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Der Zauber von Avalon 01 - Sieben Sterne und die dunkle Prophezeiung

Titel: Der Zauber von Avalon 01 - Sieben Sterne und die dunkle Prophezeiung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas A. Barron , Irmela Brender
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rechtzeitig zum Schutz vor drei fliegenden Speeren. Der Gnom kreischte, als ihm die Speerspitzen in die Brust drangen.
    Tamwyn fuhr herum, er wollte sehen, was mit Elli geschehen war. »Nein!«, brüllte er. »Großer Dagda, nein!«
    Sie lag auf dem Rücken ausgestreckt neben der Pforte. Ihre Augen starrten blicklos zu den Wolken, während grüneFlammen an ihren Locken leckten. Ein zerbrochener Schaft ragte aus ihren Rippen. Blut strömte aus der Wunde und befleckte ihr Priesterinnengewand. Neben ihr kniete Nuic, er war blutrot gefärbt und zitterte unkontrollierbar.
    In diesem Augenblick durchdrang Tamwyn ein neues Gefühl. Es war weder Zorn noch Trauer, auch nicht der Überlebenswille, obwohl es diesen Empfindungen entsprang. Und etwas anderem, tiefer als jede Empfindung – bedeutender, stärker und wilder.
    Macht. Er kam sich vor wie ein Vulkan vor dem Ausbruch – nicht Lava würde er verströmen, sondern diese undefinierbare Macht. Sie strömte durch seine Adern, pulsierte mit seinem Herzen und schwoll in seinen Lungen. Selbst als er weitere Gnome mit erhobenen Speeren auf sich zustürzen sah, spürte er keine Furcht. Nur die Bereitschaft für das, was kam.
    Die Macht drängte an die Oberfläche, durch Knochen, Muskeln und Fleisch. Es war, als hätte er einen Stern geschluckt, dessen Licht sich jetzt durch jede Pore seiner Haut kämpfte. Es strahlte durch seinen ganzen Körper, wild und lebendig.
    Er spürte, wie seine Haut riss. Und sich bewegte. Nein – nicht die Haut, sondern der Lehm, der ihn bedeckte.
    Plötzlich stieß der Gnom, der ihm am nächsten stand, ein Angstgeheul aus. Als Tamwyn herumfuhr, fiel ihm etwas vom Rücken und klatschte auf den Boden. Ein Käfer! Der große, haarige, grau gefärbte Käfer kroch über den Schlamm und ließ seine degenscharfen Zangen auf- und zuschnappen.
    Bevor Tamwyn sich wieder rühren konnte, fiel ihm ein weiterer Käfer vom Rücken. Dann wieder einer von seinem Unterarm. Immer mehr fielen ab – von seinem Nacken, der Brust, den Schenkeln.
    »Uäh«, stöhnte er angewidert. »Wo kommen
die
denn her?«
    Er schüttelte sich heftig und warf damit weitere fünfzehn oder zwanzig Käfer auf den Boden. Dann fiel ihm eine andere, beunruhigendere Frage ein:
War das alles, was ich gefühlt habe . . . eine Menge Käfer auf dem Rücken?
    Inzwischen schrien die Gnome – sie fluchten, davon war Tamwyn überzeugt. Aber der Ton ihrer rauen, gutturalen Stimmen war völlig verändert. Jetzt hatten sie Angst. Schon zogen sie sich zurück, rannten über die lehmige Ebene davon. Irgendwie waren sie von Angreifern zu Angegriffenen geworden.
    Fürchten sie sich so vor den Käfern?
Tamwyn streifte sich die letzten vom Arm und sah ihnen zu, wie sie davonkrochen. Statt die Gnome zu verfolgen gruben sie sich mit ihren Zangen nur in den Schlamm. Sie wirkten wirklich nicht sehr gefährlich. Grotesk vielleicht, aber nicht gefähr lich .
Was also hat die Gnome vertrieben?
    Tamwyn drehte sich wieder zu Elli um. Beim Anblick ihrer schlaffen Gestalt, mit Blut überströmt, wurde seine Verwirrung von einem anderen Gefühl verdrängt. Angst. Sein Magen verkrampfte sich.
    Er kniete sich neben sie und schaute in diese haselnussfarbenen Augen, die jetzt ohne Blick zu sein schienen. Es war nicht immer einfach mit Elli gewesen, bestimmt nicht.Doch an manchem war er schuld: Ihre kostbare Harfe zu zerschlagen war eine riesige Dummheit gewesen. Und er hatte ihr nie richtig gesagt, dass es ihm Leid tat. Und jetzt . . . würde er es nie mehr tun können.
    Er schaute auf ihre Schulter, wo Nuic so oft gesessen hatte. Und er konnte fast hören, wie sie mit der Heiterkeit eines Wiesenstärlings gelacht hatte, als sie erkannte, wer die Herrin wirklich war – und wer ihr treuer Maryth. Kein Zweifel, Elli liebte Avalon wirklich! Und neuerdings hatte er noch etwas anderes an ihr bemerkt, etwas jenseits ihres reizbaren Temperaments und ihrer scharfen Zunge, etwas, das ihn . . . faszinierte.
    Sie verdiente es nicht, zu sterben!
    Er schlug sich mit der Faust auf den Schenkel und bespritzte dabei Nuic mit Schlamm. Aber der Tannenzapfengeist sagte nichts.
    Tamwyn hörte ein Geräusch hinter sich und drehte den Kopf. Es war Henni, der mit gekreuzten Beinen und einem ungewöhnlich bedrückten Gesichtsausdruck dasaß. Noch nie hatte Tamwyn bei einem Hoolah so viel Traurigkeit – über irgendetwas – gesehen. Zuerst glaubte er, Henni sei besorgt wegen seiner Schulter, die schwer verletzt und blutig war . . . aber dann

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