Der Zauber von Avalon 03 - Die ewige Flamme
Augen prüfend an. Sein Blick verriet vermehrtes Interesse – und zugleich vielleicht Hochachtung. Schließlich fragte er: »Diese kleine Klinge an deinem Gürrrtel – wofürrr benutzt du sie?«
Tamwyn klopfte auf die Scheide. »Meistens nur zum Schnitzen. Ich baue gerade etwas aus Holz – ein Geschenk für … jemand, den ich mag.« Er tippte auf die Seite seines Bündels und rief einen tiefen, zitternden Ton des Holzes darin hervor. »Eine Harfe.«
Tamwyn hielt inne und horchte dem Ton nach. Dann wurde sein Gesicht plötzlich traurig. »Obwohl ich kein Geschick dafür habe. Und noch nicht einmal die Saiten.«
Wieder antwortete Palimyst, jetzt knurrte er leiser als zuvor. »Auch ich schnitze Holz aus den alten Wälderrrn weiterrr oben im Rrreich. Wie du kenne ich den Schwung einerrr Klinge, die Forrrm des Holzes, die Sprrrache der Maserrrung. Und ich kenne auch die Demut, die aus dem Verrrsuch entsteht, ein Handwerrrk zu meisterrrn.«
Die riesige bucklige Gestalt beugte sich tiefer. »Tamwyn Eopia, wenn du mein Heim besuchen möchtest, würrrde ich dich als meinen Gast begrrrüßen.«
Tamwyn war gerührt von der Großmut und Freundlichkeit dieser Worte, doch er schüttelte den Kopf. »Es wäre mir eine Ehre, Palimyst. Aber …« Er schaute wieder hinauf zuden Sternen. »Ich habe noch einen sehr weiten Weg und viel zu wenig Zeit.«
Palimyst hüpfte etwas näher und senkte seine Stimme zu einem murmelnden Flüstern. »Selbst wenn ich dirrr einen Weg zeigen würrrde, derrr die Zeit anhält?«
»K-k-könntest du das?«, stotterte Tamwyn verblüfft.
»Ja, fürrr einen, derrr Holz schnitzt wie ich. Aberrr ich muss dich warrrnen: Ich kann dirrr sagen, was ich überrr die Kunst weiß. Aberrr nurrr du kannst sie meisterrrn.«
Der junge Mann nickte langsam, er war sich immer noch nicht sicher, ob so etwas möglich sein könnte. »In diesem Fall wäre ich froh, mitzukommen.«
»Dann folge mirrr.«
Mit verblüffender Anmut für ein so großes Geschöpf drehte Palimyst sein Bein und hüpfte ins Tal, wobei er einen Pfad mit zusammengedrücktem Gras hinterließ. Tamwyn vergewisserte sich schnell, dass er alle seine Sachen hatte, dann lief er hinter ihm her. Anders konnte er es mit Palimysts Tempo nicht aufnehmen.
Sie zogen durch das sanft ansteigende Tal an weiteren dampfenden Teichen voll heißem Harz und an glatten Felsnasen vorbei. In der Ferne bemerkte Tamwyn zu seiner Bestürzung auch eine Gruppe Drumalings, doch die baumähnlichen Wesen sahen ihnen schweigend nach. Palimyst und Tamwyn umgingen einen Wasserfall, der sich mit Nebelschwaden über eine Klippe auf dem Bergrücken ergoss. Schließlich erreichten sie einen Cañon, der in das Tal mündete.
Hier schwenkte Palimyst ab und hüpfte in den Cañonhinauf. Obwohl Tamwyn über viele Felsklötze klettern musste, wenn er mitkommen wollte, bemerkte er, dass die kastanienbraunen Wände des Cañons weicher als Stein zu sein schienen – mehr wie eine Art irdenes Material. Er sah auch eine große zusammengerollte Schlange, so kastanienbraun wie das Felssims, auf dem sie lag. In der Nähe flatterten zwei grüne Schmetterlinge über eine Blume, die ihre Blüte gerade geöffnet hatte und so süß wie eine Honigwabe duftete.
Abrupt steuerte Palimyst die schmälere Seite des Cañons an. Ein schmaler Bach rann durch die Mitte mit Wasser vom Kamm darüber. Einige Büsche mit lavendelfarbenen Blättern, wie Tamwyn sie schon zuvor gesehen hatte, säumten neben einer Reihe strahlend blauer und rosa Blumen die Bachufer.
Tamwyn beachtete sie jedoch kaum. Denn das Auffallendste an diesem Cañon war das riesige grüne Tuch, so groß wie eine Wiese, das von einer Klippe hing. Oben war es an den Felsen befestigt, während es sich unten fast bis zum Bach mitten im Cañon erstreckte. Große Tuchwände hingen von den Seiten, sodass darunter ein weites Gebiet vor Wind und Sturm geschützt war. Palimyst hüpfte zu einer Seite, hob eine Tuchklappe und sprang so leicht hinein wie ein Hirsch in eine Lichtung.
Ein Zelt
, dachte Tamwyn verwundert.
Er hat sich ein Zelt gemacht.
Als er, noch keuchend von seinem Lauf, zum Eingang hinaufkletterte, sah er, dass der Stoff aus Tausenden von dünnen starken Ranken gewebt war. Jede Ranke war sorgsamum viele, viele andere gewunden worden und so war haltbares und zugleich flexibles Tuch entstanden. Bevor Tamwyn das Zelt betrat, blieb er stehen und strich mit der Hand über die Webkante.
Der Bursche ist wirklich ein hervorragender
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