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Der Zauber von Avalon 01 - Sieben Sterne und die dunkle Prophezeiung

Titel: Der Zauber von Avalon 01 - Sieben Sterne und die dunkle Prophezeiung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas A. Barron , Irmela Brender
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inzwischen gekrümmt und gebeugt war, über wachte sie mit ihren scharfen Augen alles in der Nähe nach Zeichen der Unordnung. Denn sie nahm ihren Titel, Dekanin der Zeitlosigkeit und des Anstands, sehr ernst – vor allem wenn es um junge Eleven ging.
    Als der letzte Glockenton verklang, kamen über zwei Dutzend Eleven aus verschiedenen Richtungen herbeigelaufen. Es war Zeit, ihren Unterricht, das Auswendiglernen, die Handwerksprojekte oder den Dienst für ihre Mentoren zu beenden: Die vorgeschriebenen Gebete sollten beginnen. Und niemand versäumte je diese Gebete.
    Hywel beobachtete aufmerksam, wie die Eleven sich der Schnallenglocke näherten. Sie streckte den Rücken ein wenig, während sie mit Stolz die neue Generation ihres geliebten Ordens betrachtete. Natürlich würde sie niemandem von
ihnen
diesen Stolz zeigen. Doch während sie ihnen zusah,leuchteten ihre alten Augen wie die Kerze, die im Stän der zu ihren Füßen brannte – eine Kerze, die alle älteren Priesterinnen und Priester heute, am heiligen Tag der Glaubensflamme, bei sich hatten.
    Alle Eleven, die jungen Frauen ebenso wie die jungen Männer, trugen die traditionelle Kleidung der Drumaner: das grünbraune Gewand, Ledersandalen und am Hals eine hölzerne Spange in Form einer geschnitzten Eiche. Und alle wurden von ihren
Marythen
begleitet – charakteristische Gefährten, deren Treue so lang war wie ihr Leben als Drumaner. Hywels eigener Maryth, eine ziemlich alte Ringelnatter, die sich um ihren Unterarm wand, betrachtete die ankommende Menge ebenfalls.
    Und was war das für eine Menge! Seit durch Drumanergesetz alle Lebewesen außer Menschen Marythen sein konnten, gehörte zu den jungen Priesterinnen und Priestern eine ganze Menagerie von Rehen, Hirschen, Vögeln, Käfern, Hunden, Katzen, Eidechsen, Kobolden, Zwergen, Feen und sogar ein paar Baumgeistern. Diese Marythen waren wie die vielen, die sich den Drumanern in der Vergangenheit angeschlossen hatten, so unterschiedlich wie alle Geschöpfe Avalons. Tatsächlich wurde häufig behauptet, dass Marythen nur eines gemeinsam hatten: absolute Ergebenheit.
    Die Eleven verbeugten sich respektvoll vor der Ältesten. Ein halbwüchsiger Junge, der ein paar Sekunden zuvor seinen Freund im Spaß geschubst hatte, wurde ebenfalls geschubst, als er sich gerade verneigte. Er stieß mit dem Fuß an Hywels Kerze und spritzte sich heißes Wachs aufs Schienbein.Er zuckte zusammen – doch die stechenden Tropfen schmerzten ihn weniger als der stechende Blick der alten Priesterin.
    Langsam verringerte sich die Menge, während Eleven und Marythen die kunstvoll geschnitzte Holztreppe hinunterschlurften, die zu einem kleinen Freilichttheater führte: Elens Schrein. Hier knieten sie vor einer Statue nieder, die aus einem Eichenstamm geschnitzt war und Elen darstellte, wie sie das Bein eines verletzten Trollkinds verband. Gerade als der letzte Eleve ankam, begann die ganze Gruppe zu singen – den Anfang einer langen, an die Grün derin gerichtete Gebetslitanei, die den ganzen Vormittag dauern würde.
    Alle sprachen in perfektem Gleichklang. Die alte Hywel, die auf ihrem Platz bei der Glocke zuhörte, lächelte beinah. Niemand blieb zurück. Niemand vergaß eine Wendung. Und natürlich fehlte niemand.
    Außer Elli.
    Die Glocke fing schon an zu läuten, als die junge Priesterin, eine neu zugelassene Elevin dritter Klasse, außer Sicht geschlüpft war. Sie duckte sich hinter die Unterkunft der Eleven und versteckte sich zwischen den knorrigen Wurzeln einer alten Ulme, bis das Läuten schließlich aufhörte. Dann funkelte ein seltsames Licht in ihren haselnussgrünen Augen. Sie fuhr sich mit der Hand durch die braune Lockenmähne – so dicht wie ein Feengarten – und flitzte davon. Dabei bewegte sie sich geräuschlos wie eine Waldelfe und gab keinen Laut von sich außer dem leisen Klirren der handgefertigten Harfe, die sie auf dem Rücken trug.
    Und noch einen Laut gab es: das raue
Hmmmpff
, das der kleine Tannenzapfengeist auf ihrer Schulter hin und wieder von sich gab. In diesem Augenblick dunkelte Nuics ganzer Körper – völlig rund bis auf die winzigen Arme und Beine – und wurde braun, so dass er fast wie ein zweiter Kopf auf ihrer Schulter aussah.
    »Hmmmpff. Wir schwänzen wieder mal die Gebete, was?«
    »Sicher«, antwortete Elli. Sie lachte leise und melodisch, während sie am Tempel der sieben Springbrunnen – jetzt nur sieben Rinnsale – vorbeilief, bevor sie weitersprach. »Niemand wird mich vermissen,

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