Der Zauber von Avalon 01 - Sieben Sterne und die dunkle Prophezeiung
zu entfernen (und jammerte die ganze Zeit, selbst in einem weiteren Drumanerbad könne sie jetzt nicht sauber werden). Danach kam Elli, die sich endlich von ihrer Rankenfessel befreit hatte, aber nicht ohne klebrigen Zedernsaft in den Locken. Sie wusch sich das Haar im Teich und machte dabei nur eine Pause, um mörderische Blicke auf Tamwyn zu werfen. Als Letzter wusch sich Tamwyn und wurde endlich die Flecken von den Ballonbeeren und den Mistgeruchlos. Während die anderen sich reinigten, streckte Fairlyn ihre Wurzeln ins Wasser und trank dankbar, während Nuic weiter oben am Rinnsal saß und die kühlen Tropfen auf dem Rücken genoss.
Keine der Priesterinnen machte sich die Mühe, Tamwyn dafür zu danken, dass er den Bach gefunden hatte. Es unterhielt sich auch keine mit ihm. Aber das machte ihm nichts aus. Jetzt fühlte er sich wenigstens sauber.
Doch wie alle anderen blieb er durstig. Selbst dass er lange am zersprungenen Stein trank, half nichts, denn sein Durst beschränkte sich nicht nur auf Zunge und Kehle. Sogar sein Blut schien durch die Dürre dicker geworden zu sein.
Und Tamwyns Herz litt mit dem durstigen Land ringsum. Man brauchte kein Führer durch die Wildnis zu sein, um zu sehen, wie sehr alle diese Bäume, Gräser, Farne und Moose Wasser brauchten. Genau wie die Vögel, die klagend aus den Büschen sangen, und die Wassermolche, die von den Felsen weghuschten. Um diese Jahreszeit, wenn Neuschnee auf die hohen Gipfel fiel, plätscherten auf diesen Hängen normalerweise fröhlich die Süßwasserbäche. Aber jetzt waren die fahlen Steine und trockenen Gräben totenstill.
16
Abgesandte der Götter
M it einem so lärmenden Haufen bin ich noch nie gereist!
Tamwyn schüttelte entsetzt den Kopf – aber nur leicht, weil er nichts von den Sachen verlieren wollte, die auf seinem Rücken gestapelt waren. Das würde Henni nur neuen Anlass zum Spott geben.
Wirklich, sie machen so viel Krach wie eine Armee von Gnomen.
Sein Unbehagen wuchs mit jedem Tag. Während sie über bewaldete Hügel und an ausgetrockneten Bachbetten entlangwanderten, stritten die Reisenden miteinander. Llynia beschwerte sich, dass sie kostbare Zeit verloren; Elli stimmte häufig zu und schlug vor, Llynia solle schneller gehen – nicht gerade das, was Llynia hören wollte. Henni ließ keine Gelegenheit aus, über Tamwyn zu spotten, Fairlyn roch wie etwas Scheußliches und Nuic murrte ständig darüber, wie die Welt (und darin besonders Priesterinnen und Träger) in den letzten paar Jahrhunderten heruntergekommen sei. Obwohl Llynia nie Tamwyn um Rat fragte, überließ sie ihm häufig die Füh rung auf dem Weg nach Norden – und stichelte hinter seinem Rücken ständig über seine Ungeschicklichkeit. Was natürlich Henni entzückte.
So stapfte die Gruppe mühsam nach Norden zu den Schneefeldern von Dun Tara – und der Pforte, die sie, wie Llynia beteuerte, nach Waldwurzel bringen würde zu dem geheimen Zweck, den sie nicht in Gegenwart der Träger diskutieren wollte. Tamwyn hatte mehrere Tage hintereinander versucht ihr zu erzählen, was er über diese Pforte wusste, aber sie hörte gar nicht zu. Schließlich hatte er genug von ihrem Eigensinn und fand, sie müsse das selbst herausfinden. Das Ergebnis würde recht unterhaltsam sein – und ein paar Arbeitstage als Träger lohnen.
Am siebten Tag der Wanderung wählte Tamwyn einen niedrigen, abgerundeten Hügel für ihr Nachtlager. Gelb verblichenes Stoppelgras bedeckte die Kuppe, am Fuß lag ein winziger Wasserteich, der kaum die Bedürfnisse der Gruppe erfüllte. Er war so klein und hinter einer Bodenwelle versteckt, dass Tamwyn ihn nur bemerkte, weil eine Familie von Wasserfeen dort schwebte.
Die leuchtenden blauen Flügel der Feen fingen das Licht auf und blitzten wie durchsichtige Saphire. Fünf Feen waren es, ein erwachsenes Paar und drei Kinder. Alle waren mit den bei Wasserfeen üblichen silberblauen Tuniken und tautropfenförmigen Schuhen bekleidet. Der Vater trug außerdem einen Gürtel aus roten Korinthen und die Mutter einen Rucksack aus einem Strandschneckenhaus, in dem ihr jüngstes Kind lag.
Als Tamwyn näher kam, nickte er grüßend.
Guten Tag, Freunde.
Wie immer bildeten sich die Worte für das Gespräch mit Geschöpfen, die keine Menschen waren, einfach in seinem Kopf. Er fragte sich, warum andere Menschendiese stille Sprache nicht zu gebrauchen schienen. War sie zu schwierig? Bestimmt nicht, ihm kam sie genauso leicht vor wie die menschliche Sprache. Wahrscheinlich
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