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Der Zauber Von Avalon 02 - Im Schatten der Lichtertore

Titel: Der Zauber Von Avalon 02 - Im Schatten der Lichtertore Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas A. Barron , Irmela Brender
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Gleichgewicht und fiel auf seine Knollennase.
    Minuten später hatte Brionna das graugrüne Segel gesetzt. Aus kräftigen Tangwedeln gewebt, hatte es wahrscheinlich viele Stürme auf dem Meer überdauert. Es flatterte in der salzigen Brise und trug das alte Symbol der Wasserelfen: eine Welle in den Regenbogenfarben vor blauem Hintergrund, das Ganze von Waldgrün eingekreist, eine Erinnerung an ihre Herkunft und die Tage, in denen Serella die ersten Elfen von Waldwurzel hierher gebracht und eine Siedlung in Caer Serella gegründet hatte.
    Mit Brionnas ruhiger Hand an der Ruderpinne glitt das Boot über die farbenfrohen Wellen. Elli lehnte sich an den Bug und spürte wieder die Freiheit beim Treiben im Wasser. Ein paar Tropfen rollten aus ihrem nassen Haar über die Stirn und dann die Nase entlang. Einer fiel auf ihre ausgestreckte Zunge. Er schmeckte nach Meersalz
. . .
und ein wenig nach Äpfeln.
    Der Wind frischte plötzlich auf, schüttelte das Segel und neigte das Boot gefährlich. Shim schrie und Nuic brüllte, als sie beide rutschten und aufeinander fielen. Rasch drehte Brionna die Ruderpinne und befahl Lleu, am Tangseil zu reißen und so Luft aus dem Segel zu nehmen. Mit einem Aufklatschen brachte das Boot sich wieder in eine sichereStellung. Es glitt über die Oberfläche und zog einen Strom glitzerndes Kielwasser hinter sich her.
    Elli sah, wie sie an Dutzenden von Inseln vorbeiflitzten. Die meisten waren so klein und flach wie die, auf der sie gelandet waren, aber einige erstreckten sich meilenweit. Eine sehr bewaldete hob sich hoch aus den Wellen und verschwand schließlich in den Wolken. Einmal sah sie eine dünne, senkrechte Gestalt in der Ferne aufsteigen und fast sofort wieder hinter einer Anhöhe verschwinden. Elli fragte sich, ob es der Mast eines Elfenschiffs war – oder der Hals eines Wasserdrachen.
    Abrupt wandte sich ihre Aufmerksamkeit dem Wasser um das Boot herum zu. Blasen – viele Tausende – sprudelten unaufhörlich an die Oberfläche. Das Wasser schien heftig zu kochen und mehr aus Schaum als aus Wellen zu bestehen. Aber als sie die Hand hineinsteckte, fühlte es sich sehr kalt an. Rund um die Blasen hatte sich ein öliger Film gebildet, der dem Wasser Streifen in noch mehr Farben verlieh.
    »Was ist hier los?«, fragte sie Brionna. »Hält sich dort unten irgendein Riesenfisch auf?«
    Das Elfenmädchen lächelte. »Fisch ja. Aber kein Riese. Das sind Sprudelfische! Milliarden von ihnen schwimmen hier in den oberen Bereichen der Regenbogenmeere. Und sie haben die kürzeste Lebensdauer aller Geschöpfe in Avalon – nicht länger als ein einziger Herzschlag.«
    Sie tauchte eine Hand ins Wasser und holte einen Sprudelfisch heraus, der gerade platzte. In ihrer Hand blieb nichts als der ölige Film, in dem durchscheinende Schattierungenvon Orange, Rot und Grün durcheinander wirbelten. Brionna betrachtete die Reste und nickte.
    »Aber hier ist die eigentliche Überraschung – etwas, das Großvater mir erzählt hat. Obwohl ihr Leben so kurz ist, sind Sprudelfische außerordentlich glücklich. So glücklich, dass Seeleute, die sich das Öl von ein paar Sprudelfischen in ihr Frühstück mischen, den ganzen Tag in Hochstimmung sind.« Sie warf einen Seitenblick auf Nuic, der immer noch Shim anknurrte. »Jemand wie dein Maryth würde allerdings ein paar
Hundert
Sprudelfische brauchen.«
    Elli lachte. »Ich würde es gern versuchen«, sagte sie. »Es muss wunderbar sein.«
    »Nicht so schnell«, warnte Brionna, ihr Gesicht war jetzt ernst. »Seeleute, die zu viel Zeit in diesen Gewässern verbringen, werden leichtsinnig – oder verrückt vor Gier – und verlieren die Herrschaft über das Steuer. Deshalb gibt es in diesem Gebiet so viele Schiffbrüche und deshalb sprechen die Elfen hier von den
Inseln des fröhlichen Tods

    Lleu nickte. »Ich weiß noch, wie wir eine Delegation von Priesterinnen und Priestern nach Wasserwurzel schickten – oh, es war vor zehn oder zwölf Jahren. Ihr Boot verlor in einem Sturm den Kurs und wurde in den Kessel der Sprudelfische geworfen. Nur einer überlebte, der alte Abcahn. Er sagte, die anderen seien von dem Öl so berauscht gewesen und so gierig nach mehr, dass sie über Bord sprangen, um so viel wie möglich zu verzehren. Und dann starben sie.«
    »Wie schaffte er es, zu widerstehen?«, fragte Brionna.
    »Er schaffte es nicht. Abcahn hat mir erzählt, dass er genauso wahnsinnig war wie die anderen. Er überlebte nur,weil er ausrutschte und mit dem Kopf an

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