Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der Zauber von Avalon 01 - Sieben Sterne und die dunkle Prophezeiung

Titel: Der Zauber von Avalon 01 - Sieben Sterne und die dunkle Prophezeiung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas A. Barron , Irmela Brender
Vom Netzwerk:
Bäume hatten ihr Herbstlaub schon verloren, während andere – besonders Eichen, Ahorn und Buchen – auffallend bunte Blätter trugen. Es war fast unglaublich . . . aber vielleicht wechselten die Bäume hier
tatsächlich
mit den Jahreszeiten die Farben.
    Ah, es gab so viele Farben in diesem Wald! Nichts, was er je in Steinwurzel – oder zuvor in Feuerwurzel – gesehen hatte, ließ sich damit auch nur annähend vergleichen. Goldene, orange und rosa Schwaden woben sich in das grüne Geflecht. Es gab auch noch andere Farben: von spät blühen den Blumen oder von Früchten, die an diesen Zweigen hingen.
Vielleicht steht irgendwo hier draußen ein Shomorrabaum, von dem die Barden singen, dass er jede nur vorstellbare Art von Obst trägt.
    Ein Schwarm Mandarinenfeen stieg von nahen Ästen auf, ihre Flügel hatten die rötlich orange Farbe der Früchte, die sie lebenslang pflegten. Sie funkelten hell vor dem blauen Himmel, der etwas bewölkter und dunstiger wirkte als in Steinwurzel. Nach der Helligkeit der Sterne zu schließen war es mitten am Morgen. Tamwyn wurde bewusst, dass er zum ersten Mal den Himmel von Waldwurzel sah. Oder, wie die Barden sagen würden, von El Urien.
    Er schaute hinauf zu den Sternen dieses Landes. Sofort fiel ihm auf, dass sie hier andere Standorte hatten. Da war Pegasus, er flog hoch oben, obwohl er um eine Ecke am Rand des Himmels zu biegen schien. Die Wasserschlange streckte sich immer noch über den Himmel, aber näher amwestlichen Horizont. Es gab auch einige neue Sternbilder, sie bildeten Gestalten, die er gar nicht kannte.
    Nur der Zauberstab war am gewohnten Platz – und im inzwischen vertrauten Zustand. Der Anblick ließ Tamwyn zusammenzucken. Im Namen Avalons, was ging hier vor? Warum geschah das – und warum jetzt?
    Besorgt starrte er zum Himmel hinauf. Seit der dritte Stern vor zwei Tagen dunkel geworden war, schien das ganze Sternbild auseinander zu treiben. Zwischen den restlichen vier Sternen, zwei Gruppen von je zwei, klaffte eine große Lücke. Er schüttelte den Kopf. Der Zauberstab war zerbrochen.
    Tamwyn wandte sich wieder dem endlosen Wald zu – voller Hoffnung wie jemand, der sich zum Gesicht eines Freundes dreht. Doch selbst als er die Waldluft einatmete, die durch Fliederduft versüßt war, konnte er seine Sorge nicht vergessen. Sterne starben! Und auch Avalon selbst könnte sterben.
    Plötzlich fiel ihm ein neues Geräusch auf. Unter der ständigen Melodie der singenden Vögel und knackenden Zweige hörte er ein kräftiges, aber entferntes Grollen. Es klang tief, sehr tief, wie ein reißender Fluss, der von Stromschnellen gepeitscht wird.
    Tamwyn drehte sich um. Dort, am Horizont, sah er den rauchenden weißen Gipfel eines Geysirs. Und das war kein beliebiger Geysir. Aus Erzählungen wusste er, dass es in ganz Avalon nur eine so große und mächtige Wasserfontäne gab: den weißen Geysir von Crystillia bei den nörd lichen Ausläufern von Wasserwurzel.
    Ich hatte also doch Recht!
Er grinste zufrieden.
Die drei Reiche stoßen hier oben zusammen wie Wurzeln, die sich im Stamm eines Baums vereinen.
    »Schaut«, sagte er zu den anderen und ließ endlich Henni los. Er deutete auf den Geysir, der groß genug war, um über so viele Meilen hinweg gesehen und gehört zu werden. »Der weiße Geysir. Und dort, seht ihr diesen Cañon aus rotem Fels? Das muss der Cañon von Crystillia sein, durch den das weiße Wasser hinunterfließt nach . . . Moment! Was ist denn das?«
    Alle starrten auf den großen weißen Fleck im Cañon. Auf der anderen Seite des rauen Pfads, in den Bergen des oberen Bereichs von Steinwurzel, hätte er eine so große weiße Fläche für ein Schneefeld gehalten. Aber hier, in einer tieferen Region, konnte das nicht zutreffen. Eine niedrige Wolke vielleicht? Die den Cañon bis zum Rand füllte? Nein, der weiße Klecks war zu flach, zu gleichmäßig über den Cañon verteilt.
    »Es ist ein See«, stellte Tamwyn fest. »Voll mit weißem Wasser vom Geysir. Aber . . . irgendwas stimmt nicht.«
    »Stimmt nicht«, wiederholte Llynia.
    Offenbar war Fairlyn der gleichen Meinung, denn sie roch jetzt übel und rauchig. Dann tippte sie Llynia und Tamwyn auf die Schulter und deutete mit einem ihrer blü tenbesetzten Arme zum fernen Rand des Cañons hinüber – wo die Bäume von Waldwurzel den See säumten. Oder ihn säumen
sollten.
    Tamwyn biss sich auf die Lippe. Auch an diesem Waldgebiet stimmte etwas ganz und gar nicht. Er wusste nichtgenau, was es war, außer

Weitere Kostenlose Bücher