Der Zauber Von Avalon 02 - Im Schatten der Lichtertore
kennen die Pläne?«
»Nur so weit, um dir zu helfen, mein Herr. Sie sind nicht alle so fähig wie Menschen, weißt du.«
Das tiefe, zischende Geräusch aus Rhita Gawrs Kehle ließ Kulwych wieder eine starre Haltung einnehmen. »Ich habe ihnen allen aufgetragen«, sagte er nervös, »sich in Lehmwurzel in den Ebenen von Isenwy einzufinden. Und aus ihren Bewegungen kein Geheimnis zu machen, damit wir so viele Geschöpfe wie möglich – Geschöpfe, die noch mit der Gemeinschaft verbunden sind – dazu bringen können, ebenfalls hinzukommen und zu kämpfen.«
»Sehr gut, mein Kleiner. Du hast getan, worum ich dich gebeten habe, ohne auch nur die Einzelheiten der Falle zu kennen, die ich vorbereitet habe.« Rhita Gawr hob den dreieckigen Kopf, so dass er Auge in Auge mit Kulwych war. »Blinder Gehorsam ist eine Tugend, die ich schätze, verstehst du.«
»N-natürlich, mein Herr.«
»Von meinem höchsten Triumph, Kulwych, trennen uns nur noch ein paar Wochen! Die Vorboten sammeln sichschon jetzt wie bei einem heftigen Unwetter. Und wenn das große Pferd stirbt, wird der Sturm losbrechen. Ah ja, er wird losbrechen.«
Kulwychs narbige Wange zuckte. »Ich
. . .
ich bedaure, Meister, aber
. . .
«
»Du verstehst das immer noch nicht?« Das leere Auge kam näher. »Vor allem musst du eins wissen: Wie gut diese jämmerlichen Menschen, Elfen und andere, die immer noch Merlin verehren, auch gegen uns kämpfen mögen, sie sind von Anfang an verloren! Unter unseren Verbündeten, die auf den Ebenen von Isenwy zusammenströmen werden, musst du die Nachricht verbreiten, dass sie den Krieg nicht beginnen, bis sie mein Zeichen in den Sternen sehen.«
»Zeichen?«
»Ich werde den Hauptstern ausblasen – das hellste Licht – in dem Sternbild, das die Menschen Pegasus nennen, das große geflügelte Pferd. Dieser Stern, als Herz des Pegasus bekannt, ist mehr, als er scheint, viel mehr. Und deshalb wird etwas Wunderbares geschehen, wenn ich ihn auslösche. Wenn das Herz aufhört zu schlagen
. . . stirbt das große Pferd
.«
Rhita Gawr hielt inne. Dann fuhr er fort: »Gib dir keine Mühe, versuch nicht, das alles zu verstehen, mein Kulwych. Du musst nur wissen, dass ich in diesem Moment meine unsterblichen Krieger aus dem Himmel führen werde! Wir werden uns auf unsere Feinde stürzen – und sie vernichten.«
Der Hexer nickte heftig. »Ich verstehe, ich verstehe! Ein höchst überzeugender Plan, mein Herr. Die Schlacht wird ein wahrhaft historischer Triumph sein.«
»Das stimmt, Kulwych. Wie tragisch, dass du nicht da sein wirst, um ihn zu bezeugen.«
Dem Hexer wurden die Knie weich, er lehnte sich an die feuchte Steinmauer. »Ich werde nicht da sein?«
»Nein. Denn ich brauche dich hier zur Bewachung dieses Kristalls. Er ist viel zu kostbar, als dass ich seinen Verlust riskieren könnte, verstehst du. Meine Geisterarmee ist jetzt mit ihm verbunden. Ich könnte ihn mit mir hinauf zu den Sternen nehmen, aber dann wäre er nicht hier in den Wurzelreichen, um deine Truppen zu unterstützen.«
Kulwychs Neugier siegte über seine tiefe Enttäuschung. »Und wie wird er meinen Truppen helfen?«
»Das erfährst du bald genug, mein Kleiner.«
»Aber Meister
. . .
muss ich derjenige sein, der bleibt? Und die Schlacht mit deinem Triumph versäumt?«
»Ja, Kulwych. Denn ich erwarte, dass du deine eigene Schlacht kämpfst. Eine, die du höchst ergiebig finden wirst.«
Der Hexer riss sein einziges Auge noch weiter auf. »Gegen wen, mein Herr?«
Langes, rasselndes Gelächter hallte durch die Höhle. »Gegen deinen lieben Freund Deth Macoll. Genau wie ich nicht bezweifle, dass er die junge Priesterin töten und ihren Élanokristall stehlen wird, bezweifle ich nicht, dass er hierher zurückkehrt – aber nicht, um den Kristall abzuliefern. Er wird versuchen, auch den Vengélanokristall an sich zu bringen und sich eine Macht zu geben, mit der ich mich auseinander setzen muss. Und natürlich hofft er, dich dabei umzubringen.«
Kulwych ballte die weißen Hände. »Ich werde für ihn bereit sein.«
»Gut«, antwortete Rhita Gawr und peitschte seinen Schwanz in einem Funkenregen gegen die Höhlenwand. »Dann bin ich sehr zufrieden.«
24
Futter für den grauen Wolf
W ürgen, würgen und noch mal würgen.
Das war alles, was Tamwyn tun konnte, als er endlich aufwachte. Mehrere Minuten lang lag er nur zusammengerollt auf der Seite. Die Husten- und Brechkrämpfe hielten an, während er so viel Wasser wie möglich aus Magen und Lungen von
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