Der Zauber von Avalon 01 - Sieben Sterne und die dunkle Prophezeiung
Dieser verflixte Kerl blieb nur aus einem Grund dabei – um ihn zu plagen. Und er hatte Erfolg!
»Warte nur«, murrte Tamwyn, »du stinkender Beutel Bärenkötel! Sowie ich diesen Auftrag hinter mir habe, verknote ich dich so, dass du als Ogerzopf durchgehst!«
Zwei Zweige mit violetten Blüten wurden als strenge Warnung vor ihren Gesichtern geschwenkt. Fairlyn hattedie großen Augen auf beide Träger gerichtet. Sie begann vage nach zerquetschten Schädeln zu riechen.
»Na gut«, brummte Tamwyn. Er bückte sich nach den Bündeln auf dem Boden und warf sie Fairlyn zu, die sie wieder auf seinen Stapel legte. »Geh du voraus, Priesterin, und zeig uns deinen Weg.«
Llynia knurrte zustimmend. »Nach Norden, wie ich schon die ganze Zeit gesagt habe. Zu den Schneefeldern von Dun Tara ganz oben in Steinwurzel. Ich glaube, dort gibt es eine Pforte nach Waldwurzel.«
Tamwyn erstarrte. »Aber diese Pforte . . .«
»Still, Träger. Dazu hast du nichts zu sagen.«
»Aber ich«, erklärte Elli. »Du hast gesagt, du
glaubst
, dass es dort eine Pforte gibt? Ich dachte, du bist dir sicher.«
»Ich
bin
mir sicher«, entgegnete die Auserwählte. »Bevor wir aufbrachen, ließ ich mir von Fairlyn auf einer Karte zeigen, durch welche Pforte sie kam, als sie Waldwurzel verließ.«
»Aber das nützt uns vielleicht nichts«, Elli schüttelte den braunen Lockenkopf. »Pforten sind sonderbar, weißt du. Diese eine könnte zu einem besonderen Durchlass führen und nicht zu vielen anderen Pforten. Was ist, wenn man durch sie nur zu Fairlyns Zuhause am westlichen Rand von Waldwurzel kommt? Nach den Legenden ist unser Ziel auf der anderen Seite des Reiches – wo der Wald am tiefsten ist.«
»Ich
kenne
die Legenden!«, rief Llynia aufgebracht. »Und ich brauche keinen Rat von einer Elevin dritter Klasse.« Sie fuhr herum zu Tamwyn. »Oder von einem einfachen Trä ger .«
»Ich nehme an«, sagte Nuic beiläufig, »du könntest einfach deine Sehergabe einsetzen, um den Weg zu finden.«
Llynias Augen quollen hervor, doch sie sagte nichts. Dann holte sie tief Luft und versuchte sich zu beruhigen. »Ich brauche nichts als den Glauben von Elen der Gründerin und den Mut ihrer Nachfolgerin Rhiannon.« Durch die zusammengebissenen Zähne setzte sie hinzu: »Und die Geduld von beiden.«
Nuic auf Ellis Schulter flüsterte: »Nichts davon nützt viel ohne Hirn.«
Elli bekam einen Hustenanfall, um ihr Lachen zu verbergen.
»Nach Norden«, wiederholte Llynia überzeugt. Wieder schaute sie hinauf zu den Sternen, die so hell leuchteten – bis auf den einen, der verschwunden war. »Und wir haben keine Zeit zu verlieren.«
Weniger überzeugt wandte sie sich um und ging voran zwischen die Zedern, ihre Schritte knirschten auf den trockenen Nadeln. Fairlyn folgte dicht hinter ihr, dann kamen Elli und Nuic und die beiden Träger.
Tamwyn schüttelte den Kopf. »Jetzt weiß ich, wie es ist, ein Sklave zu sein.«
Elli fuhr herum, ihre haselnussfarbenen Augen schossen wütende Blicke. »Lass dir
nie
einfallen, Witze über Sklaven zu machen. Hast du gehört? Oder ich reiße dir diese kleine Glocke vom Gürtel und stopfe sie dir in die Nase!«
Tamwyn schaute nur wütend zurück. Seine ganze Sympathie für Elli war ihm nach drei Tagen Beleidigungen vergangen. Das schwarze Auge, das sie ihm geschlagen hatte,war noch nicht verheilt und schwoll jetzt vor Zorn. »Du drohst, was? Zu schade, dass du so miserabel boxt, wie du Harfe spielst.«
Sie stürzte sich auf ihn und rammte ihren Kopf direkt in seine Brust. Nuic rollte auf die Matte aus trockenen Nadeln – aber Tamwyn fiel unsanft in die Zedernäste. Säcke, Bündel, Flaschen und Töpfe stoben in alle Richtungen. Bevor er sich zur Seite rollen konnte, schlug Elli ihm die Faust schmerzhaft auf das unverletzte Auge.
Brüllend sprang Tamwyn auf die Füße, stieß Elli an die Schulter und warf sie nach hinten. Bevor sie wusste, was geschah, riss er sich die Ranke vom Leib und band ihre Knöchel zusammen. Dann schleuderte er das längere Rankenende über einen kräftigen Ast, zog sie hinauf, so dass ihr Kopf über dem Boden baumelte, und band die Ranke um einen Stamm. Das alles war eine Sache von Sekunden.
Da hing sie wie eine Raupe in ihrem Kokon und mühte sich freizukommen. Tamwyn sah ihr einen Augenblick zu, dann nickte er befriedigt. »Das habe ich einmal mit einem kleinen Bären gemacht, der mein Lager einfach nicht in Ruhe ließ.« Vorsichtig griff er sich an die neue Verletzung im Gesicht. »Aber
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