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Der Zauber von Avalon 01 - Sieben Sterne und die dunkle Prophezeiung

Titel: Der Zauber von Avalon 01 - Sieben Sterne und die dunkle Prophezeiung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas A. Barron , Irmela Brender
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in seinem Kopf hämmerte und seine Beine sich unter ihm anfühlten wie gebrochene Zweige, versuchte er nicht zu schwanken.
    »Wer bist du?«, fragte er. »Eine Sklavin von Rhita Gawr?«
    Zum ersten Mal wich ihr Blick ihm aus. Sie biss sich auf die Lippe, dann sagte sie mit einer etwas heiseren Stimme: »Wer ich bin, ist nicht wichtig. Und du wirst es nicht glauben, aber ich würde lieber . . . dich leben lassen, als dich töten. Jetzt, wo ich weiß, dass du nicht verblutet bist, nehme ich mir deshalb nur den Stab.«
    Bevor Scree wieder etwas sagen konnte, fuchtelte der dicke Zwerg mit der Hand. »Schämen für den Stab? Nein, Rowanna! Dazu haben du keinen Grund.«
    Plötzlich runzelte er die Stirn und stieß sich mit einem Finger ins Ohr. »Warten jetzt. Oder haben du gesagt:
Nehmen
ich mir den Stab?«
    Sie nickte grimmig.
    »Aber Rowanna! Sein du nicht ein weniglich verwirrt? Ich meinen, wir
gebrauchen
Merlins magischen Stab. Nicht stehlen.«
    Sie starrte ihn mit blitzenden grünen Augen an. »Der Plan hat sich geändert, Shim. Ich gehe zurück zu diesem verfluchten weißen See und nehme den Stab mit.«
    In diesem Moment geschah einiges zugleich. Scree sprang, obwohl der Schwindel ihn überkam. Die Elfe schoss den Pfeil ab. Und Shim schrie vor Schmerz.

33
Ein Wespennest
    T amwyn und Elli wanderten rasch durch die dichten Gehölze von Waldwurzel, wie sie es den ganzen Morgen getan hatten, und folgten einer Leuchtfliege der Herrin zur nächsten Pforte. Das strahlende Geschöpf glühte hell zwischen den dunklen Ästen und den Wurzeln im Schatten, es schoss über Elchpfade und Fuchsfährten durch die Luft. Und dennoch erinnerte sein zartes Licht, kaum eine Kerzenflamme auf Flügeln, die beiden Reisenden an die Vergänglichkeit des Lebens – und der Sterne.
    Schweigend gingen sie durch die Wälder. Sie hätten sich natürlich unterhalten können . . . und wenn auch nur über die starken Gerüche der duftenden Zedern, der faulig stinkenden Zehrwurz und des aromatischen Dills. Oder die Kaskaden von rosa Bougainvilleen, deren ungezählte Blütenblätter zitterten wie die Flossen stromaufwärts schwimmender Lachse.
    Aber es fiel ihnen gar nicht ein, zu reden. Es gab einfach zu viel nachzudenken über das gestrige wunderbare Treffen mit der Herrin vom See – deren wahre Identität sie jetzt kannten, deren geheimnisvolle Art sie aber erst zu entdecken begannen. Während sie durch dichte Zedern- undEbereschengehölze stapften und an einem Geißblatt vorbeikamen, in dem Bienen schwirrten auf der Suche nach den letzten Nektartropfen, schwirrte auch ihnen der Kopf.
    Viele Fragen beherrschten ihre Gedanken. Bei Tamwyn kreisten sie vor allem darum, ob er sein eigenes Schicksal tatsächlich ändern könnte. Beinah jedes lebende Geschöpf wusste, dass das Kind der dunklen Prophezeiung Avalons Ende herbeiführen würde; wie durfte er dann hoffen etwas anderes zu tun? Und wie konnte er sich ein anderes Schicksal vorstellen, wenn er so wenig über sich und seine seltsamen Kräfte wusste, die sich jetzt herausstellten? Gewiss, seine Vorfahren, unter ihnen Krystallus, Hallia, Rhia und sogar Merlin, berechtigten ihn zu einer gewissen Hoffnung. Aber er hatte auch Flamelonblut in den Adern . . . mit allen kriegerischen Eigenschaften, deretwegen die Flamelons in ganz Avalon so gefürchtet waren. Und dann war da auch noch sein besonderes Talent, Unheil anzurichten.
    Elli, die mit dem selig schlafenden Nuic auf der Schulter durch den Wald zog, hatte andere Fragen. Verdiente sie wirklich denselben Maryth wie Rhia? Was brachte sie auf den Gedanken, sie könne den wahren Erben Merlins finden und ihm sogar helfen sich durchzusetzen? In Wahrheit hatte die hochnäsige Llynia Recht gehabt: Elli war nur eine Waise, eine ehemalige Sklavin der Gnome, die trotz allem das Glück gehabt hatte, in eine Rolle zu schlüpfen. Wie konnte sie es je mit einem mächtigen Hexenmeister aufnehmen, der hunderte von Geschöpfen versklavte, einen Wald zerstörte, einen riesigen Damm baute und einen frei fließenden Fluss anhielt? Und doch . . . etwas an der Art, wiedie Herrin sie angeschaut – wirklich angeschaut – hatte, ließ sie zumindest hoffen, dass sie irgendwie helfen könnte.
    Als sie zu einer Gruppe dunkelgrüner Zedern kamen, regte sich Nuic. Elli griff zu ihm hinauf und drückte seine winzige Hand. »Du warst lange auf in der vergangenen Nacht, nicht wahr?«
    »Hmmmpff«, sagte der Tannenzapfengeist gähnend. »Ich bin zu alt, um bis zum Morgengrauen

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