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Der Zauber Von Avalon 02 - Im Schatten der Lichtertore

Titel: Der Zauber Von Avalon 02 - Im Schatten der Lichtertore Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas A. Barron , Irmela Brender
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hilft.«
    »Dann«, erklärte Elli und ballte die Fäuste, »gehen wir und holen es.«

7
Arc-kaya
    A ls Scree erwachte, war seine Erinnerung so umnebelt wie seine Sicht. Wo bei allen Firlefanzfedern war er eigentlich? Und wie war er hierher gekommen?
    Er blinzelte mit den großen gelb umrandeten Augen, doch immer noch sah alles verschwommen aus. Dann holte er angestrengt Luft und nahm dabei ein paar vertraute Gerüche auf. Adlerfedern. Zerbrochene Muscheln. Kot. Holz, das von Krallen zerkratzt war.
    Er kannte diese Gerüche aus den Nestern anderer Adlermenschen. Und aus seiner eigenen Kindheit, jenen Tagen, in denen er die Berührung seiner richtigen Mutter gespürt hatte – Tage, die viel zu schnell vorbeigegangen waren. Denn die Mutter war von den Pfeilen mörderischer Männer getötet worden. Seit damals, praktisch sein Leben lang, hatte er nicht in Nestern gelebt wie die anderen seiner Art, sondern in feuerversengten Felsenhöhlen, außerhalb der Reichweite von irgendjemandem oder irgendetwas.
    Nur seine Sehnsüchte hatten ihn nicht verlassen. In den Jahren, die er ganz allein verbracht und versucht hatte, Merlins Stab zu beschützen, hatte er oft nach einer klaren Vorstellungvon seinem Lebenszweck verlangt. Und mehr als das, er hatte sich nach irgendeiner Art Gesellschaft gesehnt – besonders nach der seines Bruders Tamwyn und der Adlermutter, die er nur so kurz gekannt hatte. Sie besuchte ihn häufig in seinen Träumen, flog mit ihren weiten, mächtigen Flügeln über ihm oder rief ihn mit ihrer vollen, durchdringenden Stimme, die halb nach Mensch und halb nach Adler klang.
    Ein Gesicht tauchte jetzt vor ihm auf, unscharf an den Rändern, aber unverkennbar das einer Adlerfrau. Wie Scree war sie in menschlicher Gestalt und sie schaute auf ihn herunter, wobei sich in ihren leidenschaftlichen gelben Augen eine Andeutung von Zärtlichkeit zeigte. Langes graues Haar, so flaumig wie die Federn eines Adlerjungen, fiel ihr über die Schultern.
    » M-Mutter ?«, krächzte er ungläubig.
    Sie lächelte, dabei bogen sich Fältchen wie Krallen um ihre Augen. »Nein, nein, ich bin nicht deine Mutter.« Sie runzelte die Stirn und fügte flüsternd hinzu: »Obwohl ich einmal die eines anderen war.« Sie räusperte sich. »Ich heiße Arc-kaya.«
    Sanft legte sie ihm die Hand auf die Stirn. »Gut. Das Fieber ist ein wenig zurückgegangen.«
    »Fieber?«
    »Du warst schwer verwundet, als du hierher ins Dorf Iye Kalakya kamst – ausgerechnet ein Mensch und ein Hoolah trugen dich her. Sie sagten, du habest viel Blut verloren und die meisten deiner Muskeln im Schenkel seien durchtrennt. Und seit deiner Ankunft hattest du Fieberfantasien.«
    Sie fing an, den Verband an seinem Bein abzuwickeln. »Du heißt Scree, nicht wahr?«
    Plötzlich sah er alles wie in einer Bilderlawine wieder vor sich: Die Nacht auf Hallias Gipfel und die Vision am sternenlosen Himmel. Das Einhorn. Die böse Blume. Und die blutrote Scherbe, die sich in Tams Hand in Rauch auflöste.
    Screes Sehkraft war zurückgekehrt. Er befand sich in einem Nest, das groß und tief war wie bei allen Adlermenschen. Federn aller Größe, manche so lang wie seine Arme, lagen überall auf den Stangen und Ästen, die rundum verflochten waren und genau wie Tisch, Stühle und Schränke aus mit Sehnen zusammengebundenem Holz bestanden. Doch die abgenagten Knochen und Schalenscherben, die sonst in den Nestern des Adlervolks lagen, sah er nicht, hier war es ungewöhnlich sauber. Und an einer Wand standen drei große Arzneischränke mit Regalen voller Fläschlein, Schalen, Filter, Schienen, Verbandmaterial in allen Größen und verschiedenen Geräten zum Mischen und Messen von Tränken.
    Eine Heilerin
, dachte er.
Das ist sie also.
    »Arc-kaya«, fragte er, »wie lange bin ich schon hier?«
    Sie wickelte weiter die Binde ab. »Nun, seit drei Tagen.«
    »Drei Tage?«
    Er wollte sich aufsetzen – aber in seinem Kopf explodierte ein Schmerz, als hätte man ihm einen Felsbrocken auf den Schädel geworfen. Stöhnend fiel er zurück auf die mit Federn gepolsterten Äste unter ihm, seine nackte Brust hob und senkte sich vor Anstrengung.
    »Klaue und Krone!«, keuchte er, in seinem Kopf hämmerte immer noch der Schmerz. »Jede Bewegung tut weh!«
    »Geduld, Scree.« Arc-kaya klapperte mit den Zähnen wie mit dem Schnabel. »Du wirst noch ein paar Tage lang schwächer als ein Junges sein, vielleicht auch Wochen.«
    »Wochen?« Seine Augen blitzten wie goldene Kugeln. »Aber ich muss
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