Der Zauber von Avalon 01 - Sieben Sterne und die dunkle Prophezeiung

hatten die anderen so lange in Dörfern gelebt, entfernt von den meisten Lebewesen anderer Arten, dass sie einfach vergessen hatten, wie man diese Sprache benutzt.
    Der Feenvater flog vom Teich auf, Wassertropfen sprüh ten von seinen Flügelspitzen Er gestikulierte zornig.
    Da hast du Recht
, antwortete der junge Mann.
Wie kann ein Tag gut sein, wenn es so wenig Wasser gibt?
Er hörte zu, wäh rend der Vater etwas anderes sagte.
Nun, ich hoffe, diese Stelle gefällt euch! Ich habe gehört, dass es dort ein paar hübsche Wasserfälle gibt mit Schmelzwasser von den Schneefeldern von Dun Tara.
    Der Feenvater winkte, diesmal nicht wütend. Er flog zum Teich zurück, half seiner Frau die Kinder einzusammeln, und flog mit der Familie davon. Ihre leuchtenden blauen Flügel summten leise und verschwanden dann hinter dem Hügel.
    Tamwyn warf seine Last ab und fing an das Lager vorzubereiten. Wie immer war seine erste Aufgabe, ein Feuer zu machen – für ihn keine Mühe, auch wenn nicht viel trockenes Reisig herumlag. Vielleicht war es seine Erfahrung als Waldbewohner . . . oder vielleicht verdankte er seinen Flamelonahnen eine Verbundenheit mit Flammen. Jedenfalls kam ihm das Feuermachen so selbstverständlich vor wie das Wünschen.
    Er fing damit an, dass er zu einem alten Weißdornbaum hinüberging, den er beim Hügel bemerkt hatte. Einer dertieferen Äste war von einem Sturm gebrochen worden und hing an ein paar Rindenfetzen. Brennender Weißdorn verströmte viel Hitze und dieser Ast hatte gerade die richtige Dicke für ein anhaltendes Feuer.
    Tamwyn stand vor dem Baum und neigte grüßend den Kopf. Dann fragte er, wie es seit den frühesten Tagen von Avalon die Sitte der Feuermacher war:
     
    Lieber Baum, so stark und groß,
    Sag mir: Gibst bedenkenlos
    Du zum Heizen mir den Ast,
    Der mich wärmt bei meiner Rast?
     
    Die höchsten Zweige des Baums regten sich ganz leicht. Abrupt raschelte der ganze Baum – ob ein unverhoffter Windstoß oder eigener Wille die Ursache war, ließ sich schwer sagen. Aber es reichte, um die restlichen Rindenstreifen zu zerreißen, der Ast fiel auf den Boden. Tamwyn nickte dankbar, hob ihn auf und trug ihn zur Anhöhe.
    Jetzt, wo er das nötige Holz hatte, war das Feuermachen einfach. Ein paar Splitter der Eisensteine aus seiner Tasche und schon fing sein Büschel Zundergras einen Funken. Er legte es auf einen nackten Erdfleck oben auf dem Hügel, weit weg von irgendwelchen überhängenden Zweigen. Denn er wusste, dass der schwierigste Teil des Feuermachens in diesen Tagen der Dürre darin bestand, die Flammen sicher unter Kontrolle zu halten.
    Sobald er anfing das Abendessen zuzubereiten – einen herzhaften Gemüseeintopf   –, machte nur Elli sich die Mühe,zu helfen; sie schälte ein paar gelbe Knollen, die sie im Wald gefunden hatte. Aber sie saß auf der anderen Seite des Feuers und schaute in die entgegengesetzte Richtung. Es war unwahrscheinlich, dass sie mit Tamwyn reden oder ihn gar direkt anschauen würde – und das war ihm nur recht.
    Nach einer Weile schlenderte Nuic den Hang herauf, er trug einen Arm voll Lorbeerblätter und Knoblauchgras. Der kleine Maryth ließ die Zutaten in Tamwyns Topf fallen und setzte sich dann neben Elli ins Gras. Bissig brummte er: »Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich sagen, dass Llynia wirklich das Kind der dunklen Prophezeiung ist.«
    Hinter ihnen horchte Tamwyn auf. Er beschäftigte sich weiter mit seinem Eintopf, würfelte und mischte verschiedene getrocknete Gemüse, Körner, Rindenstreifen hinein und Öle, die er von der Gemeinschaft des Ganzen bekommen hatte. Aber dabei spitzte er höchst interessiert die Waldläuferohren.
    »Das habe ich auch schon gedacht«, stimmte Elli zu. »Aber sie ist zu alt – um etwa zwanzig Jahre, schätze ich. Und ich habe gehört, dass sie aus Steinwurzel kommt, nicht von dort, wo nach Meinung der meisten Drumaner das dunkle Kind geboren worden ist.«
    Sie hielt inne und streifte mit den Fingern durch das niedrige Gras. »Warum heißt es überhaupt, das Kind sei wahrscheinlich in Feuerwurzel geboren?«
    Tamwyn fuhr zusammen und ließ ein paar Karotten fallen.
    »Hmmmpff. Weißt du das nicht? Feuerwurzel gehörte zuden wenigen Ländern, in denen in jenem Jahr Kinder geboren wurden. Die Flamelons weigerten sich das Geburtenverbot zu beachten, sie hielten die ganze Prophezeiung für einen Trick der Menschen, um die Zahl der Flamelons zu reduzieren.«
    »Sie denken immer an Krieg, nicht wahr?« Elli