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Der Zauber Von Avalon 02 - Im Schatten der Lichtertore

Titel: Der Zauber Von Avalon 02 - Im Schatten der Lichtertore Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas A. Barron , Irmela Brender
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an den Seilen hin und her. Nebel kreiste im Abgrund, doch Elli bot ihre ganze Willenskraft auf, dem Blick hinab zu widerstehen. Und weiterzugehen.
    Nach zwei Dutzend Schritten schaute sie über die Schulter zurück – kaum tröstlicher als hinunterzusehen. Sie war immer noch irgendwo mitten auf der Brücke und sah die großen Säulen aus getrocknetem Lehm nicht, die hinter ihr die Seile hielten, ebenso wenig erkannte sie, was vor ihr lag. In beiden Richtungen sah sie nur die drei dünnen Seile, die in Nebelschwaden verschwanden.
    »Wer hat eigentlich diese Brücke gebaut?« Sie versuchte, an etwas anderes als den Todessturz zu denken.
    Unerwartet rutschte ihr Fuß seitlich vom unteren Seil. Sie schnappte nach Luft, schwankte und packte mit aller Kraft das Geländer. Wenige Sekunden später war ihr Fuß wieder da, wo er sein sollte. Doch ihr Herz hämmerte wie rasend.
    Nuic, der sich an ihrer Schulter festhielt, klang leichtatemlos, als er ihre Frage beantwortete. »Sylphen haben sie gebaut. Nicht überraschend, denn sie schweben liebend gern umher und beschäftigen sich mit albernen Projekten.« Mit einem Anflug von Stolz fügte er hinzu: »Diese Brücke, eine ihrer praktikableren Ideen, wurde von meinem alten Freund Le-fen-flaith entworfen.«
    Dünne Silberlinien sickerten in seine himmelblaue Haut. »Als sie fertig war, im Jahr 702 von Avalon, gingen Rhiannon und ich als Erste hinüber. Le-fen-flaith selbst führte uns und brachte uns dann über Y Swylarna bis zum heiligen Geburtsort der Sylphen.«
    Elli schob sich weiter voran, Zeh um Zeh arbeitete sie sich über die Kluft. »Und dein Freund hat ihr auch den Namen gegeben?«
    »Das stimmt. Aber so bedeutend er als Architekt auch war, Namensgebung gehörte nicht gerade zu seinen Stärken. Er nannte sie Trishila o Mageloo, und das bedeutet etwas Süßliches wie
die Luft seufzt zärtlich
.« Nuic nahm eine unappetitliche braune Farbe an. »Glücklicherweise gingen Reisende mit der Zeit dazu über, sie Nebelbrücke zu nennen.«
    Elli grinste, sie wusste genau, dass Nuic sie vor allem ablenken wollte von den Gedanken an die Gefahr, erneut abzugleiten und ins Nichts zu stürzen. »Mir
gefällt
die Vorstellung von zärtlich seufzender Luft. Daraus könnte man ein schönes Lied machen.«
    »Hmmmpff. Gibt Acht, sonst singe ich es dir vor.«
    »Gut. Nur warne mich zuerst, damit ich
. . .
« Sie unterbrach sich, im Nebel vor sich sah sie etwas Festeres. »Das andere Ufer! Wir sind fast da.«
    »Das wird auch Zeit«, knurrte Nuic und färbte sich wieder silbrig blau.
    Nach wenigen weiteren Schritten würden sie die Luftwurzelseite der Brücke erreichen. Noch während sie sich weiter vortastete, wollte Elli sehen, wie die Brücke verankert war. Hier hielten nicht Lehmsäulen die Seile, sondern Zwillingspfeiler, die wie die Plattform unter ihnen aus gefrorenen Wolken zu bestehen schienen. Eine wabernde Nebelschicht hob sich von der Plattform und ließ sie aussehen wie eine Wolke mit flachem Boden.
    »Das ist Wolkenkuchen.« Nuic ahnte, was Elli fragen wollte. »Der kommt in Y Swylarna dem Stein am nächsten und wird nur bei den Luftwirbel von Silmannon gefunden. Und er ist so hart, dass man darauf stehen kann, wie dir dieser Narr beweist, der jetzt dort wartet.«
    Der Spaßmacher trat durch die brusthohen Nebelwirbel auf sie zu. Am Rand der Plattform machte er den Fehler, sich auf seinen Stock zu lehnen, der wegen der dünnen Spitze sofort halb in dem Wolkenkuchen versank. Der Spaßmacher fiel fast vornüber, dann ruderte er heftig mit den Armen, um das Gleichgewicht wiederzufinden. Schließlich zog er mit lautem Ächzen seinen Stock heraus.
    »Schau dir das an!« Elli war fast ausgelassen vor Erleichterung, die Brücke gleich hinter sich zu haben. »Er ist noch ungeschickter als Tamwyn.«
    »Aber Tamwyn ist liebenswerter. Auf eine, hmmmpff, abstoßende Art.«
    Elli warf einen Blick auf ihr Armband, das aus den gelben Stängeln der Sternblumen geflochten war, sagte abernichts. Nuic verstand, dass sie oft an Tamwyn dachte, das wusste sie. Er wusste nur nicht,
wie
oft.
    Mit einem letzten Schritt verließ sie die Brücke. Ihr noch immer schwankender Körper brauchte einen Moment, bis er merkte, dass sie endlich auf etwas Festerem – und Ruhigerem – stand als dem Wolkenfadenseil. Und einen weiteren Moment brauchte sie, bis ihr klar war, dass sie tatsächlich die Nebelbrücke überquert hatte. Sie spürte ein sanftes Klopfen an ihrem Ohr: ein Glückwunsch von Nuic.
    Langsam

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