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Der Zauber von Avalon 03 - Die ewige Flamme

Titel: Der Zauber von Avalon 03 - Die ewige Flamme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas A. Barron , Irmela Brender
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weißen Kopf, er schaute immer noch nicht direkt in die Lichtquelle. »Mein Name ist Grikkolo. Ich heiße euch in meinem Reich willkommen.«
    »Und ebenso«, fügte Nuic hinzu, »in deiner Bibliothek. Das ist deine Bibliothek, nicht wahr?«
    Ein Lächeln, das sowohl ironisch wie traurig war, breitete sich auf Grikkolos runzligem Gesicht aus. Er hob die beiden Bücher in der Hand hoch, dann tippte er so leicht auf einen Einband, wie Eltern auf die Stirn eines Säuglingstippen würden. Langsam atmete er tief die Luft dieses Raums ein – Luft, die stark nach Lederbänden, handgeschöpftem Papier und jahrhundertealtem Staub roch.
    »Als junger Mann war ich immer hungrig, ungeheuer hungrig – aber nicht nach Nahrung. Nach Information! Ich war so neugierig darauf zu lernen, ich liebte keinen Ort mehr als diese Bücherei. Also studierte ich eifrig, arbeitete hart und bekam schließlich die Stellung eines Bibliothekarlehrlings in der Linguistikabteilung. Doch ich merkte, dass auch das nicht genug war.« Seine großen Augen funkelten. »Ich sehnte mich danach, hier immer zu leben und mein Leben lang nichts zu tun, als diese Bücher zu lesen.«
    »Und dann«, ergänzte Nuic, »kam der Krieg – und dein Wunsch wurde erfüllt.«
    »Ja«, antwortete der Elf ernst, sein Lächeln verschwand. »Das ist wahr. Jetzt habe ich viele Jahre lang hier im Versteck gelebt. Zu viele Jahre, über hundert nach meiner Zählung. Dank meiner elfischen Augen kann ich im Dunkeln sehen – gut genug, um zu lesen und Nahrungsmittel in meinem eigenen kleinen Garten anzupflanzen. Aber ich wage mich nicht mehr aus diesem Gebäude heraus vor Angst, es könnten noch Krieger in der Stadt lauern.«
    Elli neigte mitfühlend den Kopf. »Du musst sehr einsam sein.«
    Zum ersten Mal schaute er sie direkt an. Obwohl er sich rasch wieder abwandte, sah Elli, dass er erschrocken war. »Einsam? Wie könnte jemand einsam sein zwischen so vielen Geschichten, so vielen Sprachen?« Er schüttelte denKopf mit der weißen Mähne. »Einsam bin ich am allerwenigsten!«
    Grikkolo wies mit beiden Händen in die Bücherei. »Ich habe Freunde, viele Tausende von ihnen, in jedem Teil dieses Hauses. Die unwissenden Krieger haben zwar die Regale, die Wandmalereien und die Schaukästen zerstört. Aber das Einzige, worauf es wirklich ankommt, ließen sie zurück.« Er schwenkte die Bände in seinen Händen. »Die Bücher selbst.«
    Nuics Farbe wechselte zu einer nachdenklichen Blauschattierung. »Nicht das Einzige. Sie ließen noch etwas zurück, worauf es ankommt.«
    Der alte Elf legte verwirrt den Kopf schief.
    »Einen Bibliothekar.«
    Grikkolos trauriges Lächeln kehrte zurück. »Sie hinterließen mir viel Arbeit, organisieren und Bände reparieren, das ist sicher. Mehr Arbeit, als ich in mehreren Lebenszeiten bewältigen könnte! Aber vielleicht ist ein Bibliothekar, selbst ein tattriger und vergesslicher, besser als keiner.« Dann funkelten seine Augen wieder neugierig. »Würdet ihr mir jetzt sagen, warum ihr hergekommen seid?«
    »Ja«, antwortete Elli. »Aber würdest du uns zuerst kurz etwas erklären? Warum wurde deine Stadt eigentlich zerstört?«
    Die Runzeln im Gesicht des Alten schienen sich zu vervielfältigen. Er sah plötzlich gebrechlicher aus denn je, als er seine Bücher weglegte und sich an zwei Regale lehnte, die gegeneinander gefallen waren. Durch sein Gewicht stürzten weitere Bände zu Boden und wirbelten eine Staubspirale auf. Er zögerte, bevor er schließlich sprach.
    »Zuerst müsst ihr euch die Stadt vorstellen, wie sie war. Ein Zentrum der Wissenschaften, der Kunst und Musik, der Literatur – das war Dianarra, die Stadt des Lichts. Sie wurde von Geschöpfen erbaut, die von den Sternen kamen, Wesen mit Körpern aus Feuer und flammenden Flügeln.«
    Elli zog überrascht die Augenbrauen hoch.
    »Sie hießen Ayanowyn«, erklärte der Elf. »Oder, in unserer Volkssprache, Feuerengel. Sie brachten uns viele Geschenke – mehr, fürchte ich, als wir verdienten. Sie bauten nicht nur einen großen Teil dieser Stadt, sie bedeckten die Gebäude und Straßen mit glänzenden Fliesen in jeder Farbe, die mit der Hitze ihrer eigenen Flammen gebrannt wurden.«
    Er strich sich ein paar weiße Haare aus der Stirn. »Und sie schenkten uns das Licht. Fackeln loderten überall in Dianarra – was für diese Leute Stadt der gefallenen Sterne bedeutete. Ihr Ziel war, versteht ihr, das hellste Licht ins dunkelste Reich zu bringen.«
    Der Bibliothekar hielt inne und schaute

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