Der Zauber von Avalon 01 - Sieben Sterne und die dunkle Prophezeiung
dem
Zuhören
.«
Nuic schüttelte sich und schwang die winzigen Arme. »Das klingt für mich ziemlich wie das Gleiche.«
»Weißt du was, mein kleiner Freund? Du bist hoffnungslos.«
»Seit über zwei Wochen sind wir zusammen und du merkst das erst jetzt? Hmmmpff, ein blinder Maulwurf bei Nacht hat mehr helle Momente als du!«
Elli lief wieder los und rannte an dem langen Steingebäude mit den Brennöfen der Töpferei vorbei. Rauchfahnen zogen aus mehreren Kaminen. Dann flitzte sie durch ein Gehölz mit weißen Birken, die aus Waldwurzel hierher gebracht worden waren. Elli war nicht ganz sicher, aber es sah aus, als würden sich die Blätter tatsächlich verfärben – goldgelb mit orangen Schattierungen –, genau wie die Steine hier. Merkwürdig.
Sie bog scharf ab, um hinter dem hohen Holzzaun zu bleiben, der den Wohnsitz der Hohepriesterin umgab. Das war, sie wusste es nur zu gut, der gefährlichste Teil ihres Wegs. Älteste und andere besuchten häufig das Haus, sie gingen durch einen schlichten Torbogen aus Eichenholz imZaun. Als sie sich ihm näherte, blieb sie abrupt stehen. Hinter einem Weißdorn verborgen, dessen Geäst so dicht wie ihr Haar war, duckte sie sich leise und schaute sich nach Anzeichen von Schwierigkeiten um.
Die Luft ist rein.
Elli stand auf und schoss an der Öffnung vorbei.
Gerade in diesem Augenblick trat jemand durch den Torbogen – eine Priesterin, die eine große rote Kerze in einem kunstvollen Halter trug. Elli prallte direkt mit ihr zusammen. Heißes Wachs spritzte in alle Richtungen, die Oberpriesterin schrie und beide fielen zu Boden. Nuic rollte in einen Dornbusch.
»Idiotisches Mädchen! Idiotin!«, zürnte die Priesterin und schlug wild mit den Armen um sich. Kerzenwachs benetzte ihr Gesicht, Hals und Haar – trotzdem erkannte Elli sie sofort.
»Äh, hm . . . das tut mir Leid, Priesterin Llynia.«
»Es wird dir noch mehr Leid tun, wenn ich – au!« Llynia riss sich einen großen Klumpen Wachs aus dem glatten blonden Haar. »Wenn ich dich erwürgt habe. Totgeschlagen. Und dann rausgeschmissen!«
Elli schaute rasch hinüber zu Nuic, der jetzt ein heiteres Rosa zeigte. Trotz der unangenehmen Situation fiel es ihr schwer, nicht laut herauszulachen. Besonders weil Llynia nicht gerade wie die zweithöchste Priesterin in der Gemeinschaft des Ganzen aussah. Sie glich mehr einem Spaßmacher vom Land, den man gerade mit Kirschkuchen beworfen hatte.
»Oooh, das wirst du mir heimzahlen!«, erklärte Llyniagehässig. Sie zerrte sich einen weiteren Wachsklumpen vom Kopf und riss sich dabei einige Haare aus. »Aaah! Beim Atem von Elen der Gründerin, das wirst du. Tod durch Ertrinken. Dann Folter. Dann . . . noch mehr Folter. Du kannst von Glück reden, dass Fairlyn, mein Maryth, nicht da ist! Sie hätte dich längst umgebracht.«
Unschuldig sagte Elli: »Ich dachte, das erste Drumanergesetz verbietet das.«
Llynia funkelte sie grimmig an. Sie schüttelte den Kopf, wobei ein großer Wachsklumpen an ihre Nase schlug. »Jede Regel hat ihre Ausnahmen. Für Idioten. Und Attentäter!«
»Was im Namen Avalons ist hier geschehen?«
Ein großer schlaksiger Priester kam näher und betrachtete sie so scharf wie der silbrig geflügelte Falke auf seiner Schulter. Er setzte seine Kerze ab und half Llynia auf die Beine. Sie schüttelte seinen Griff ab und schimpfte so wü tend los, dass ihr der Speichel über das Kinn rann. Da trat eine weitere Priesterin mit blassem Gesicht zu ihnen. Als sie Llynia sah, schnappte sie nach Luft – und ließ fast die rötlich braune Katze in ihren Armen und die eigene Kerze fallen.
Llynia deutete mit wachsbetropfter Hand auf Elli. »Dieses Mädchen . . . hat mich angegriffen. Mich! Die Auserwählte!«
Die bleiche Priesterin schnappte wieder nach Luft, wäh rend ihre Katze knurrte und die Krallen in die Luft schlug.
Elli hob protestierend die Hände. »Nein, das stimmt nicht! Es war ein Unfall.«
»Ein fast
tödlicher
Unfall«, zischte Llynia. »Warum du . . .du . . .« Sie griff nach einem Klumpen rotem Wachs, der von ihrer Augenbraue baumelte wie ein Pendel, und warf ihn auf den Boden. »Wie heißt du, Mädchen? Ich habe versucht das zu vergessen, seit wir uns das letzte Mal trafen.«
Elli schluckte und antwortete dann: »Elliryanna Lailoken.«
Da straffte sich der große Priester. Er drehte sich nach Elli um und betrachtete sie eigentümlich.
»Stimmt hier etwas nicht?«, fragte eine ruhige Stimme leise, fast flüsternd, vom Torbogen her.
»Oh
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