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Der Zauber eines fruehen Morgens

Der Zauber eines fruehen Morgens

Titel: Der Zauber eines fruehen Morgens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lesley Pearse
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betrachtete das Bild, doch anstelle des brutalen Schurken, den er sich vorgestellt hatte, hatte sie ein ganz gewöhnliches Gesicht gezeichnet, das ohne Weiteres einem Bankbeamten oder Gepäckträger gehören könnte.
    »Hast du etwas anderes erwartet?«, fragte Belle. »Tut mir leid, ich hätte ihm gern eine hässliche Narbe oder eine Augenklappe verpasst, aber er sah einfach ganz durchschnittlich aus. Er war untersetzt, fast völlig kahlköpfig, ungefähr eins achtundsiebzig groß. Seine Stimme war rau, und erst als er näher kam, fielen mir sein schmutziger Kragen, die Bartstoppeln und der muffige Geruch auf, der von ihm ausging. Da habe ich es dann auch mit der Angst bekommen.«
    »Ich sollte aus meiner Zeit in Seven Dials wissen, dass schlechte Menschen keine besonderen Merkmale haben«, meinte Jimmy nachdenklich. »Du kannst wirklich gut zeichnen, Belle. Vielleicht solltest du daraus etwas machen, ernsthaft, meine ich.«
    »Statt des Hutsalons?«, fragte sie, und er sah in ihren Augen den eigensinnigen Ausdruck, den er so gut kannte.
    »Nicht unbedingt«, erwiderte er vorsichtig. »Hör mal, ich bin genau wie Onkel Garth der Meinung, dass es für dich nicht mehr sicher ist, allein dort zu arbeiten. Der Laden ist zu nahe bei der Heide, und es ist für jeden Ganoven, der auf schnelles Geld aus ist, ganz leicht, dich auszurauben und unerkannt zu entkommen. Aber wenn du eine Hilfskraft einstellst, wäre es nicht so riskant.«
    »Eine Angestellte zu bezahlen, würde den Gewinn deutlich reduzieren«, sagte sie.
    »Am Anfang schon. Doch wenn du die richtige nimmst, sagen wir mal, deine Freundin Miranda, hättest du mehr Zeit, um Hüte anzufertigen. Du könntest deine besonderen Entwürfe für deinen Laden behalten und schlichtere Modelle an andere Geschäfteverkaufen, Geschäfte in Lewisham zum Beispiel oder in Greenwich.«
    »Willst du damit sagen, dass ich das Geschäft behalten soll?«
    Jimmy lächelte, als ihm auffiel, wie ihre Augen plötzlich aufleuchteten. »Ich bin dein Ehemann, nicht dein Wärter«, erwiderte er. »Ich weiß, dass für die meisten Männer die beiden Begriffe keinen Unterschied machen, doch schließlich bin ich bei einer Mutter aufgewachsen, die ihr eigenes Geschäft besaß und keinen Mann hatte, der sie bevormunden konnte. Sie hat gesagt, dass in Wirklichkeit die Frauen das stärkere Geschlecht sind. Ich brauche nur dich und Mog anzuschauen, um zu wissen, dass sie recht hatte.«
    Belle nahm seine Hand, zog sie an ihren Mund und küsste sie.
    »Aber du gehst erst wieder in den Laden, wenn Dr. Towle findet, dass du dich vollständig erholt hast«, ermahnte er sie. »Und wenn du eine Mitarbeiterin hast.«
    Belle sah ihn einen Moment lang schweigend an. Eine Träne lief ihr über die Wange.
    »Was gibt es denn da zu weinen?«, fragte er.
    »Du bist der Grund«, sagte sie. »Weil du immer so verständnisvoll und aufmerksam bist. Ich habe solches Glück, dass ich dich habe.«
    Jimmy beugte sich zu ihr vor und küsste sie. »Tja, dann können wir nur hoffen, dass Onkel Garth sich nicht plötzlich entschließt, den Herrn und Meister zu spielen, denn ich denke, es ist an der Zeit, dass ich ihm von unseren Plänen erzähle. Die Zeichnung nehme ich gleich mit, damit er sie morgen zur Polizei bringen kann.«
    Es war noch dunkel, als am nächsten Morgen der Wecker klingelte. Jimmy stellte ihn ab und richtete sich auf.
    »Noch einmal kuscheln!«, murmelte Belle schlaftrunken.
    Jimmy drehte sich zu ihr um und legte behutsam seine Arme um sie. Ihr warmer Körper schmiegte sich an seinen, und als erihren Lavendelduft einatmete, wünschte er von ganzem Herzen, er müsste nicht diesen Zug erwischen. Ihr Haar an seiner Wange war seidig und glatt, ihr Körper unter dem weißen Baumwollnachthemd so weich, und er hatte keine Ahnung, wie lange es dauern würde, bis er sie wieder in den Armen halten würde.
    »Ich muss jetzt los«, flüsterte er. »Bleib hier und schlaf noch ein bisschen! Ich möchte nicht, dass du mit nach unten kommst. Es ist besser, hier Abschied zu nehmen.«
    Er küsste sie sanft, wand sich aus ihren Armen, stieg aus dem Bett und zündete eine Kerze an, damit er genug sah, um seine Sachen zu finden.
    »Zieh die neue Weste an, die Mog für dich gestrickt hat! Auf dem Schiff wird es kalt sein«, sagte sie, als er in seine Hose schlüpfte. Mog hatte seine Uniform ausgebürstet und gebügelt, und Garth hatte seine Stiefel geputzt und eingefettet, kleine Gesten, mit denen sie ihm zeigen wollten, wie

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