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Der Zauber eines fruehen Morgens

Der Zauber eines fruehen Morgens

Titel: Der Zauber eines fruehen Morgens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lesley Pearse
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lieb sie ihn hatten. Aber in diesem Moment wünschte er, dass es weniger Liebesbeweise für ihn gäbe, dass Mog nicht schon mit einem Becher Tee und einem Paket belegter Brote für unterwegs unten bereitstände, dass keine besonders warmen Socken und ein neuer Schal in seinem Tornister wären. All diese liebevolle Fürsorge machte ihm den Abschied noch schwerer.
    Schließlich schnürte er seine Stiefel und trat ans Bett, um Belle ein letztes Mal zu küssen. Er hätte ihr gern gesagt, dass sie für den Fall, dass er nicht zurückkam, immer daran denken sollte, dass ihre Liebe ihn zum glücklichsten Mann der Welt gemacht hatte. Doch er wollte ihr nicht den Gedanken in den Kopf setzen, dass er fallen könnte. Auch er selbst sollte diese Möglichkeit außen vor lassen; er durfte nur an die gemeinsame Zukunft denken, die vor ihnen lag, wenn der Krieg vorbei war.
    »Ich liebe dich«, raunte er ihr zu und deckte sie gut zu.
    Er gönnte sich einen letzten langen Blick, ein Bild, an dem er festhalten konnte, egal, wie schlimm es in Frankreich werden würde: die dichte Fülle dunkler Locken auf dem Kissen, die blauenAugen, in denen Tränen standen, und ihr voller, weicher, bebender Mund.
    »Pass gut auf dich auf und schreib mir jeden Tag!«, bat er leise, bevor er die Kerze ausblies und sich zum Gehen wandte.
    Auf dem Treppenabsatz musste er stehen bleiben, um sich wieder zu sammeln. In diesem Haus durfte er ausschließlich ein Ehemann sein, aber sowie er zur Tür hinaustrat, musste er wieder ein Soldat sein und alle Angst und Sentimentalität abstreifen.
    Als Belle wenig später Jimmys schwere Stiefel auf dem Straßenpflaster hörte, musste sie weinen. Bald darauf fuhr der Zug im Bahnhof ein, und kurz darauf vernahm sie das Rattern und Schnaufen der Lok, als er wieder abfuhr und Jimmy mitnahm.
    Mog kam nach oben und spähte wie erwartet ins Schlafzimmer, aber Belle gab vor zu schlafen, weil sie wusste, dass Mitleid alles noch verschlimmern würde. Den ganzen Vormittag über musste sie immer wieder weinen. Nun, da sie das Baby verloren hatte und Jimmy wieder fort war und vielleicht nie wiederkommen würde, fühlte sie sich hoffnungslos verloren.
    Dass Mog sie schalt, weil sie weder zum Frühstück noch zu Mittag etwas essen wollte, machte es nicht besser.
    »Ich verstehe durchaus, wie traurig du bist, weil Jimmy wieder wegmusste«, sagte sie scharf. »Aber nichts essen bringt ihn auch nicht zurück, sondern verhindert nur, dass du wieder zu Kräften kommst. Ich habe Besseres zu tun, als ständig Essen nach oben zu schleppen, das du nicht einmal anrührst.«
    Als Belle gegen zwei Uhr nachmittags Schritte auf dem Treppenabsatz hörte, glaubte sie, es wäre Mog, um ihr erneut eine Strafpredigt zu halten. Sie vergrub das Gesicht im Kissen und wollte sich wieder schlafend stellen, doch dann wurde die Tür geöffnet, und Miranda rief:
    »Oh, meine arme Belle!«
    Belle setzte sich auf. Sie hatte ganz vergessen, dass Miranda kommen wollte. Wenn sie daran gedacht hätte, hätte sie Mog bitten können, sie abzuwimmeln. Aber nun war sie da, mit einem großen Strauß Treibhausblumen in den Armen, und Belle brachte es nicht übers Herz, sie kurz abzufertigen.
    »Wie nett von Ihnen, mich besuchen zu kommen!«, sagte sie matt. Ihr war bewusst, dass Mog direkt hinter Miranda stand, bereit, irgendeine Ausrede vorzubringen, falls Belle keine aufrichtige Freude zeigte.
    »Ich war ganz entsetzt, als Mr. Reilly mir von dem Überfall erzählte, und es tut mir schrecklich leid, dass Sie Ihr Baby verloren haben«, sagte Miranda. »Ich war unten in Sussex, deshalb wusste ich nichts davon. Ich wünschte, ich könnte irgendwie dafür sorgen, dass es Ihnen besser geht.«
    »Allein Sie zu sehen hilft mir schon«, erwiderte Belle. »Kommen Sie doch herein und nehmen Sie Platz! Sind diese wunderschönen Blumen für mich?«
    Mog, die unverkennbar erleichtert war, dass Belle nicht vorhatte, unhöflich zu sein, lächelte. »Wie wär’s mit Tee?«, schlug sie vor. »Und ich könnte auch die Blumen ins Wasser stellen.«
    Miranda nickte und bedankte sich, dann zog sie sich einen Stuhl ans Bett. Mog nahm ihr die Blumen ab und verließ das Zimmer.
    »Sie haben geweint«, stellte Miranda fest, als die Tür ins Schloss fiel. »Aber das ist ja kein Wunder, vor allem, wenn man bedenkt, dass Ihr Mann nach Frankreich zurückmusste. Sie fühlen sich bestimmt so, als hätte man Ihnen alles genommen, nicht wahr?«
    »Ja, so ungefähr«, seufzte Belle. »Ich weiß nicht,

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