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Der Zauber Von Avalon 02 - Im Schatten der Lichtertore

Titel: Der Zauber Von Avalon 02 - Im Schatten der Lichtertore Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas A. Barron , Irmela Brender
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Adlervolk, obwohl manche den Stoß eines Wachmanns brauchten, bevor sie zur Seite traten. Endlich sah Scree, warum sich so viele Leute dort versammelt hatten: Auf dem Boden unter der Fackel lag der blutverschmierte Leichnam einer Adlerfrau. Es war dieselbe, die Scree vor kurzem beobachtet hatte, als sie von einer Kriegergruppe zurück zum Dorf geflogen wurde.
    Scree biss die Zähne zusammen. Die Frau, wer immer sie sein mochte, war brutal geschlagen worden, man hatte ihr die Flügel gebrochen und die Krallen aus den Beinen gerissen. An den schwarzen Spitzen, die auf ihren Flügelfedern noch zu sehen waren, erkannte er, dass sie zum Clan gehörte. Doch was von ihr übrig war, wirkte zu alt und gebrechlich zum Kämpfen – eine höchst unwahrscheinliche Kriegerin.
    Wer hatte das getan? Eine so scheußliche Misshandlungwar etwas ganz anderes als eine Tötung. Hatte man sie aus Rache für einen Überfall des Clans angegriffen?
    Queen beugte sich einen Augenblick über den Leichnam und betrachtete ihn, während mehrere Umstehende wütend murrten. Dann richtete sie sich mit der ganzen Autorität der Anführerin auf und gebot mit einer Handbewegung Stille.
    Sie erklärte: »Kree-ella hat uns alle verraten.« Sie winkte der Menge zu und rief: »Jeden Einzelnen von uns! In der vergangenen Nacht hat sie sich davongestohlen, um einen anderen Clan vor unserem Überfall zu warnen. Und wenn ihr das gelungen wäre, hätte es die Bram Kaie viele Leben und viele Schätze gekostet. Deshalb habe ich befohlen, dass sie gefangen und getötet wird.«
    Und gefoltert
, dachte Scree grimmig.
    Während ein weiteres zorniges Murmeln aus der Menge stieg, bemerkte er plötzlich etwas, das ihm den Atem nahm. Dieser ganze Zorn galt nicht der toten Adlerfrau, sondern Queen selbst! Die Leute schüttelten die Köpfe, machten böse Gesichter und deuteten anklagend auf ihre Anführerin.
    Doch Queen schien es kaum zu bemerken. Äußerst unbewegt zeigte sie noch nicht einmal eine Spur von Angst oder Reue. Stark, hart und unerbittlich stand sie vor ihrem Volk. Dann hob sie wieder die Hand und sprach weiter.
    »Kree-ella war die Mutter von einigen von euch, ich weiß. Und die Lehrerin von vielen weiteren, die unter ihrer Anleitung das Fliegen lernten. Aber sie hat es verdient, getötet zu werden! Wie jeder und jede, wie alle, die unseren Clan verraten.«
    Sie fuhr herum und deutete auf zwei Krieger. »Wachen! Zündet die Fackel an, dann hängt ihre Leiche daran, damit alle sie sehen.«
    Während ein Krieger eine Flamme entfachte und die Fackel ansteckte, stieß der andere Kree-ellas Leiche hinauf und spießte sie grob auf die Kupferzacken. Inzwischen war das zornige Gemurmel der Menge noch lauter geworden. Fäuste ballten sich, Füße scharrten auf dem geschwärzten Boden. Doch trotz aller Unzufriedenheit wagte niemand, Queen direkt herauszufordern.
    »Schaut euch nur um«, rief die Anführerin. »Alles, was unser Clan in diesen Jahren gewonnen hat, alle Reichtümer, die ihr seht, sind hier, weil ich, Quenaykha, euch Treue gelehrt habe. Treue gegenüber eurem Clan, eurer Sache und eurer Regentin.«
    Einige Köpfe senkten sich, aber das wütende Murren hörte nicht auf. »Diese Frau«, sagte Queen und wies abschließend auf den baumelnden Leichnam, »zog sich ihre Strafe selbst zu, durch ihre eigene Untreue. Und deshalb soll sie hier hängen, unter dieser Fackel, die Tag und Nacht leuchten wird, als ein Beispiel für euch alle.«
    Sie schaute starr auf die Menge. Schließlich wollte sie sich abwenden, da trat ein großer junger Mann hervor. Mit nacktem Oberkörper im üblichen Gewand der Adlermänner in Menschengestalt sah er schlank, aber stark aus. Er verbeugte sich vor Queen – dann stürzte er sich auf sie, wobei er einen Dolch aus seinen Leggings zog.
    Queen war offensichtlich nicht auf den Angriff vorbereitet. Sie wich zur Seite, doch der Dolch des jungen Manneszielte direkt auf ihre Brust. Gerade berührte die Klinge ihr Fleisch –
Fffftt.
Ein Pfeil durchbohrte den Hals des jungen Mannes, der nach Luft rang, während Blut aus seiner verletzten Ader schoss. Er krümmte sich und brach tot zu Queens Füßen zusammen.
    Die Menge verstummte. Ein weiterer junger Mann trat kühn vor. Er hielt immer noch den schweren Holzbogen, den er gerade abgeschossen hatte, und sein grimmiger Gesichtsausdruck glich dem von Queen. Wie der Angreifer war er etwa sieben Jahre alt, aber als Adlermann so erwachsen, dass er einem Menschen in den Zwanzigern entsprach. Und er

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