Der Zauber von Avalon 01 - Sieben Sterne und die dunkle Prophezeiung

Titel: Der Zauber von Avalon 01 - Sieben Sterne und die dunkle Prophezeiung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas A. Barron , Irmela Brender

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sich mehrere Ghoulacas von der Menge und flogen zum Gehölz von Waldwurzel. Ihre Schreie, vom Wind getragen, hallten über den weißen See und den Streifen gefällter Bäume. Jetzt bogen weitere zur Flucht ab. Noch mehr tödliche Schnäbel und Krallen folgten. Bald war der Himmel über dem Damm fast frei von ihnen.
    »Es klappt!«, rief Elli und sprang fast aus ihrem Versteck zwischen den Stämmen.
    »Hmmmpff«, brummte Nuic. »Anfängerglück.«
    Tamwyn blinzelte ihm zu. »Nur ein Trick, das ist alles.« Er zog Elli am Ärmel ihres Drumanergewands. »Das ist unsere Chance. Los jetzt!«
    Beide standen auf und liefen über die unbefestigte Rampe zum Damm hinauf. Ein Hengst, der als Erster einer Sklavengruppe angekettet war, sah sie kommen. Das große Pferd wieherte, stellte sich auf die Hinterbeine und trat wütend auf die Kette, bis sie zerriss. Wölfe, Hunde, Esel, Hirsche und ein angebundener Falke in der Nähe hielten in ihrer Arbeit inne und versuchten herauszufinden, was geschah. Weitere von ihnen sahen die Retter und hoben die Stimmen in Geheul, Geschrei, Gekreisch und Gebrüll.
    Überrascht fluchten die Männer und knallten mit ihren Peitschen, doch der Widerstand der Sklaven wuchs nur noch. Ein kräftiger Bär zerbrach die Glieder seiner Ketten und griff zwei Männer an. Eine Wolfsmutter zerbiss die Leinen ihrer Jungen, dann stürzte sie sich auf Harlech, der mit Großvaters schlaffem Körper über der Schulter gerade auf den Damm trat. Bald wütete das Chaos auf dem Damm, während Zwerge ihre Hämmer schwangen, Pferde ihre Hufe und Geißen ihre Hörner – alle in Aufruhr.
    Da warf am anderen Ufer die Gestalt im Umhang ihren Stock zur Seite und hob beide Hände über den Kopf. In den auffrischenden Wind schrie er zornige Worte.

39
Seltsame Treffen
    T amwyn raste über den Damm und stürzte sich in den Kampf, dicht gefolgt von Elli, die Nuic wie einen feuerroten Ball auf dem Arm trug, und Brionna, auf deren Bogen bereits ein Pfeil mit Obsidianspitze lag. Henni verschwand rasch im Gewühl tobender Hirsche, Pferde, Esel, Wölfe und Ziegen – aber nicht bevor er einen Sklaventreiber mit einem Kiesel von seiner Schleuder direkt ins Auge getroffen hatte.
    Als Tamwyn sah, dass einige Sklaven sich in den Ketten um ihre Hälse und Beine verfangen hatten, packte er einen schweren Steinhammer, den ein rotbärtiger Zwerg fallen gelassen hatte. Er ging zwischen die aufrührerischen Tiere und schlug auf die Kettenglieder ein, bis sie barsten und Dutzende Sklaven frei waren. Zugleich flog ein Schwarm Leuchtfliegen aus dem Steinbruch, in dem die Insekten zwangsweise dunkle Stellen beleuchtet hatten. Sie sammelten sich um ihn wie ein schimmernder Funkenkreis und flogen kühn allen Männern, die sich einmischen wollten, ins Gesicht.
    Besondere Anstrengung kostete Tamwyn die Befreiung einer schwarzen Stute, deren linkes Hinterbein von HarlechsSchwert so schlimm verwundet worden war, dass sie nur unter Schmerzen humpeln konnte. Aber das hinderte sie nicht daran, sobald sie ohne Ketten war, den Holzpfosten umzutreten, der Dutzende Vögel niederhielt. Als die Krähen und Eulen und Kraniche ihre Haltestricke los waren, hoben sie sich in die Luft, wobei ihre Flügelschläge einen fröhlichen Lärm verursachten.
    Elli und Brionna befreiten inzwischen die Geschöpfe von Leinen, Halsbändern und Kummets und trieben sie weg vom Damm zum Cañonrand. In dem Durcheinander wurden sie bald getrennt. Elli kniete neben einer Ziege, die am Hals blutete, und hoffte das Tier mit ihrem heilenden Wasser zu beleben. Sie sah jedoch nicht den Mann, der seinen Degen schwang und sich von hinten auf sie stürzte.
    Brionna hatte ihn bemerkt. Ein Pfeil schwirrte durch die Luft – und der Mann fiel tot um, nur wenige Schritte von Elli entfernt. Noch während Brionna spürte, wie Erleichterung sie beschwingte, spürte sie einen ekelhaften Krampf im Magen. Bis auf den Ghoulaca, der sie angegriffen hatte, und die seltene Jagd auf Mahlzeiten war es das erste Mal, dass sie ein anderes Geschöpf tötete.
    Sie atmete zittrig ein und wollte schon zu Elli zurück – da tönte ein Sturm wütender Schreie durch die Luft. Sie schaute auf, ihr Herz erstarrte. Denn diesen Lärm kannte sie nur zu gut.
    »Ghoulacas!«
    Die tödlichen Vögel, die der Hexer zurückgeholt hatte, schossen auf die rebellierenden Sklaven zu. Sie stürzten sich unter wildem Geschrei auf den Damm, ihre Krallenund Schnäbel zerrissen die Luft. Unter ihnen hielten Sklaven und Treiber in ihrem