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Der Zauber Von Avalon 02 - Im Schatten der Lichtertore

Titel: Der Zauber Von Avalon 02 - Im Schatten der Lichtertore Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas A. Barron , Irmela Brender
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ließ. »Es könnte dir sehr wehtun, das zu hören, Junge.«
    »Sag es mir!«
    Ethaun räusperte sich. »Er starb, ganz klar und einfach, aus Schmerz.«
    Tamwyns Kopf fühlte sich schwerer an als Eisenerz, aber er brachte ein Nicken zustande. »Hat er dir gesagt
. . .
warum?«
    »Ja, Junge. Sagte, er verlor alles, was ihm je wirklich wichtig war. Seine Freunde, seine Hoffnungen, und am schlimmsten, die beiden, die er am meisten liebte – seine Frau und seinen Sohn. Und dann erzählte er mir, dass er noch etwas verloren hatte. Etwas, das ihn schließlich für immer verließ.«
    »Der Lebenswille«, flüsterte Tamwyn.
    »Du hast Recht, Junge.«
    Tamwyn sah den Schmied an. »Hat er noch etwas gesagt?«
    Ethaun holte tief Luft. »Ja. Er sagte, er vergibt mir, dass ich davongerannt bin. Und auch, dass ich nicht an seiner Seite gekämpft habe. Sagte mir, er hätte auch Angst gehabt,viele Male, mehr, als er zählen konnte. Und dann sagte er
. . .
«
    »Ja?«
    »Dass ich in Wirklichkeit das Herz
. . .
das Herz eines Forschungsreisenden habe.«
    Tamwyn starrte den Mann an wie durch einen Nebel. »Und dann hast du ihn hier oben begraben, so nah bei den Sternen, wie er je gekommen ist.«
    »Ja. Mit meinen nackten Händen habe ich sein Grab gegraben.«
    Er drückte Tamwyns Schulter. »Und Junge«, flüsterte er, »Ich bring dich an dieses Grab.« Er nickte langsam. »Denn weißt du, mir ist endlich klar geworden, dass du sein Sohn bist.«

38
Ferne Musik
    E lli schluckte und presste die Finger fester um die zwei dünnen, silbrigen Seile, eins, das sich an ihrer linken Seite entlangspannte und eins an der rechten. Ein drittes war unter ihren Füßen – und das war alles, was sich zwischen ihr und dem freien Fall in endlose Vergessenheit befand.
    Aus den Augenwinkeln schaute sie hinunter. Wabernde Nebelwolken ohne Gestalt und ohne Grenzen kreisten unter ihr im Bodenlosen. Von nichts getragen als diesen drei langen Seilen aus fest gedrehten Wolken, die vor Jahrhunderten über die Kluft zwischen Lehmwurzel und Luftwurzel gespannt worden waren, war sie zu keinem weiteren Schritt fähig
    Die Nebelbrücke! Warum war ich nur so tollkühn und habe das versucht?
    Während sie wieder erschauerte, wand sich der Maryth Nuic besorgt auf ihrer Schulter. Seine Färbung vertiefte sich zu einem dunklen Himmelblau, dann sagte er ruhig: »Vielleicht überrascht dich das, mein Liebes, aber du kommst tatsächlich schneller hinüber, wenn du weitergehst.«
    Elli antwortete nicht. Sie drückte nur weiter die Seile aus glitzerndem Wolkendraht und stand wie angewurzelt.
    »Komm schon, Elliryanna«, ermunterte Nuic sie. »Dieser idiotische Spaßmacher ist inzwischen wahrscheinlich schon drüben.«
    »Ich kann nicht«, sagte sie zitternd. »Kann
. . .
einfach nicht.«
    »Hmmmpff, tatsächlich? Du bist schon halb über der Brücke und jetzt willst du aufgeben? Wie willst du deine Sinnesänderung Rhia erklären? Tamwyn? Und Coerria?«
    Als sie diese Namen hörte, runzelte sie die Stirn.
Er hat Recht, du Einfältige! Wenn du nicht weitergehst, gibst du einfach alles auf.
    Aber wie konnte sie weitergehen, wenn die drei Seile, die unter ihrem Gewicht schwankten, nicht fester zu sein schienen als Spinnenfäden?
    Spinnenfäden.
Das Wort erinnerte sie an Coerrias wunderbares Kleid, das Gewand aus Spinnenseide, das von jeder Hohepriesterin seit Elen getragen worden war. Sie warf einen Blick auf den Kleiderfetzen, den ihr das Saphireinhorn gebracht hatte und der jetzt an ihrem Gürtel hing.
Diese Fäden sehen vielleicht nicht sehr stark aus
, sagte sie sich,
aber sie haben ein Jahrtausend lang gehalten.
    Langsam holte sie Luft. Sie ließ die Finger an den Seilen zu beiden Seiten hinauf und hinunter gleiten und spürte die seidenen Stränge.
Vielleicht sind auch diese hier stärker, als sie scheinen.
    »Nun, Elliryanna?«, fragte der Geist dicht an ihrem Ohr. »Gehst du weiter oder nicht?«
    »Also schön, also schön, du mürrischer alter Ziegenbock.« Sie setzte sich überaus vorsichtig in Bewegung und schob einen Fuß die Brücke entlang. »Ich habe nur die Aussicht genossen, weißt du.«
    »Hmmmpff. Deshalb zitterst du also immer noch wie ein Blatt im Orkan.«
    »Das bin nicht ich«, sie machte einen weiteren kleinen Schritt auf dem Seil. »Es ist diese verdammte Brücke, die so schwankt.«
    Sie machte einen weiteren Schritt, dann noch einen und hielt sich an dem Geländer aus Wolkenfäden. Bei jeder Bewegung hüpfte die ganze Brücke, Vibrationswellen liefen

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