Der Zauber von Avalon 01 - Sieben Sterne und die dunkle Prophezeiung
ja!«, kreischte Llynia und wirbelte herum. »Das kann man sagen. Lass mich erzählen, wie . . .«
Sie hielt abrupt inne, als sie sah, wer zu ihnen getreten war. Alle anderen schwiegen ebenfalls, auch Elli.
Dort unter dem Torbogen stand eine ältere Priesterin – sie mochte fast so alt wie Hywel sein. Doch sie wirkte wesentlich lebhafter. Und in Ellis Augen war sie viel schöner. Sie trug keinen Maryth, zumindest keinen, der zu sehen war, obwohl Elli vermutete, dass ihr Maryth so bemerkenswert sein würde wie die Priesterin selbst.
Das lange weiße Haar fiel der Frau bis zur Mitte des Rückens und ihre kristallblauen Augen waren wie Prismen, die das Licht auffingen, es brachen und wieder freiließen. Sie trat zu den anderen und bewegte sich dabei mit auffallender Anmut und Schönheit – einer Anmut, die nur durch stetes Streben erworben wird, und einer Schönheit, die Zeit nur verstärkt.
»Hohepriesterin Coerria«, sagte Llynia und gab sich Mühe, nicht länger keifend zu klingen. Sie neigte zur Begrüßungden Kopf, so dass Wachsteilchen wie Hagelkörner herunterregneten.
»Llynia«, sagte die ältere Frau leise und beugte ebenfalls den Kopf.
Die langen weißen Locken flatterten bei der Bewegung, ebenso das Gewand, das offizielle Kleid der Hohepriesterin – angeblich dasselbe, das Elen getragen hatte. Es war aus reiner Spinnenseide gewoben und ein Geschenk der großen weißen Spinne vom Drumawald gewesen, dem magischen Wald im versunkenen Fincayra, der Elens Tochter Rhia viele Jahre lang beherbergt hatte. So häufig erwähnte Elen diesen schönen Wald – und trug dieses Gewand –, dass ihre Anhänger schließlich
Drumaner
genannt wurden.
Die Hohepriesterin verneigte sich ebenso vor dem großen Priester. »Lleu, es ist immer eine Freude, dich zu sehen. Und deinen Freund Catha.«
Er lächelte, während der Falke auf seiner Schulter stolz beide Flügel aufplusterte. »Die Freude ist ganz auf unserer Seite, Hohepriesterin.«
»Und du, Imbolca?«, fragte sie die andere Priesterin. »Ich hoffe, ihr seid wohlauf, du und Mebd?«
»Wir waren es, Hohepriesterin, bis wir dieser . . . dieser niederträchtigen Elevin begegnet sind.« Sie deutete anklagend auf Elli. »Sie hat die Auserwählte angegriffen!«
Die Katze fauchte heftig.
Coerria zog eine ihrer weißen Brauen hoch. »Wirklich?« Sie wandte sich der jungen Frau zu. »Du bist Elliryanna, nicht wahr?«
»J-j-ja, Hohepriesterin«, sagte Elli. Hinter ihrem Rückenverkrampfte sie die Hände und rang sie nervös. »Aber ich habe sie nicht angegriffen. Es war nur . . . nur ein Unfall.«
»Sag die Wahrheit!«, schrie Llynia und klaubte sich einen dicken Wachsklumpen aus dem Ohr. »Du wolltest mich demütigen. Oder schlimmer! Sag jetzt die Wahrheit, du . . .«
Coerria gebot mit einer Handbewegung Schweigen. Sie trat einen Schritt auf Elli zu und musterte sie prüfend mit ihren unergründlichen blauen Augen. Lange war nichts zu hören als das laute Schnurren der Katze.
»Nein«, flüsterte Coerria schließlich. »Ich glaube nicht, dass du Böses im Sinn hattest. Und wenn du schon mit jemandem zusammenstoßen musstest«, fügte sie ironisch hinzu, »dann war es gut, dass du dir einen Menschen mit so viel Freundlichkeit und Humor ausgesucht hast.«
Llynia zitterte, sie war außer sich vor Zorn. Ihre Augen, fast so rot wie das verschüttete Wachs, quollen aus den Höhlen. »Willst du sie nicht bestrafen?«
Coerria schüttelte den Kopf und strich sich das weiße Haar über die Schultern. »Nicht dafür, nein. Schließlich bin ich hier selbst schon mit mehreren Menschen zusammengeprallt.«
»A . . . a . . . aber«, stotterte Llynia, »sie hätte mich verletzen können.«
»Oder töten«, beharrte Imbolca. Ihre sonst so blasse Haut rötete sich. »Es wäre ein Skandal, wenn sie nicht ausgeschlossen würde.«
Die Hohepriesterin fuhr sich übers Kinn. »Weißt du, wenn ich alle ausschließen wollte, die etwas Ungeschicktes getan haben, wäre bald niemand mehr auf diesem Gelände.« Ihrehellen Augen schauten rasch zu dem kleinen runden Geschöpf neben dem Strauch am Rand des Wegs. »Außer dir vielleicht, Nuic.«
Der alte Maryth kicherte nur glucksend vor sich hin.
Coerria wandte sich wieder Elli zu. »Ungeschickt zu sein ist das eine.« Ihr Ton wurde strenger. »Aber das große Gebet zu schwänzen ist etwas anderes.«
Llynia und Imbolca tauschten Blicke und sahen jetzt zufriedener aus.
Elli senkte den Kopf und starrte auf ihre Sandalen.
Die
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