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Der Zauber Von Avalon 02 - Im Schatten der Lichtertore

Titel: Der Zauber Von Avalon 02 - Im Schatten der Lichtertore Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas A. Barron , Irmela Brender
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immer bei der Rückkehr ins Nest begrüßte.
    Tatsächlich freute er sich darüber so, dass er fast froh war, zumindest jetzt nirgendwo anders hingehen zu können. Häufig dachte er an Tam, ebenso an Brionna – und an die Vision, die sie auf Hallias Gipfel gesehen hatten. Und er plante, was er tun würde, wenn er wieder ganz bei Kräften war: Da er Tam unmöglich finden konnte, würde er versuchen, Elli oder Brionna aufzuspüren und ihnen zu sagen, was er über Weißhand erfahren hatte. Aber noch war er hier. In einem Dorf und einem Nest, dass ihm fast wie ein Zuhause vorkam.
    Eines Morgens, als Scree keuchend und staubbedeckt von einem Fangen-Spiel zurückkam, nickte Arc-kaya, als wüsste sie Bescheid. »Nun? Wie warst du?«
    »Schrecklich! Ein paar Zweijährige, nur halb so groß wie ich, haben mich im Kreis rennen lassen. Besonders ein goldäugiger Junge, ich glaube, er heißt Hawkeen.« Er lächelte ihr zu. »Aber es hat mir einen Riesenspaß gemacht.«
    Sie grinste, doch ganz glücklich schien sie nicht zu sein. »Das ist genau, was Ayell gesagt hätte.«
    Scree zog eine Braue hoch. »War er
. . .

    »Mein Sohn. Er lebte mit mir, bis er fünf war, fast ein Erwachsener, der sich sein eigenes Nest, sein eigenes Leben einrichten konnte. Und dann, eines Tages
. . .
starb er.«
    Sanft fragte er: »Wie?«
    Sie blinzelte und schüttelte den Kopf mit dem flaumigen grauen Haar. »Durch den Pfeil eines Menschen.«
    Er zuckte zusammen.
Genau wie meine Mutter.
    »Wir flogen zusammen über den Nordkamm von Hallias Gipfel. Klippenhasen wollten wir suchen, versicherten wir uns – doch insgeheim wussten wir beide, dass wir einfach zusammen fliegen wollten.« Sie seufzte in der Erinnerung. »Ayell liebte nichts mehr, als mit weit gespannten Flügeln frei dahinzuschweben.«
    »Und dann?«
    »Männer. Mit Pfeil und Bogen. Einer von ihnen zielte auf mich – warum, weiß ich nicht. Wer kann die abscheulichen Taten der Menschen erklären? Aber Ayell sah, wie der Mann schoss. Ayell schwenkte sofort ab und warf sich direkt in die Bahn des Pfeils.«
    Zornig fuhr sie mit den Fingern durch die Luft, als hätte sie ihre geflügelte Gestalt angenommen und würde mit ihren Klauen jemandem die Augen auskratzen. »Er gab sein Leben für mich! Ach, wenn er das nur nie getan hätte, dann könnte er heute durch die Luft fliegen.«
    Sie ließ die Schultern hängen. »Das wünsche ich mit meinem ganzen Adlerherzen.«
    Scree nickte und sagte dann: »Er ist mutig gestorben.«
    Sie starrte ihn ausdruckslos an. »Aber er ist gestorben.«
    Abrupt richtete sie sich auf, ging hinüber zum Tisch und begann, ein paar Knollen zu würfeln.
    »Was bin ich doch für ein dummes altes Federvieh«, murmelte sie verlegen. »Dich mit meinem Gelaber zu belästigen.«
    »Arc-kaya, das war kein Gelaber!«
    Langsam hob sie den Kopf, ihre gelben Augen waren jetzt rot umrändert. »Was war es dann?«
    »Eine Erinnerung, ein Schmerzensschrei. Für deinen Sohn, der deine Familie war. Nichts ist kostbarer, wenn man es hat – oder schmerzlicher, wenn man es verliert.«
    Sie betrachtete ihn nachdenklich und ein wenig Groll schwand aus ihren Augen. »Etwas sagt mir, dass du deinen eigenen Teil an Verlusten hattest.«
    Er schluckte. »Das stimmt.« Er ging zu ihr an den Tisch. »Aber weißt du, in diesen Tagen hier bei dir habe ich auch einiges gefunden.«
    Sie sah ihn dankbar an. »Nur noch eine Woche, Scree, dann bist du kräftig genug, die Gestalt zu wechseln und zu fliegen. Mich zu verlassen, wenn du willst.« Dann fügte sie zögernd hinzu: »Oder vielleicht
. . .
zu bleiben.«
    Sein Herz schlug schneller bei dem Gedanken und er schaute sich um im Nest, sah die Stapel von Schienen und Verbänden, die Federn überall, die Flaschen und Schalen und farbenprächtigen Tränke. Dann schüttelte er langsam den Kopf. »Das kann ich nicht, Arc-kaya. Es gibt Leute, die ich finden und unterstützen muss, wenn ich kann. Weit von hier.«
    Sie biss sich auf die Lippe und nickte. »Ich verstehe, ja.Der älteste Segen unseres Clans, weißt du, heißt
Hoch hinauf, frei hinaus

    »Das gefällt mir. Es ist einfach, stark, adlerwürdig.«
    Ihre Mundwinkel hoben sich leicht, während eine Brise ihre langen grauen Haare zerzauste. »Ich bin froh, dass du hierher gekommen bist«, flüsterte sie. »Selbst wenn es nur für eine Weile ist.«
    »Ich auch.«
    Zischschsch.
    Ein dicker Pfeil traf sie in den Rücken und drang tief zwischen ihre Schulterblätter. Sie öffnete weit den Mund wie

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