Der Zauber Von Avalon 02 - Im Schatten der Lichtertore
genannt. Bevor die dunklen Elfen sie zerstörten, sangen dort Museos, Gärten gediehen, Barden gaben Vorstellungen und endlos brannten Freudenfeuer. Es gab sogar eine Pforte, durch die Leute aus ganz Avalon in die Stadt kamen.«
»Dann ging das alles zu Ende.«
»Es hörte auf. Aber alles? Wir wissen es nicht genau.« Ihre grünen Augen blieben auf Elli gerichtet. »Es gibt große Gefahren in Schattenwurzel. Und schreckliche Geschöpfe – nicht nur dunkle Elfen, sondern auch Todesträumer und andere, die noch nicht einmal Namen bekamen. Aber in versteckten Winkeln des Reichs könnten auch noch zwei oder drei Lichtstreifen zu finden sein.«
Elli griff nach Brionnas Hand. »Du hast mich etwas gelehrt, weißt du.«
Brionna schüttelte den Kopf. »Es ist nur ein Kapitel Geschichte, das ich von Großvater gelernt habe.«
»Das meine ich nicht«, sagte Elli mit verschmitztem Augenzwinkern. »Ich denke an etwas anderes.«
»Woran?«
»Du hast mich gelehrt, wie es ist, wenn man eine Schwester hat.«
Sie tauschten einen Blick, der zugleich ein Lächeln war.
Teil drei
31
Letzter Kampf
S cree kletterte die feuergeschwärzten Felsen hinauf. Er wollte nicht gesehen werden und blieb im Schatten. Denn nach drei anstrengenden Wandertagen in den Hügeln des vulkanischen Lands – durch verkohlte Täler, über steile Klippen und durch versengte Bachbetten – näherte er sich endlich den Nestern des Bram Kaie Clans.
Jetzt trennte ihn nur noch ein Bergrücken von der Anführerin des Clans, Quenaykha. Von dem brutalen Krieger, der Arc-kaya ermordet hatte. Und von dem, was sein eigener letzter Kampf sein würde.
Beim Steigen dachte er an die Heilerin im Dorf, die ihm gegenüber so großzügig gewesen war. Hatten sie sich so schnell und bereitwillig zusammengefunden, weil Arckaya ihren Sohn verloren hatte und Scree die Mutter? Was auch der Grund gewesen sein mochte, er hatte eine wachsende Bindung an sie gespürt – bis zu ihrer jähen Trennung.
Eine Wolke Schwefelrauch zog vorbei und ließ seine Augen tränen. Er blieb stehen, lehnte sich an einen verkohlten Felsblock und blinzelte, um wieder einen klaren Blick zu bekommen. Immer noch sah er Arc-kayas Gesicht vor sich, wie sie sich in den ersten Tagen nach seinem Fieber überihn beugte und ihr flaumiges weißes Haar im Sternenlicht schimmerte. Und immer noch spürte er das Gewicht ihres leblosen Körpers in seinen Armen wie an dem Tag, als er sie zum Grabhügel trug. Er schaute hinab auf sein Fußkettchen aus grauem Haar, das jetzt durch die Asche von Feuerwurzels Vulkangipfeln geschwärzt war.
Hoch hinauf, frei hinaus . . .
Zu seinen Füßen öffnete sich ein Feuerschlot. Mit den Reflexen eines Adlermanns sprang er zur Seite – allerdings langsamer als gewöhnlich wegen seines verwundeten Schenkels. Orange Flammen leckten an seinem Bein und versengten einige Haare, die auf Wunsch Federn werden konnten.
Er kletterte weiter, während seine Gedanken sich unerwartet dem Adlerjungen mit den goldenen Augen zuwandten, den er in Arc-kayas Dorf kennen gelernt hatte. Etwas an diesem Jungen, dessen Stolz und Leidenschaft nicht verbargen, wie viel er bei dem Angriff verloren hatte, erinnerte Scree an sein jüngeres Ich.
Seine scharfen Augen erspähten im Schatten eines Felsens, der mit verkohlten Flechten bedeckt war, eine einzelne Blüte. Feuerblume – die einzige Blume, die an diesen Hängen wuchs. Auch sie erinnerte ihn an seine Jugend. Denn an dem Tag, an dem ihm Queen begegnet war, hatte er ihr so eine Blüte geschenkt. Als geübte Schauspielerin hatte sie sich entzückt darüber gezeigt und die orangen Blütenblätter gestreichelt, die wie winzige Federn flatterten – genau wie sie anscheinend von ihm entzückt war.
»Mein Hirn war wirklich nicht klüger als ein zerlaufenerEidotter!«, murmelte Scree wütend vor sich hin. »Dass ich ihr auch nur eine Sekunde lang glauben konnte!«
Mit seinen scharf zugespitzten Zehennägeln, die Krallen ähnelten, kratzte er an den rußigen Steinen. Sicher, er war physisch ausgewachsen gewesen, als das alles geschehen war; mit fünf oder sechs Jahren gehörte er zu den Erwachsenen wie alle Adlermenschen. Doch innerlich war er noch nicht flügge gewesen. Queen hatte das von Anfang an gewusst, davon war er überzeugt – aber es hatte sie nicht daran gehindert, rücksichtslos seine Naivität und, ja, sein Bedürfnis nach Zuwendung auszunutzen.
Seine Gedanken kehrten wieder zu der Frage zurück, wie er den Bram Kaie Clan von Mord und
Weitere Kostenlose Bücher