Der Zauber von Avalon 01 - Sieben Sterne und die dunkle Prophezeiung

Fehler, dass ich dich nicht gleich hinter dem rauen Pfad getötet habe. Aber diesmal, kein –
aaaauh!«
    Ein Lehmklumpen flog aus Hennis freier Hand direkt in Tamwyns Mund. Er hustete, spuckte den Matsch aus und stürzte sich auf den Hoolah. Henni lachte so, dass er kaum stehen konnte, und schaffte es immer noch, dem Angreiferauszuweichen. Tamwyn rutschte aus und landete kopfüber im feuchten Matsch.
    »Iihii, iihii, huuhuuhahahaha! Du bist komischer als je zuvor, du Tollpatsch!«
    »Warte, Tamwyn«, rief Elli und befreite sich so weit vom klebrigen Boden, dass sie aufstehen konnte. Der Lehm quoll ihr über die Füße und stieg bis zur Hälfte ihrer Waden. »Verschwende keine Zeit mit ihm. Wir müssen den Stab finden, denk daran. Bevor wir noch mehr Sterne verlieren.«
    »Sicher, sicher. Sowie ich diesen Trottel getötet habe.«
    Er warf Henni einen Lehmklumpen an den Kopf. Wie ein Pfeil ins Zentrum der Zielscheibe trifft, platschte das Geschoss direkt in die Mitte einer der kreisrunden Augenbrauen. Während Henni versuchte sich das Auge zu wischen, sprang Tamwyn auf ihn los. Sie fielen rücklings in den Morast, wälzten sich und traten.
    Lehmbrocken flogen in alle Richtungen.
    »Prächtig«, knurrte Nuic. »Eine Lehmschlacht.«
    Plötzlich schwirrte etwas durch die Luft, streifte seitlich den nächsten Hügel und landete neben Ellis Füßen im Lehm. Ein Speer! Er war zwar verbogen und nicht län ger als ihr Bein, aber sein harter Keramikschaft schimmerte matt. Ellli erstarrte und konnte kaum noch atmen. Gnome!
    Solche Speere hatte sie schon zuvor gesehen – beim Angriff der Gnome auf ihr Dorf, bei dem ihre Eltern beide starben. Und in den folgenden neun Jahren der Sklaverei, als sie in ihren dunklen Gruben schuftete, in die nie Sternenlichtdrang. Selbst nachdem sie schließlich geflohen war, hörte sie immer noch in jedem Windstoß das Schwirren dieser Speere, spürte den Stich der Spitzen jedes Mal, wenn jemand ihre Rippen berührte. Erst seit Nuic auf ihrer Schulter saß und ständig knurrte, hatte sie angefangen zu vergessen. Und jetzt drang ein Gnomenspeer direkt neben ihr in den Boden!
    Sie schrie. So laut war ihr Kreischen, dass Tamwyn und Henni sofort mit dem Ringkampf im Lehm aufhörten. Sowie Tamwyn sich aufsetzte und dabei aussah wie ein Lehmhügel, schallte ein anderes Geräusch über die Ebene. Es war eine entsetzliche Mischung aus Schreien und Heulen, die fast alle Geschöpfe in diesem Reich dazu brachte, um ihr Leben zu rennen: das Kriegsgeschrei der Gnome.
    Tamwyn und Henni, beide lehmbedeckt, stolperten auf die Füße. Sofort schlug die Welle der Schlacht über ihnen zusammen. Speere schossen vorbei, einer von ihnen streifte Tamwyns lehmiges Ohr. Bevor Henni seine Schleuder hervorholen konnte, von den Steinen in seiner Tasche ganz zu schweigen, griff ihn ein kreischender Gnom von hinten an. Der Gnom war zwar nicht größer als Henni, aber wesentlich kräftiger, mit muskulösen Armen und einem Mund voll gezackter Zähne, zum Fleischreißen geschaffen. Er schlug Henni brutal ins Gesicht, dann biss er ihn in die Schulter. Henni schrie vor Schmerz, während der Gnom ihn mit schmutzigen, dreifingrigen Händen packte – und ihn in den Nacken beißen wollte.
    Da trat Tamwyn dem Gnom in die Seite – so fest, dass mehrere Knochen splitterten. Der Gnom heulte auf unddrehte einen Salto, bevor er wieder auf die Erde schlug. Sofort schnappte Tamwyn sein Bein, schwang ihn herum und ließ ihn in dem Moment los, in dem zwei weitere Gnome angriffen. Er hatte perfekt gezielt. Der gekrümmte Körper prallte mit voller Wucht in die Angreifer und legte sie flach.
    »Nichts wie weg!«, rief Elli. »Zurück in die Pforte, solange es geht.«
    »Du und Nuic zuerst! Ich gebe euch Deckung.«
    In Ellis Blick las Tamwyn Dankbarkeit – und mehr, etwas wie wirkliche Freundschaft. Dann hob sie den Kobold auf und rannte zu dem Kreis aus grünen Flammen.
    Tamwyns Füße patschten im Schlamm, als er zu Henni hinüberrannte. Die Schulter des Hoolahs blutete heftig, doch Tamwyn zog ihn hoch und schob ihn auf Elli zu – da stürzten weitere Gnome herunter.
    Ein Speerschauer schwirrte durch die Luft. Tamwyn hörte Elli wieder schreien, lauter als zuvor. Zwei stämmige Arme legten sich um seinen Hals, während jemand ihm in die Seite schlug. Er fiel auf ein Knie, befreite sich aber von dem Würgegriff und packte einen der Gnome. Tamwyn hielt den zappelnden Krieger am Haarschopf, damit er nicht beißen konnte, und hob ihn gerade