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Der Zauber Von Avalon 02 - Im Schatten der Lichtertore

Titel: Der Zauber Von Avalon 02 - Im Schatten der Lichtertore Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas A. Barron , Irmela Brender
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Boot gerade so weit, dass sich das Segel blähte, und fuhr nach Westen. Abgesehen von Shims törichten Kommentaren, die niemand verstand, und Nuics unablässigem Murren, das Elli sein Überleben und Wohlbefinden bestätigte, schwiegen die Gefährten. Ihre Aufmerksamkeit galt jetzt dem sonderbaren Ufer, dem sie sich rasch näherten.
    Lleu ging zu Elli, die im Bug kniete. Schließlich sagte er: »Es gibt da viel mehr
Weiden
als
Land
, nicht wahr? Die Bäume scheinen direkt aus dem Wasser zu wachsen.«
    »Mhmm«, stimmte sie zu. »Und schau dir die untersten Zweige an. Sie wachsen aus dem Stamm, aber dann in die Tiefe, nicht in die Höhe. Warum beugen sich alle diese Zweige zum Meer?«
    »Weil«, antwortete Brionna vom Heck, »es gar keine Zweige sind. Es sind Wurzeln. Luftwurzeln.« Sie hielt inneund drehte leicht am Steuer. »Das macht diese Weiden so bemerkenswert. Wie ihre Vettern in El Urien wachsen sie direkt aus dem Wasser, an seichten Stellen.«
    »Aber wie kommen wir an ihnen vorbei?«, fragte Elli. »Da gibt es keinen Gehweg.«
    Die Elfe lachte, sie wusste Bescheid. »Wir brauchen nicht zu gehen.«
    Unsicher wandte sich Elli wieder den Bäumen zu. Doch es dauerte nicht lange, da machten ihre Zweifel einer wachsenden Ehrfurcht Platz. Das war mehr als ein Wald, dem sie sich näherten. Das war eine ganze neue Welt.
    Das zunehmende Morgenlicht säumte die anmutigen Linien der Weidenwurzeln, -stämme und -äste, es ließ das regennasse Holz glänzen und glitzern. Als die Gefährten näher kamen, hörten sie das erste Windgeflüster in den langen, wehenden Locken der Blätter, die von jedem Zweig hingen, die Wasseroberfläche streichelten und sich leicht wiegten. Stämmige Wurzeln stiegen auf, höher als die Mastspitze des Boots, sie neigten sich den Stämmen zu und bildeten große Bogen über den klatschenden Wellen.
    Durch diese Bogen steuerte Brionna. Der Wind reichte gerade aus, um das Boot langsam und gelassen vorangleiten zu lassen. Und Elli merkte bald, dass hier viel mehr wuchs als nur Weiden. Sie sah Mangroven mit goldenen Ästen, die aus den Untiefen wuchsen, rosa und lila Wasserfarne, die sich um die Weidenflechten schlangen wie helle Bänder um Mädchenhaare, Lorilandas Moos, unvorstellbar üppig und samtig, das von den Ästen herunterhing, und einige durchscheinende Branwennabäume mit ihremflüssigen Kernholz, die nicht brennen können. Sie sah sogar zwei Fische mit gelben Flossen, die senkrecht aus dem Wasser sprangen und ein paar Beeren abbissen, bevor sie mit einem Doppelplatscher ins Wasser zurücksanken.
    Am allerschönsten fand Elli die Weiden. Während sie durch die wehenden Flechten segelten, war ihr, als hätte sie ihren verkrampften kalten Körper hinter sich gelassen und schwimme jetzt frei wie ein Sprudelfisch in einem wunderbaren Wasserfall. Blätter rauschten leise, während sie im Wind schaukelten und Elli in eine silbrig grüne Kaskade hüllten. Sie fragte sich, ob es beim Geflüster der Weiden um Balladen ging?
    Beim Gedanken an andere Wörter, andere Sprachen warf sie einen Blick auf ihr Armband aus Sternblumen. Hell leuchtete es im zunehmenden Licht. Und zum ersten Mal spürte Elli tiefes Bedauern wegen Tamwyn.
    Ich hoffe, es geht ihm gut . . .
Dann kehrte ebenso abrupt ihr früherer Zorn zurück.
Und außerdem hoffe ich, er ist über die eigenen Füße gestolpert und in eine tiefe Spalte gefallen.
    Ein Strang Weidenblätter streifte ihre Wange und ihre Gedanken wandten sich wieder der Gegenwart zu. Sie schaute hinauf in die Zweige im Sternenlicht.
Ich könnte hier immer bleiben
, dachte sie.
Genau hier, in dieser Weidenwelt.
    Weiter durch die Wurzelbogen segelten sie und glitten dabei ruhig über das Wasser. Das goldene Licht warf einen warmen Glanz auf alle Farben in der Runde – und auf die Hände und Füße der Gefährten. Als das Morgenlicht zunahm, fiel Elli ihr liebstes Drumanergebet ein, das Rhia selbst geschrieben hatte.
     
    Horch, wie in der Früh die Schöpfung
    Ringsumher erwacht.
    Spür in dir das Morgenlicht,
    Den Boten neuer Pracht.
     
    Sie begegnete Brionnas Blick. »Du hattest Recht mit dem, was du über diesen Ort gesagt hast.« Sie streichelte das Amulett und seufzte. »Wenn wir nur mehr Zeit hätten, ihn zu erkunden.«
    »Warte nur. Es gibt noch mehr zu sehen, bevor wir zur Drachenhöhle kommen.«
    »Was?«
    Das Elfenmädchen warf sich den Zopf über die Schulter und sagte nichts mehr.
    Elli ließ die Hand über die Bootswand sinken und die Finger durch das

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