Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der Zauber Von Avalon 02 - Im Schatten der Lichtertore

Titel: Der Zauber Von Avalon 02 - Im Schatten der Lichtertore Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas A. Barron , Irmela Brender
Vom Netzwerk:
drehte sie sich um und betrachtete die neue Landschaft. Oder genauer, die Wolkengegend. Wolken von unverwechselbaren Formen und Größen schwebten oder zogen in der Nähe vorbei. Manche waren flach und glatt wie Axtschneiden, andere hoch und massig wie Fichtenbäume, manche fast so solide wie befestigte Schlösser, andere flaumiger als Löwenzahnsamen. Obwohl mehrere Wolken sich frei bewegten, waren andere durch luftige Brücken, Leitern und Überwege miteinander verbunden. Mehrere waren übereinander gestapelt wie schwimmende Plattformen und durch komplizierte Netze aus silbrigem Wolkenfaden befestigt – es sah aus wie die Arbeit eines Stamms von Riesenspinnen.
    Ellis Blick wanderte zu der Wolke, die sie jetzt trug. Hinter der Plattform sah sie ziemlich dicht aus – vielleicht sogar so fest, dass man darauf gehen konnte. Die schmale Wolke stieg allmählich empor, so dass sie einem langen, aufsteigenden Bergrücken glich.
    »Was zum Trolltrotz ist denn das?« Sie deutete auf eine große Wolke in der Ferne, die wie eine Hügelkette geformtwar. Von ihren nebligen Hängen stiegen Tausende durchscheinender Türme auf, die oben spitz zuliefen. Sie bedeckten die Wolke völlig und glichen eher Lichtsäulen als irgendwelchen festen Gebilden.
    »Der große schwimmende Wald«, antwortete Nuic mit ungewöhnlicher Bewunderung. »Er besteht aus Eonia-lalo-Bäumen, deren Rinde man kaum sehen kann, selbst wenn man zwischen ihnen steht. Der ganze Wald bewegt sich durch das Reich. Es lässt sich also an keinem Tag sagen, wo er als Nächstes erscheint.«
    »Genau wie ich«, sagte kichernd Seth, der neben Elli getreten war. »Spaßmacher sind immer unterwegs, weißt du – oft auf der Flucht vor unserem bewundernden Publikum, vor allem wenn es Äxte und Messer schwingt. Ich komme und gehe genau wie die Wolken.«
    »Eher wie die Seuchen«, knurrte Nuic.
    Seth grinste breiter und schlug sich auf den Schenkel. Glocken an den Ärmeln seiner Weste bimmelten neckisch. Die Gedanken des Spaßmachers waren allerdings alles andere als neckisch. Er hatte beschlossen, dass es Teil seines Vergnügens wäre, diesen lästigen kleinen Geist umzubringen. Und das würde er zuerst tun, damit das Mädchen zuschauen konnte. Die einzige Frage war, ob er Nuic mit der versteckten Klinge erstechen, mit dem Stock totschlagen – oder einfach über den Wolkenkuchenrand werfen sollte.
    Ich werfe ihn hinunter
, entschied Seth.
Die Schreie werden entzückend sein. Und natürlich stellt sich noch eine weitere Frage – wann mache ich es?
    Er kniff die kalten grauen Augen zusammen.
Ich habe genug
von diesem Affentheater. Und kann es nicht erwarten, meine Kristalle zu besitzen. Außerdem ist dieser Schauplatz gerade richtig. So dramatisch, so abgelegen. Ich werde es bald machen. Sehr bald.
    »Schaut da!«, rief Elli und deutete auf eine Gruppe von neun oder zehn dünnen, luftigen Gestalten, die fast durchsichtig über den Himmel segelten. Sie bewegten sich schnell und wurden von einem seltsamen eigenen Wind getragen, der die größeren Wolken in der Nähe nicht zu berühren schien. »Sie gleichen mehr einem Vogelschwarm als einer Wolkenmasse, nicht wahr?«
    »Hmmmpff. Weil sie mehr wie ein Vogelschwarm
sind
, Närrin. Das sind Sylphen – wie es aussieht, auf dem Flug zu den Harfenländern.«
    Elli sah den Fliegenden zu. Nach einem Augenblick berührte sie den winzigen Marythfuß auf ihrer Schulter. »Hast du gesagt, Harfenländer?«
    »Ja. Horch.«
    Auf dein Atemgeräusch
, dachte der Spaßmacher.
Solange es das noch gibt – und das wird nicht lange sein, mein Süßer.
    Elli horchte inzwischen auf die luftigen Geräusche von Y Swylarna. Hinter dem ständigen Säuseln ferner Winde glaubte sie, einen tieferen, rauschenden Ton zu hören – vielleicht die Luftwirbel, die Nuic erwähnt hatte. Aber sie hörte nichts, was auch nur ungefähr wie Harfen klang, sosehr sie sich auch bemühte.
    »Tut mir Leid, Nuic. Vielleicht sind deine Harfenländer einfach zu weit weg.«
    Der Maryth färbte sich zu einem ungeduldigen Orange.»Oder vielleicht sind Menschenohren aus Holz, genau wie ihre Hirne. Wenn wir zu einer höheren Stelle auf diesem Wolkenhang gehen, hörst du es wahrscheinlich besser. Und siehst auch besser – so dass ich dir unseren Weg zeigen kann.«
    Gute Idee!
Seth nickte.
Je höher du bist, desto tiefer fällst du.
    Elli trat mit Nuic auf der Schulter von der Wolkenkuchenplattform und fing an, den Hang hinaufzugehen – obwohl gehen nicht der richtige

Weitere Kostenlose Bücher