Belle, wie furchtbar für sie! Sie hat sich so auf ihr Kind gefreut! Wenn ich es bloß eher erfahren hätte! Kann ich vielleicht irgendetwas für sie tun? Ich könnte mich um den Laden kümmern, falls das eine Hilfe wäre.«
Jimmy hatte die schroffe Art und Weise, in der sie sich erkundigt hatte, wer er war, ganz und gar nicht gefallen, aber ihre aufrichtige Sorge um Belle machte sie ihm etwas sympathischer. »Sehr freundlich von Ihnen«, sagte er. »Doch wir haben beschlossen, das Geschäft eine Weile geschlossen zu lassen. Wie Sie sich sicher denken können, ist Belle sehr angegriffen und niedergeschlagen.«
»Ja, natürlich. Tut mir leid, dass ich vorhin so kurz angebunden war, Mr. Reilly. Ich hatte nicht erwartet, dass Sie es sind, weil ich Sie in Frankreich wähnte. Erzählen Sie mir bitte von dem Überfall! Um welche Tageszeit ist es passiert?«
Jimmy berichtete ausführlich, was vorgefallen war, und erwähnte auch, wie knapp Belle daran gewesen war zu verbluten. Er verschwieg nicht, dass Dr. Towle seine Beziehungen hatte spielen lassen, um ihn, Jimmy, nach Hause zu holen. Miranda hörte ihm entsetzt zu.
»Aber Sie müssen zurück zur Armee, nicht wahr?«, fragte sie. »Kann ich irgendwie helfen, wenn es so weit ist? Ich mag Belle wirklich sehr, und wenn Sie wieder fort sind, wird sie noch unglücklicher sein.«
Jimmy erkannte, dass die Frau es ehrlich meinte, und ihm selbst würde wesentlich wohler sein, wenn er wüsste, dass Belle eine gute Freundin hatte, mit der sie reden konnte. »Ich muss morgen zurück«, berichtete er. »Belle freut sich bestimmt, wenn Sie sie morgen Nachmittag besuchen kommen. Vielleicht können Sie sie ein bisschen aufmuntern.«
»Versuchen werde ich es«, versprach sie. »Richten Sie ihr bitte aus, dass ich an sie denke, und erklären Sie ihr, dass ich von dem Überfall erst von Ihnen erfahren habe!«
»Natürlich, Miss Forbes-Alton. Sie freut sich über Ihre Anteilnahme sicher genauso wie ich. Wir haben im Railway Inn eine Seitentür; Sie müssen also nicht durch den Schankraum gehen.«
»Ich werde gegen zwei Uhr kommen«, sagte sie. »Und passen Sie in Frankreich gut auf sich auf! Belle braucht Sie in einem Stück zurück.«
Jimmy lächelte sie an. Jetzt verstand er, warum Belle diese junge Frau gernhatte. Sie wirkte zunächst ein bisschen überheblich, doch sie gewann bei näherem Kennenlernen.
Am selben Abend um sechs Uhr versuchte Jimmy, Belle zu überreden, ein bisschen mehr zu essen. »Komm, noch einen
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