Der Zauber Von Avalon 02 - Im Schatten der Lichtertore
leichtes Unterfangen, ihn dazu zu bringen, sein Nickerchen zu beenden und ins kalte Meerwasser zu springen. Und dann noch zu der Stelle zu schwimmen, wo Unterwasserflammen so sonderbar flackerten und bizarre Schatten an die Tunnelwände warfen. Darauf folgte die Herausforderung, ihn – und alle anderen – zu bewegen, zum leuchtenden grünen Feuer zu tauchen.
Schließlich hatten sie es geschafft. Hinter Seth tauchten alle in die Tiefe. Als Hargols entrüstetes Gebrüll und dessen vielfältiges Echo durch die Höhle schallte, kräuselte sich das Wasser hinter den Tritten von Lleu, der als Letzter unter der Oberfläche verschwand. Mit Catha in den Armen schwamm er aus der Drachenhöhle – und hinunter zur Pforte.
Ein großes Luftloch, das so stark nach Harz duftete wie ein Gehölz immergrüner Bäume, trennte die Flammen vom Wasser darüber. Auf einem Sims am schwarzen Fels innerhalb des Lochs sammelten sich die Gefährten, sie waren tropfnass wie frisch gefangener Fisch. Elli schaute besorgt hinauf ins Wasser, jeden Moment konnte ein Drachenkörper auftauchen.
»Schnell jetzt«, sagte Brionna, als grünes Feuerlicht ihren Zopf entlangtanzte. »Richtet eure Gedanken auf den Ort, zu dem wir wollen. Und denkt an nichts anderes.«
Nuic auf Ellis Arm schaute zu Shim und nahm seine spöttischste orange Farbe an. »Manchen von uns fällt es leicht, an nichts zu denken. An
etwas
zu denken finden sie schwer.«
Shim schüttelte seinen weißen Kopf und besprühte alle mit Tropfen. »Ich wissen du machen Späße über mich«, knurrte er. »Ich wissen es einfach! Wenn ich noch höchlichst sein, können du mich nicht so unrespektlös behandeln. Bestimmt, nass, absolut.«
Nuic färbte sich stahlgrau mit grünem Flimmern von der Pforte. »Körpergröße und Gehirnumfang sind zweierlei, du leerköpfiger Narr. Wenn du
. . .
«
»Aufhören!«, befahl Lleu. »Wir verschwenden unsere Zeit.« Er musterte das Wasser im Tunnel über ihren Köpfen. Als er kein Anzeichen eines Drachen sah, wandte er sich an Seth. »Na schön, Spaßmacher. Gib uns ein klares Bild von dem Ort, zu dem wir gehen. Und keine Reime, bitte.«
Der Spaßmacher wurde leicht nervös, ohne dass die anderen es bemerkten. Ihm gefiel nicht, wie der lange Priester ihn herumkommandierte. Kein bisschen. Doch es war das Los eines Spaßmachers, gekränkt zu werden. Also würde er nur grinsen und es ertragen
. . .
wenigstens jetzt.
Er nickte und sagte freundlich: »Natürlich, gütiger Herr. Stellt euch die höchste Pforte in Feuerwurzel vor, so hoch, dass sie den Sternen näher ist als der höchste Gipfel im Reich.«
Er betrachtete die besorgten Gesichter rundum, die alle von dem magischen grünen Feuer beschienen waren. »Keine andere Pforte genügt uns jetzt. Weder in Feuerwurzel noch in irgendeinem anderen Land. Das ist die einzige Pforte, die zu eurem Kristall führt.«
Elli hörte aufmerksam zu. Für sie war die Notwendigkeit, sich klar auf das Ziel zu konzentrieren, besondersdrängend. Als sie das letzte Mal eine Pforte betreten hatte, mit Tamwyn, waren sie in Lehmwurzel gelandet – dem letzten Ort, den sie erreichen wollte. Dort hatten Gnome brutal ihre Eltern getötet, sie selbst gefangen genommen und neun Jahre lang als Sklavin gehalten, bevor sie schließlich geflohen war. Und obwohl es auch das Land war, in dem Tamwyn ihr das Leben gerettet hatte – und sie dem Impuls gefolgt war, einem mörderischen Gnom das Leben zu retten –, blieb Lehmwurzel der Ursprung ihrer finstersten Erinnerungen, ihrer schlimmsten Alpträume.
»Vergesst es nicht«, mahnte der Spaßmacher. »Zu Feuerwurzels höchster Pforte. Nirgendwo sonst.«
»Birkenflordunst?«, fragte Shim und kräuselte verwirrt die Nase.
»Feuerwurzel!« schrie Nuic. »Konzentrier dich, du Depp!«
In diesem Moment fuhr ein riesiges, mit glänzenden blauen Schuppen bedecktes Bein durch das Luftloch. Lautes Gebrüll kam von oben und die Gefährten stießen Schreie aus, als sie sich in die Flammen stürzten. Das grüne Feuer knisterte und flackerte ein wenig mehr als gewöhnlich.
Und dann waren sie fort – von den Flammen verschluckt.
Aber noch nicht in Sicherheit. Pforten waren schließlich, wie alle wussten, gefährlich. Es wurde behauptet, sie hätten ihre Launen und würden gelegentlich Leute an unerwartete Plätze bringen. Serella, die Elfenkönigin, die als Erste die Kunst des Pfortensuchens beherrschte, wäre nochweiter gegangen; schließlich hatte sie viele ihres Volkes in den Pfaden des
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