Der Zauber Von Avalon 02 - Im Schatten der Lichtertore
.
« Er versuchte wieder, sich aufzusetzen, fiel aber sofort zurück. »Muss weiter
. . .
«
»Ganz ruhig. So schnell gehst du nirgendwo hin.«
»Aber Tamwyn! Er braucht mich.«
»Dieser dunkelhaarige Mensch, der dich hergebracht hat? Er ist jetzt fort. Gestern ist er weggegangen, nachdem er wusste, dass du wieder gesund wirst.«
»Weggegangen? Dieser stumpfköpfige Narr! Ohne mich wegzugehen!«
Sie schälte behutsam die unterste Schicht des Verbands ab. »Er hatte es anscheinend sehr eilig – wie die meisten Menschen. Obwohl ich nicht verstehe, warum jemand, der einigermaßen bei Sinnen ist, mit einem verrückten Hoolah irgendwo hingehen will.«
Sie hielt inne. »Er sagte allerdings etwas Merkwürdiges.
Den Weg finden, bevor es zu spät ist
, etwas in der Art. Wohin will er denn?«
»Zu den Sternen«, stöhnte Scree. »Er sucht einen Weg zu ihnen.«
»Zu den Sternen! Das ist die reine Torheit!«
»Und der reine Tam. Er ist weggegangen, bevor ich wieder reden konnte, weil er wusste, dass ich alles tun würde, um
. . .
«
»Ihn zurückzuhalten«, ergänzte Arc-kaya. »Das klingt vernünftig.«
»Nein, um
mitzugehen
.«
Sie drehte den Kopf und betrachtete ihn mit ihren großen Augen. »Vielleicht
fantasierst
du immer noch.«
Scree gab keine Antwort. Wozu auch? Er drückte das Gesicht in die Silberfedern, die sein Kopfkissen waren. Sein törichter Bruder!
Hinter den gewölbten Wänden des Nests war das Dorfleben zu hören: Adlermenschen lachten, stritten oder riefen beim Landen; ihre Jungen flitzten hintereinander her, jemand plusterte die Flügelfedern auf und bereitete sich auf den Flug vor.
Diese Geräusche wirkten hier so normal, so gewohnt. Und doch waren sie von seiner eigenen einsamen Erfahrung so weit entfernt.
Arc-kaya konzentrierte sich wieder auf sein Bein und entfernte den Rest der Binde. Besorgt pfiff sie vor sich hin. »Da hast du aber eine schlimme Wunde! Wie wurde sie dir denn beigebracht? Durch einen Speer mit Widerhaken?«
»Nein. Durch eine Blume.«
Sie kniff die Augen zusammen. »Entweder du treibst deine Scherze mit mir, Scree, oder du bist noch schlimmer verwundet, als ich dachte.«
Er drehte den Kopf, so dass sich ihre Blicke begegneten. »Das ist die Wahrheit, Arc-kaya. Du brauchst mir nicht zu glauben, aber so ist es. Dort draußen in der Welt gibt es neue Formen des Bösen, mehr als du dir vorstellen kannst.«
Nachdenklich spitzte sie die Lippen. »Weißt du, ausirgendeinem Grund glaube ich dir. Vielleicht weil du mich an jemanden erinnerst.«
»An wen?«
»Jemand, den ich verloren habe.«
Obwohl ihn das neugierig machte, drängte er nicht weiter.
Arc-kaya griff inzwischen nach einem Steingefäß, öffnete es und goss eine graue, ölige Masse auf seinen Schenkel. Scree zuckte zusammen, weniger weil es brannte als weil es durchdringend roch.
»Stinkt schrecklich, nicht wahr?«, fragte sie und rieb die Salbe sanft in seine Muskeln.
»Wie Trollköttel.«
»Es ist zerstoßene Rinde vom Faulnussbaum. Das beste Heilmittel für zerrissenes Gewebe.« Sie seufzte schwer. »Du hast Recht, fürchte ich, mit den neuen Formen des Bösen. Ich habe gehört, dass es jetzt einen abtrünnigen Clan von Adlermenschen aus irgendeinem fernen Reich gibt, der angefangen hat, andere Clans anzugreifen, die Adlermenschen zu morden und alles, was wertvoll ist, zu stehlen.«
Screes ganzer Körper spannte sich. Die Vision! Es stimmte also! »Aber warum? Das ist nie zuvor in der Geschichte der Adlermenschen geschehen.«
»Ich weiß, ich weiß.« Sie seufzte und griff wieder nach der Salbe. »Das war immer den Menschen und Gobsken vorbehalten, ihre eigenen Artgenossen anzugreifen.«
»Aber warum machen sie das?«, fragte Scree.
»Nun«, antwortete sie grimmig, »manche sagen, sie werden von einem Anführer regiert, dessen Gier keine Grenzenkennt. Und manche sagen, sie sind von einem hinterlistigen Hexer angeheuert worden, so viel wie möglich zu stehlen.«
»Hexer?« Scree hob die Hand, die sich schwer wie Stein anfühlte, und drückte ihren Arm. »Trägt er einen Kapuzenumhang? Und hat bleiche weiße Hände?«
Sie hörte auf, sein Bein zu massieren, und schaute ihn an. »Du kennst ihn? Ich habe gehört, er heißt Kulwych.«
Seine Hand fiel ins Nest zurück. »Ich kenne ihn, ja. Und seinen Büttel mit dem Schwert.« Er knirschte mit den Zähnen. »Was hast du noch gehört?«
»Nicht viel.« Sie nahm ihre Arbeit wieder auf. »Nur was mir als Dorfheilerin zugetragen wird, und es ist schwer
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