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Der Zauber von Avalon 01 - Sieben Sterne und die dunkle Prophezeiung

Titel: Der Zauber von Avalon 01 - Sieben Sterne und die dunkle Prophezeiung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas A. Barron , Irmela Brender
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fernen Cañons und roch wie die Reste eines Waldbrands.

24
Nur zuhören
    A ls sie den grasigen Hang halb hinuntergegangen war, blieb Llynia stehen und wartete auf die anderen – wobei sie alles andere als geduldig aussah. »Kommt schon! Glaubt ihr, die Sterne warten auf euch?«
    Elli war zuerst bei ihr, sie trug den Tannenzapfengeist (jetzt grün wie der Wald vor ihnen). Außerdem hatte sie zwei Wasserflaschen bei sich, an die sie vor dem Aufbruch zum rauen Pfad gedacht hatte. Jetzt betrachtete sie fasziniert den dichten Wald, den sie gleich betreten würden. Gleich hinter ihr kam Henni, er hinkte leicht, war aber sichtlich begeistert, dass er jetzt eine neue Region erkunden konnte. Fairlyn folgte, sie schmiegte die gebrochenen Äste an die festeren und verströmte einen ziemlich undeutlichen, sumpfigen Geruch.
    Als Letzter kam Tamwyn, der weniger einem erfahrenen Waldläufer als einem zerschürften, zerschlagenen Vagabunden glich. Während er den Hang hinunterhumpelte, schmerzte ihn der ganze Körper. Die Quarzglocke an seiner Hüfte, die vom Schmutz auf dem rauen Pfad verstopft war, klingelte so gut wie gar nicht.
    »Ich bin sicher, das ist der richtige Weg«, verkündete Llyniazuversichtlich. »Wir müssen nur in den tiefsten Teil des Waldes gehen. Dann werde ich dank meiner Vision den Wohnort der Herrin finden.«
    Sie sah Nuics skeptisches Gesicht, Fairlyns besorgte Augen und schließlich die unverhohlen zweifelnden Gesichter von Elli und Tamwyn und wollte etwas sagen, vielleicht um Rat fragen, überlegte es sich jedoch anders und straffte stolz die Schultern. »Auf, gehen wir.«
    Mit Llynia an der Spitze wanderten sie den Hügel hinunter. Bald kamen sie zu einem dichten Farngestrüpp, hüfthoch für die Menschen und kinnhoch für den Hoolah. Der Hang ging in ebenes Gelände über und im nächsten Moment ragten süß duftende Zedern über ihnen. Plötzlich waren sie von einem solchen Dickicht aus Bäumen, Sträu chern und großblättrigen Pflanzen umgeben, dass sie kaum zwei Schritt weit vor sich sehen konnten. Selbst der Himmel zeigte sich nur selten in Flecken zwischen den überei nander liegenden Ästen. Sternenlicht drang kaum bis auf den Waldboden, und wenn, dann meist in dunstigen Strahlen, die nur eine schmale Luftscheibe beleuchteten.
    Llynia preschte voraus durchs Dickicht. Ohne auf die anderen in der Gruppe zu achten bog sie Zweige, um vorbeizukommen, und ließ sie dann ohne Warnung los, so dass sie gegen den nächsten Wanderer peitschten. Sie trat direkt in eine Sippe hellgrüner Feen, die um ein paar Birnenbäume schwebten und mit ihren nährenden Fähigkeiten den letzten Früchten der Saison wohlschmeckende Säfte einflößten. Doch der jähe Auftritt der Priesterin ängstigte die Geschöpfe und alle flogen entsetzt davon.
    Llynia stürzte weiter, stolperte über abgefallene Äste und moosbedeckte Steine. Plötzlich stieß sie gegen einen Weiß dornbaum , der hinter den belaubten Zweigen eines Ahorns verborgen war. Ein Weißdornast stieß ihr an den Kopf, direkt über dem Auge.
    Llynia heulte auf vor Schmerz. Ohne sich umzudrehen fragte sie mit einer Stimme, die vor Demütigung zitterte: »Weiß denn jemand, wie man durch diesen verdammten Dschungel kommt?«
    »Ja.« Tamwyn seufzte. »Man muss zuhören. Nur zuhö ren .«
    »Bist du verrückt?«, fuhr die Priesterin ihn an. Wütend wischte sie sich ein Ahornblatt aus dem Gesicht. »Wir sollten besser
sehen
, nicht besser hören.«
    »Falsch.« Er bückte sich unter dem Weißdornast und trat zu ihr. »Bäume und Pflanzen haben ihre eigene Sprache, genau wie die Feen oder die . . .« Er schluckte. »Die Hirsche. Um ihre Lebensweise kennen zu lernen, ist das Hören wichtiger als das Sprechen. Wenn du den tiefsten Wald finden willst und gut genug zuhörst . . . dann führt dich der Wald selbst.«
    Gegen ihren Willen fühlte sich Elli von diesen Worten berührt. Sie flüsterte Nuic zu: »Selbst ein Dummkopf wie er weiß mehr als sie.«
    Der alte Maryth runzelte die Stirn. »Das heißt nicht viel.«
    »Hier«, Tamwyn zog ein Rankengewirr von Llynias Bein. »Lass es mich dir zeigen.«
    Mit geschärften Sinnen ging er voraus in den Wald. Er spürte das Gefälle des Bodens unter den Füßen, bemerkteArt und Höhe der Bäume und roch die wechselnden Aromen von Harz oder Früchten oder Fuchsbau. Und vor allem horchte er. Auf das Rauschen und Knacken der Äste, das an- und abschwellende Flüstern des Windes, die Schritte eiliger Tiere, die Schreie fliegender

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