Der Zauber Von Avalon 02 - Im Schatten der Lichtertore
Seine Augen! Denn die Augen dieser Giftschlange waren nicht nur schwarz. Sie waren völlig leer. Bodenloser als irgendeine Grube oder ein Abgrund. Leer bis auf das Nichts.
Diese Augen waren
die Leere
.
Als Rhita Gawr sich von dem verdorbenen Kristall zurückgezogen hatte, drehte er sich langsam. Immer rundherum kreiste er in der Höhle, bis der stachlige Schwanz fast seinen Kopf berührte, in einem unerbittlichen, aber würdevollen Tanz zu einer Musik, die nur er hören konnte. Das war die Musik der Macht, die in ihm anschwoll, der Eroberung, die näher kam, und des Triumphs, der sich bald erfüllen sollte.
Während er sich in der finsteren Höhle drehte, stoben schwarze Funken, wenn er die Wände streifte. Oft brach er auch in Gelächter aus, das von überall zurückgeworfen wurde. Und dann fing Rhita Gawr an zu sprechen. So oft Kulwych diese Stimme auch gehört hatte, wenn sie ertönte, zitterten ihm immer noch die Knie und sein Mund wurde trocken.
»Jetzt, mein kleines Spielzeug, lass mich dir erzählen, was ich getan habe. Ich habe mir mit der Kraft dieses Kristalls eine Armee zu Hilfe gerufen.«
»Aber, aber, mein Herr, ich habe bereits begonnen, die Krieger zusammenzuholen, um die du gebeten hast.«
Immer noch kreisend knurrte das monströse Geschöpf: »Nicht sie, Kulwych! Ich habe eine eigene Armee aufgestellt – unsterbliche Krieger aus der Anderswelt.«
Der Hexer erstarrte vor Staunen. »Unsterbliche Krieger?«
»Natürlich, mein Kleiner. Glaubst du, ich würde mich allein auf deine jämmerliche Bande Menschen und Gobsken verlassen? Und auf deine begrenzten Fähigkeiten als Befehlshaber?«
Kulwychs narbiges Gesicht wurde flammend rot bei dieser Beleidigung, doch aus seinem Mundschlitz kam kein Wort.
»Sie werden bei meinem Triumph eine Rolle spielen, genau wie du. Aber um zu siegen, brauche ich etwas Stärkeres. Und deshalb habe ich mich an meine Geisterarmee gewandt. Ja, und sie durch diesen Kristall an mich gebunden. Bald werden sie in diese Welt kommen, genau wie ich kam. Sie werden sich in den Sternen sammeln und schnell stärker werden. Und bis sie kampfbereit sind, werde ich zu ihnen hinaufgekommen sein. Dann führe ich sie wieder herunter in diese elenden Länder und beende die Arbeit, die du erst begonnen hast.«
Kulwych senkte den Kopf. Wie die Motte in der Höhle fühlte er, dass sich die schweren Schritte näherten, die bald zermalmen würden, was von seinem Leben noch übrig war. Und von seinen Träumen. »Und dann«, flüsterte er heiser, »wirst du mich wohl fallen lassen.«
Endlich hörte der Beinah-Drache, der Rhita Gawr war,auf zu kreisen. Seine leeren Augen betrachteten den Hexer einen Moment, sie funkelten schwach vom Licht des blutroten Kristalls. Und ebenso vor Befriedigung.
»Nein, Kulwych, obwohl dein Hochmut mich schon gereizt hat, genau das zu tun. Solange du mir treu bleibst und dich in meinen Diensten bescheiden verhältst, habe ich anderes mit dir vor.«
Der Hexer hob leicht den Kopf. »Und das wäre, Herr?«
»Ich mache dich zum Herrscher von Avalon.«
Kulwych fuhr auf, als hätte ihn gerade ein schwarzer Blitz getroffen. »Herrscher? Hmmja?«
»Das stimmt. Während ich Avalon benutze, um andere Welten zu erreichen – angefangen mit der sterblichen Erde –, wirst du hier bleiben. Und Avalon an meiner Stelle regieren.«
Kulwych konnte kaum glauben, was er gehört hatte. »Wahrhaftig, Herr, ich
. . .
«
»Erspare mir deine weinerliche Dankbarkeit! Jetzt berichte mir von deiner eigenen kleinen Armee.«
Der Hexer nahm eine zackige Haltung an. »Alles geht nach Plan, mein Herr. Während Harlechs Gobsken zuverlässige Waffen schmieden, habe ich meine Ghoulacas durch alle Länder geschickt. Sie sollen Verbindung aufnehmen zu deinen Verbündeten: Menschen, die von der kindischen Moral der Gemeinschaft des Ganzen enttäuscht sind, Gobsken, Oger, Trolle von den Bergen und Wechselbälger, wo immer ich sie finden konnte. Ich habe sogar die Unterstützung eines Clans abtrünniger Adlermenschen erreicht, der von Quenaykha regiert wird.«
Er machte eine Pause und grinste. »Es war auch überraschend einfach, Belamirs Bewegung ›Menschen zuerst‹ für dich zu gewinnen. Die einfachen Mitglieder wissen es vielleicht nicht, aber sie stehen dir jetzt ganz und gar zu Diensten.«
»Du hast also die Anführer überzeugen können?«
Kulwychs lippenloser Mund verzog sich wieder zu einem Grinsen. »Hmmja, mein Herr, und zwar die ganz oben.«
»Gut. Und diese Verbündeten
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