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Der Zauber Von Avalon 02 - Im Schatten der Lichtertore

Titel: Der Zauber Von Avalon 02 - Im Schatten der Lichtertore Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas A. Barron , Irmela Brender
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folgen konnten, schwang Seth den Stock hoch, so dass die Klingenspitze direkt auf ihre Brust zielte.
    Instinktiv machte sie einen schnellen Schritt rückwärts. Und sie hätte einen zweiten folgen lassen, wenn sie nicht festgestellt hätte, dass sie am äußersten Rand der Wolke stand – hinter ihr war ein steiles Gefälle in bodenlose Tiefen.
    Nuic, dessen Haut eine Mischung von Scharlachrot und Schwarz angenommen hatte, knurrte: »Unheil nimmt wie Wolken viele Formen an.«
    »Das hätte ich selbst nicht besser ausdrücken können.« Ihr Angreifer stieß Elli die Klinge wieder an die Brust. »Weißt du, ich nehme euch jetzt die kleinen Schmucksachen weg – alle beide.«
    »Da musst du uns zuerst töten.« Elli ballte die Fäuste.
    Auf dem fahlen Gesicht des Spaßmachers zeigte sich ein schiefes Grinsen. »Wenn du darauf bestehst, mein kleines Schäfchen.« Er stach mit der Dolchklinge in das Amulett an ihrem Hals und zog die Blätter auseinander, so dass er den leuchtenden Kristall darunter sehen konnte. »Oh ja, in der Tat, wie wunderhübsch.«
    Elli schüttelte den Kopf, ohne auf die Klinge zu achten. Aus dem Kristall blitzten weiße, grüne und blaue Strahlen. Sehr langsam senkte Seth die Klinge und zog sie über Ellis Gewand hinunter, bis die Spitze direkt über ihrem Herzen war. In dieser Stellung hielt er den Dolch und genoss sichtlich das Gefühl, die Situation zu beherrschen.
    »Weißt du«, sagte er grinsend, »mein richtiger Name ist nicht Seth. Nein, nein. Mein
richtiger
Name ist Deth. Deth Macoll.«
    »Wie passend«, knurrte Nuic. »Aber ein paar andere Namen entsprechen dir noch mehr. Betrüger, Feigling und Wahnsinniger zum Beispiel.«
    Deth Macoll bekam einen roten Kopf. »Tatsächlich, du kleines Großmaul?« Blitzschnell zielte er mit der Klinge direkt zwischen Nuics violette Augen. »Ich bin so froh, dass du mich daran erinnert hast, dass ich dich zuerst töten will. Wie steht’s, noch ein paar Beleidigungen, bevor du aufgespießt wirst?«
    »Die besten Beleidigungen sind wahr«, schoss der Geist zurück. »Du
bist
ein Betrüger und ein Feigling dazu! Ich wette, vor Kulwych hast du Todesangst. Du hättest es sowieso nie gewagt, uns zu seinem Versteck zu bringen. Wahrscheinlich weißt du noch nicht einmal, wo es wirklich ist.«
    Das Gesicht des Mörders wurde fast so scharlachrot wie das von Nuic, während die Windharfen sich zu einem disharmonischen Chor steigerten. Zitternd vor Wut zischte Deth Macoll: »Meinst du? Nun, es ist irgendwo tiefer als das Grab eines dunklen Elfen.« Er zog eine Augenbraue hoch. »Aber wenn du glaubst, ich sage dir mehr als das, dann irrst du dich.«
    »Hmmmpff. Du weißt es also
nicht

    »Ich weiß es! Aber das einzig Wissenswerte ist, dass sehr bald sein Kristall bei euren Kristallen liegen wird, bei deinem und dem des Mädchens. Hier in meiner Tasche!«
    In diesem Moment geschah Dreierlei gleichzeitig. Deth Macoll stieß mit seiner mörderischen Klinge nach dem Geist. Elli machte rasch einen Schritt zur Seite und packte den Mörder am Handgelenk. Aber bevor sie mit ihm um die Waffe kämpfen konnte, sprang Nuic auf ihren Kopf und griff in ihre vielen Locken.
    Sie fuhr zurück und die Wucht seines Sprungs warf sie vom Wolkenrand. Elli und Nuic fielen in den bodenlosen Nebelschacht. Und sie waren nicht allein. Von Ellis Griff mitgerissen, kippte Deth Macoll vornüber und stolperte über die Kante, während er wild seinen Stock schwang.
    Alle drei stürzten in die kreisenden Nebel.

39
Reitet den Wind!
    S o laut war das Luftgezisch ringsum, dass Elli ihren eigenen Schrei nicht hörte. Hinab, hinab, hinab fiel sie, brach durch hauchdünne Nebelfetzen und stürzte ins Leere. Nichts konnte ihren Fall aufhalten – und nichts konnte ihre Suche retten.
    Doch während sie noch in die Tiefe kreiselte, griff sie hinter ihren Kopf, um Nuic zu fassen. Er ließ seinen Halt nicht ohne weiteres los und riss alle Locken aus, die er in den kleinen Händen hielt, doch schließlich drückte sie ihn an ihre Brust. Sie schauten einander an. Und Elli hielt das für die allerletzte Möglichkeit, den Blick des anderen zu lesen.
    Sonderbar
, dachte sie, als sie in seine feuchten violetten Augen sah,
er scheint überhaupt keine Angst zu haben –
    Ein Schweif aus silbernen Fäden brach plötzlich aus der Falte an Nuics Rücken. Sofort formten sich die Fäden zu einem großen Fallschirm, der heftig an dem Maryth zog. Elli konnte ihn kaum festhalten. Dann hörte die Luft plötzlich auf zu

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